Die Gründer von Birdie & Co., Laura Müller und Issa Rahbari, haben ein zweites Unternehmen gestartet – die Isla Foods & Co. Seit Januar 2025 sind die gebürtigen Düsseldorfer zudem Inhaber und Geschäftsführer der Niederrheinischen Landbäckerei Berns mit Sitz in Kamp-Lintfort.
Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Jan Kaiser, Michael Lübke
Was 2016 als Start-up mit der Eröffnung des ersten 30 Quadratmeter großen Cafés unter dem Markenzeichen Birdie & Co. begann, hat sich rasant zu einem kleinen Gastro-Imperium entwickelt: Laura Müller und ihr Partner Issa Rahbari sorgen in Düsseldorf für Furore. Das Paar führt mit Herzblut und Qualitätsbewusstsein inzwischen an fünf Standorten in der Stadt erfolgreich sein Café- und Deli-Konzept plus Catering- und Liefer-Business – und das bislang ohne externe Investoren. Die Speisen werden in einer eigenen Zentralküche vorbereitet und passen perfekt zur ernährungsbewussten Zielgruppe der Gegenwart: Bowls mit Früchten, Salate, Superfoods, Eierspeisen und hausgemachte Kuchen, dazu kommen ein Catering- und Lieferservice und ausgewählte Produkte für zuhause oder zum Mitnehmen.
Zu den Cafés kommt nun eine Bäckerei
Wirtschaftlich gut aufgestellt, soll die Expansion nun weiter gehen. Möglich wäre es zum Beispiel, Standorte auch in anderen Städten zu eröffnen. Einen recht großen Schritt haben Müller und Rhabari bereits Anfang 2025 realisiert: Das Duo ist nun auch Inhaber und Geschäftsführer eines 1860 eröffneten Handwerksunternehmens, das täglich Brot, Brötchen, Plunder und Kuchen backt. „Wir haben einen über Banken finanzierten Millionen-Euro-Betrag investiert, um die Bäckerei Berns samt der Bäcker und Konditoren, Verkäufer und Marktbeschicker aus der Insolvenz heraus zu übernehmen. Der Prozess hat Monate gedauert und viele schlaflose Nächte gekostet“, sagen die Düsseldorfer.
Warum dann das Ganze überhaupt? Lohnt sich das? Die Birdie-Cafés laufen doch gut, sind eine feste Größe im Stadtleben an sieben in Tage in der Woche von 8 Uhr bis 20 Uhr, an 365 Tagen im Jahr. „Die Idee spukt schon lange in meinem Kopf herum“, erzählt Müller, Liebhaberin handgemachter Produkte. Brot sei zudem ein unschätzbares Kulturgut, das es zu erhalten gelte. „Wir wollen einen Gegenpol zu all den Fertigteigwaren setzen. Ein seit mehr als 150 Jahren existierender Familienbetrieb wie die Bäckerei Berns soll eine Zukunft haben“, sagt die 36-Jährige. Und was passt neben Kaffee, selbstgemachten Säften, Marmelade, Granola und Hummus besser zu einem Deli als Brot und Backwaren aus eigener Herstellung? „Bislang haben wir Viennoiserie und Brot von der Bäckerei Hinkel bezogen. Jetzt haben wir unser eigenes Hausbrot aus 100 Prozent Sauerteig“, sagt Co-Gründer Rahbari.
Als erfolgreiche Quereinsteiger die Chance nutzen
Studiert hat er Betriebswirtschaft. Von Berufs wegen war er IT-Berater und wie Müller – eigentlich war sie Lehrerin – ist er ein klassischer Quereinsteiger mit Mut zum Risiko. Denn: Einen insolventen Betrieb zu übernehmen, sei eine große Herausforderung – aber vor allem eine riesige Chance. „Wir glauben an das Handwerk, an die Qualität und an die Menschen hinter dem Unternehmen“, sagt das Duo unisono. Was ist das Ziel? „Die Bäckerei mit unserer Erfahrung in moderne, digitalisierte Strukturen zu überführen, 80 Arbeitsplätze zu sichern und gleichzeitig die handwerkliche Tradition zu bewahren.“ Dabei setzen sie auf klare Neuausrichtung, effiziente Prozesse und ein frisches Konzept. „Wir haben bereits erste Ideen, wie wir das Sortiment optimieren, nachhaltiger wirtschaften und die Handwerksbäckerei neu positionieren können“, sagen sie.
Die Bäckerei Berns steht aber nicht nur für handgemachte Qualität, sondern auch für gelebte Marktkultur. So betreiben die Düsseldorfer nun knapp 20 Stände auf Wochenmärkten in der Region – vom Niederrhein bis ins Bergische Land, von Meerbusch-Büderich oder Angermund bis Ratingen, Bottrop oder Moers. „Die Wochenmärkte sind ein wertvoller Bestandteil der lokalen Versorgung und eine Tradition, die wir mit voller Überzeugung weiterführen werden“, sagt Rahbari. Die Märkte seien nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch sozialer Treffpunkt. „Sie sind ein Brennglas unserer Gesellschaft. Es ist uns wichtig, diese Kultur zu erhalten und weiterzuentwickeln“, sagt er. Die Chefs von inzwischen 180 Mitarbeitenden treibt die Lust auf Veränderung an. Sie nutzen Chancen, entwickeln sich stetig weiter, wachsen und setzen konsequent auf Qualität. „Gemeinsam wollen wir etwas Neues aufbauen, ohne das Alte zu verlieren“, sagen sie.
Wichtig: gute Arbeitsteilung und eine Familie, die unterstützt
Dabei haben Müller und Rhabari ihr Konzept nicht am Reißbrett geplant. Aus dem Traum, ein eigenes Wohlfühl-Café zu führen, ist in gerade einmal acht Jahren ein mittelständisches Unternehmen geworden. Während Rahbari im Hintergrund die Fäden zieht, Finanzen und Controlling verantwortet, kümmert sich Müller vorrangig um Personal und Qualitätsmanagement. Sie ist das Gesicht von Birdie & Co., pflegt ihr weitverzweigtes Netzwerk, engagiert sich für die Belange der Gastronomie auch als stellvertretende Vorsitzende im Tourismus-Ausschuss der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf.
Die beiden – privat und beruflich ein Paar – sind die ersten in ihren Familien, die sich für ein Leben in der Gastronomie und im Handwerk entschieden haben. „Was anfangs eher skeptisch beäugt wurde. Mein Vater und meine vier Brüder sind Ärzte oder Anwälte“, sagt der 37-jährige Rahbari. Auch Müller erinnert sich noch gut daran, als ihr Vater zum ersten Mal im Laden war und rief: „Das gibt’s doch nicht. Sie hat zwei erfolgreiche Studienabschlüsse und jetzt schmiert sie Bagels.“ Dennoch konnten sie stets auf die Unterstützung aller zählen: „Sie glauben an uns und haben uns immer unterstützt“.
Übrigens: Das Markenzeichen, der kleine Birdie in Müllers Lieblingsfarbe Türkis, ist beim Brainstorming entstanden. Aus etlichen Scribbeln und Ideen, wie beispielsweise Early Bird, wurde Birdie & Co..
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