Text: Alexandra von Hirschfeld, Foto: Wilfried Meyer
Mehr als 380 Jugendliche, 43 Unternehmen und unzählige Gespräche, die vielleicht schon bald in einen Ausbildungsvertrag münden: Das Azubi-Speed-Dating der IHK Düsseldorf in der Ratinger Stadthalle bot Jugendlichen und Unternehmen erneut eine unkomplizierte Plattform zum Kennenlernen.
Seit mehr als zehn Jahren organisiert die IHK Düsseldorf das Format, inzwischen fünfmal jährlich – zwei Mal in Düsseldorf, drei Mal im Kreis Mettmann. „Azubi-Speed-Datings sind ein zentrales Element unserer Matchingstrategie“, erklärt Dr. Jürgen Holtkamp, Bereichsleiter Ausbildungsberatung, -stellenvermittlung und -projekte bei der IHK Düsseldorf. „Sie bringen Unternehmen und Jugendliche in den direkten Dialog und senken Hürden auf beiden Seiten.“ Ulla Backes, Ausbildungsberaterin der IHK Düsseldorf, begleitet das Format von Anfang an: „Wir waren eine der ersten Kammern, die das Speed-Dating aufgegriffen haben – und wir entwickeln es stetig weiter. Gerade die Begegnungen auf Augenhöhe machen den Erfolg aus.“
Azubi-Speed-Dating: Erst kennenlernen, dann bewerben
Ob Kfz-Mechatronik, Kaufleute im Groß- und Einzelhandel, Kaufleute für Büromanagement, Verkäufer oder medizinische Fachangestellte – beim Speed-Dating zählen nicht die Bewerbungsunterlagen, sondern der persönliche Eindruck. „Ich habe schon mehr als 40 Bewerbungen verschickt, viele davon wurden gar nicht beantwortet“, sagt Angelina, 20 Jahre alt. „Hier kann ich zeigen, wer ich bin. Und vielleicht überzeuge ich so.“ Auch der 17-jährige Mohamed ist gekommen: „Ich will mich hier informieren, was es für Möglichkeiten gibt und schauen, ob etwas für mich dabei ist.“ Genau das ist das Prinzip: In Gesprächen von jeweils zehn Minuten stellen sich Unternehmen und Jugendliche gegenseitig vor. Kommt es zu einem Match, folgen Bewerbung, Schnuppertag, Praktikum oder ein Ausbildungsvertrag.



Einer, der besonders die persönliche Ansprache schätzt, ist Markus Fait von Jul. Niederenk GmbH & Co. KG, einem Unternehmen für Schließsysteme: „Wir sind das erste Mal dabei und hoffen auf interessante Kontakte. Dieses Jahr haben wir noch keine Bewerbung erhalten – das Speed-Dating ist für uns eine neue Chance.“ Auch Lars Bruusgaard, Ausbildungskoordinator bei der Wayss & Freytag Ingenieurbau AG, ist überzeugt: „Das Format ist nahbar, unkompliziert und bringt schnell Gespräche zustande. Wir konnten darüber bereits mehrfach Azubis gewinnen.“ Niklas Kunze von der Kunkel + Partner Ingenieure GmbH sieht einen großen Vorteil in der direkten Ansprache: „Gerade technische Berufe wie Bauzeichner oder Konstrukteur sind schwer zu vermitteln. Hier können wir erklären, was wirklich dahintersteckt – und welche Entwicklungsperspektiven sie bieten.“
Die Unternehmen haben durchweg gutes Feedback gegeben – sowohl was die Anzahl der Gespräche betrifft als auch deren Qualität. Viele sind optimistisch, ihre ausgeschriebenen Ausbildungsplätze über das Speed-Dating zeitnah besetzen zu können.“
Dr. Jürgen Holtkamp
Und wie geht es nach dem Speed-Dating weiter? Immer mehr Unternehmen nutzen digitale Tools, um den Kontakt zu halten. Kunze von Kunkel + Partner Ingenieure etwa übergibt einen QR-Code zur Bewerbung, der per Handy direkt auf die Karriereseite des Unternehmens führt. Auch die IHK Düsseldorf unterstützt mit Formaten wie Matching-Plattformen und Nachfassaktionen, um Betriebe sowie Bewerberinnen und Bewerber unkompliziert zusammenzubringen.
Digital zum Praktikumsplatz
Dennoch bleibt es für viele Unternehmen eine Herausforderung, motivierte Auszubildende zu finden. Rifat Husic von Edeka Kels bringt es auf den Punkt: „Manche Jugendliche kommen motiviert, andere nur, weil sie müssen. Aber wir nutzen jede Chance, um unsere Ausbildungsberufe sichtbar zu machen.“ IHK-Experte Holtkamp sieht auch gesellschaftliche Veränderungen als Grund für die schwieriger gewordene Nachwuchssuche: „Die Anforderungen an Unternehmen steigen. Wer heute junge Menschen gewinnen will, muss präsenter sein – in den Schulen, online und auf Veranstaltungen wie diesen.“ Deshalb setzt die IHK Düsseldorf nicht nur auf Messen, sondern verstärkt auch auf Schulkooperationen. Viele Jugendliche mit Migrationshintergrund kennen das duale Ausbildungssystem aus ihren Herkunftsländern nicht. Hier klärt die IHK aktiv auf – gemeinsam mit Berufswahlkoordinatoren, Bildungsträgern und Unternehmen. Ein weiteres neues Angebot ist das Ferienpraktikumstool, das derzeit landesweit eingeführt wird: Vom 14. Juli bis 26. August 2025 können Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren über ein digitales Matching-Tool Ferienpraktika bei regionalen Unternehmen buchen.
Für das Azubi-Speed-Dating in Ratingen zieht Holtkamp ein positives Fazit: „Die Unternehmen haben durchweg gutes Feedback gegeben – sowohl was die Anzahl der Gespräche betrifft als auch deren Qualität. Viele sind optimistisch, ihre ausgeschriebenen Ausbildungsplätze über das Speed-Dating zeitnah besetzen zu können.“
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