Das Tor nach Zentralasien: Usbekistan setzt auf Partnerschaft mit der deutschen Wirtschaft

Aus der IHKDas Tor nach Zentralasien: Usbekistan setzt auf Partnerschaft mit der deutschen Wirtschaft

Digitalisierung, Fachkräfte und Investitionen – mit diesen Themen präsentierte sich Usbekistan im Juni 2025 als Partner mit Perspektive. Zur 9. Sitzung des Deutsch-Usbekischen Wirtschaftsrats (DUWIRAT) kamen mehr als 100 hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Deutschland und Usbekistan in der IHK Düsseldorf zusammen.

Text: Alexandra von Hirschfeld, Foto: Andreas Endermann
Ein Zeichen besonderer Wertschätzung war die Teilnahme des usbekischen Premierministers Abdulla Aripov, der mit einer großen Delegation angereist war. Die Sitzung wurde vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft gemeinsam mit der IHK Düsseldorf und NRW.Global Business organisiert.

Brückenbauer zwischen zwei Wirtschaftsräumen

IHK-Präsident Andreas Schmitz eröffnete die Sitzung mit einem klaren Bekenntnis zur bilateralen Zusammenarbeit: „Usbekistan hat sich beeindruckend geöffnet – wirtschaftlich wie politisch. Die IHK Düsseldorf unterstützt diesen offenen Dialog und den Ausbau unserer Partnerschaften.“ Auch Premierminister Abdulla Aripov betonte die Rolle Deutschlands in der wirtschaftlichen Transformation seines Landes: „Usbekistan befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Wir laden die deutsche Wirtschaft ein, Teil dieser Transformation zu sein – mit Know-how, Innovation und gemeinsamen Werten.“ Wie dynamisch sich die Beziehungen bereits entwickelt haben, unterstrich Professor Manfred Grundke, Co-Vorsitzender des Wirtschaftsrats: „Usbekistan gehört zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Zentralasiens. Das bilaterale Handelsvolumen stieg 2024 um neun Prozent auf 1,173 Milliarden Euro, im ersten Quartal 2025 bereits um weitere 16 Prozent – ein starkes Signal.

Strategische Partnerschaften in Schlüsselbranchen

Premierminister Aripov skizzierte die wirtschaftlichen Prioritäten seines Landes. Dazu gehören Digitalisierung, Energieversorgung, Bildung und Fachkräfteentwicklung. Gleichzeitig hob er die Branchen hervor, in denen große deutsch-usbekische Kooperationsmöglichkeiten bestehen: Ernährungswirtschaft, Elektroindustrie und Textilwirtschaft.

Ein zentrales Instrument dieser Öffnung ist der IT Park Uzbekistan, der sich als digitale Drehscheibe positioniert. Mehr als 2.850 Unternehmen – darunter mehr als 750 mit ausländischem Kapital finanziert – sind hier inzwischen registriert. Die Exporte von IT-Dienstleistungen aus Usbekistan belaufen sich auf rund eine Milliarde US-Dollar pro Jahr – mit großem Potenzial nach oben. Deutschland gehört zu den Hauptzielmärkten.

Der IT Park bietet internationalen Investoren attraktive Bedingungen: Steuerfreiheit bis 2040, reduzierter Einkommenssteuersatz (7,5 Prozent), keine Arbeitserlaubnispflicht für ausländische Fachkräfte und ein „Zero Risk“-Programm mit kostenfreiem Büro und aktiver Unterstützung.

Konkrete Projekte im Fokus

Ein Highlight der Sitzung war die Präsentation aktueller Investitionsvorhaben. Verkehrsminister Ilkhom Makhkamov stellte umfangreiche Infrastrukturprojekte vor – darunter den Ausbau von Straßen und Schienen. Im Bereich Agrarwirtschaft wurde ein Geflügelzuchtzentrum mit einem Investitionsvolumen von 35 Millionen Euro und 110 geplanten Arbeitsplätzen präsentiert. Weitere Projekte betrafen die Verlagerung von Textilproduktionen sowie neue Glasgeschirrwerke zur industriellen Diversifizierung. Im Tourismussektor plant Usbekistan einen modernen Geschäfts-, Wohn- und Hotelkomplex sowie ein internationales Ski- und Freizeitgebiet. Ziel ist es, urbane Infrastruktur zu schaffen, neue Jobs zu generieren und das Land als Reiseziel attraktiver zu machen.

Auch der Bildungsbereich steht im Fokus: Eine medizinische Fakultät mit Universitätsklinikum soll in Zusammenarbeit mit deutschen Partnern entstehen. Damit sollen nicht nur Fachkräfte vor Ort ausgebildet, sondern auch neue Standards in der Gesundheitsversorgung gesetzt werden.

Usbekistan als Zukunftsmarkt für deutsche Unternehmen

Usbekistan hat in den vergangenen Jahren seine Wirtschaft konsequent reformiert und auf Marktorientierung ausgerichtet. Mehr als 75 Prozent aller Firmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung sind im Ballungsraum Taschkent registriert. Mit seinen 38 Millionen Einwohnern – Durchschnittsalter: 29 Jahre – ist das Land nicht nur demografisch interessant, sondern auch als Standort für Nearshoring-Projekte in einer sich neu ordnenden Weltwirtschaft.

Der DUWIRAT versteht sich als G2B-Plattform und Inkubator für deutsch-usbekische Kooperationen. Die Jubiläumssitzung 2026 soll in Taschkent stattfinden – ein weiterer Schritt, um die Partnerschaft zwischen beiden Ländern strategisch zu vertiefen.


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