Ausbildungsbotschafter: Azubis als Vorbilder auf Augenhöhe

Aus der IHKAusbildungsbotschafter: Azubis als Vorbilder auf Augenhöhe

Wenn Auszubildende anderen Jugendlichen von ihrem Alltag berichten, entsteht ein besonderer Austausch. Genau darauf bereiten sich junge Menschen in der IHK Düsseldorf vor. Sie werden zu Ausbildungsbotschaftern geschult.

Autorin: Simone Fischer; Bilder: © IHK Düsseldorf
Rund 40 junge Frauen und Männer aus namhaften Mitgliedsunternehmen wie QVC, Mitsubishi Electric, Sana Kliniken, Jung Papier, Hyatt Regency oder Schneider Electric nahmen in dieser Woche teil. Sie alle verbindet die Motivation, Jugendlichen in Schulen unverfälschte Einblicke in die duale Ausbildung zu geben und dabei selbst an Selbstbewusstsein, Präsentations- und Kommunikationsstärke zu gewinnen.

Kommunikation auf Augenhöhe

„Das Projekt ist Teil der Landesinitiative Kein Abschluss ohne Anschluss und setzt auf Peer-to-Peer-Kommunikation“, erklärt Katrin Kolfhaus, Koordinatorin bei der IHK Düsseldorf. „Auszubildende ab dem zweiten Lehrjahr stellen sich in Schulen ab der neunten Klasse vor und berichten von ihrem Berufsalltag. Dadurch entsteht eine Ansprache auf Augenhöhe, die glaubwürdig, authentisch und nah an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler ist.“ Ziel sei es, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung zu stärken, den Übergang von Schule in den Beruf zu erleichtern und den Fachkräftenachwuchs frühzeitig zu sichern.

Bereits seit 2016 setzt die IHK auf dieses erfolgreiche Konzept. Neben den Schulbesuchen hat das Projektteam neue Formate entwickelt, darunter die „Tage der Ausbildungsbotschafter“ mit Messecharakter. Bis zu viermal im Jahr informieren Botschafter dort an Ständen über ihren Weg, ihren Berufsalltag und Entwicklungsmöglichkeiten. Auch beim Azubi-Speed-Dating der IHK übernehmen sie eine wichtige Rolle als Guides für interessierte Jugendliche.

Von dem Einsatz profitieren nicht nur Schulen, Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Unternehmen. „Die Ausbildungsbotschafter tragen zu einer sympathischen und authentischen Arbeitgebermarke bei. Sie sichern den Nachwuchs und stärken zugleich die Bindung an ihr Unternehmen“, betont Kolfhaus. Die jungen Auszubildenden engagieren sich freiwillig in dieser Funktion – mit spürbarer Begeisterung.

Erfahrungen, die motivieren – Stimmen aus der Praxis

So wie Johannes Swidersky. Der 20-Jährige hat 2023 nach dem Abitur eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Jung Papier in Düsseldorf-Benrath begonnen. Für ihn ist die Rolle als Ausbildungsbotschafter eine wertvolle Erfahrung: „Man lernt, vor großen Gruppen zu sprechen, spontan auf Fragen zu reagieren und das eigene Unternehmen noch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das ist bereichernd. Fachlich wie persönlich.“ Ein Studium sei für ihn zwar eine Option gewesen, doch bewusst habe er sich für die Ausbildung entschieden. „Ich bin sehr praxisorientiert. Es spornt mich an, Dinge selbst zu erarbeiten“, sagt er. Sein Anspruch: Jugendlichen Lust auf die duale Ausbildung machen, sie motivieren und Mut geben, ihren eigenen Weg zu gehen.

Auch Anna Kohlmetz bringt sich mit Freude als Ausbildungsbotschafterin ein. Die Monheimerin ist nach ihrem Abitur 2023 mit einer Ausbildung zur Pflegefachfrau in den Sana Kliniken in Benrath in ihr Berufsleben gestartet. Ein Schritt, der ursprünglich nicht geplant war, den sie aber keinesfalls bereut. Mit einem Notendurchschnitt von 1,2 hatte sie zunächst keine Aussicht auf einen Medizinstudienplatz und entschied sich daher für die Ausbildung. Inzwischen hat sie den Medizinertest bestanden und möchte ihr Studium im Anschluss direkt beginnen. Ihre Ausbildung will sie jedoch unbedingt beenden. „Allein, was ich in den unterschiedlichen Abteilungen – von der Kardiologie über die Chirurgie bis zur Neugeborenenstation oder Altenpflege – gelernt habe, möchte ich nicht mehr missen“, erzählt die 19-Jährige. Der große Vorteil: Mit einer abgeschlossenen Ausbildung kann sie nicht nur neben ihrem Studium arbeiten und ihren Lebensunterhalt sichern, sondern gleichzeitig noch tiefer in die Praxis eintauchen. Ein Rat, den sie auch anderen gibt: „Manchmal eröffnen Umwege die besten Chancen.“

Was die Stärke der Ausbildungsbotschafter ausmacht, ist ihre Ehrlichkeit. Sie berichten nicht nur von Erfolgserlebnissen, sondern sprechen auch Herausforderungen offen an. „Wenn Azubis erklären, dass nicht jede Abteilung gleich viel Spaß macht, sie aber trotzdem wichtig ist, oder wenn sie klar machen, dass unentschuldigtes Fehlen ein absolutes No-Go ist, dann wirkt das glaubwürdig und hilft den Schülerinnen und Schülern, sich realistisch vorzubereiten“, so Kolfhaus. Gerade diese Mischung aus Offenheit und Motivation macht den Peer-to-Peer-Ansatz so stark: Durchhaltevermögen, Konfliktfähigkeit und Lösungsorientierung werden nicht nur gefordert, sondern von den Botschafterinnen und Botschaftern ganz konkret vorgelebt.

Schon im Oktober geht es mit einer Vertiefung der Schulungen weiter. Dass die frisch geschulten Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter diesen Termin bereits jetzt fest im Blick haben, zeigt: Das Projekt entfaltet Wirkung – nicht nur in den Klassenzimmern, sondern auch bei den Auszubildenden selbst. Ihr Engagement ist ein Gewinn für Schulen, Unternehmen und die gesamte Wirtschaft im IHK-Bezirk und ein starkes Signal für die Zukunft der dualen Ausbildung.


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