Handel im Wandel: Trump trotzen
Autor: Natascha Plankermann, Foto: Andreas Enderman
Ist der globale Handel von den aktuellen Konflikten zwischen den USA, China und der Europäischen Union langfristig betroffen? Wie gehen regionale Unternehmen mit der unsicheren Situation um? In einer starken EU flexibel denken – diese Devise gaben die Gesprächspartner beim Forum zur Handelspolitik der IHK Düsseldorf aus.
Wenn der globale Handelsmotor stottert, spürt man das an einem internationalen Wirtschaftsstandort wie Düsseldorf, an dem sich viele Unternehmen aus dem asiatischen Raum angesiedelt haben. Es herrschen neue Verhältnisse und das bedeutet in den Worten von Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf: „Die USA und China ringen in einem geopolitischen Wettstreit um Marktdominanz und globale Vorherrschaft.“ Vor allem nach der Wiederwahl von Donald Trump habe man damit zu kämpfen, dass die Handelsbeziehungen einseitig durch die USA neugestaltet würden. Aktueller hätte das Forum Handelspolitik der IHK Düsseldorf nicht sein können, wenige Stunden später folgten die neuesten Zoll-Drohungen des US-Präsidenten gegenüber der Europäischen Union.
Trotz dieser Unsicherheiten war die Haltung der Wirtschaftsvertreter pragmatisch. Maximilian Butek, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Shanghai, betonte, die EU dürfe sich nicht zwischen den Großmächten aufreiben. Andreas Schmitz sieht in einer weniger strikten Regulierung auch Chancen für Unternehmen. Als Beispiel für Europas wirtschaftliche Stärke nannte er spezialisierte Stahlprodukte aus NRW. Die USA könnten darauf zwar Zölle erheben, doch da diese Produkte dort gar nicht hergestellt würden, müssten amerikanische Firmen die Kosten tragen.
Dieser Aspekt wurde im Verlauf des Forums mehrfach diskutiert – unter anderem von den Unternehmensvertreterinnen und -vertretern, Mirja Gerlach vom Maschinenbau-Unternehmen Münch Edelstahl aus Hilden und Olaf Sommer, Geschäftsführer der M&C TechGroup Germany in Ratingen, einem Experten für Regeltechnik. „Für uns ist Amerika der größte Einzelmarkt außerhalb der EU bei den Exporten, die etwa 75 Prozent unseres Geschäfts ausmachen“, sagt Olaf Sommer. Trotz der Unvorhersehbarkeit der US-Handelspolitik gelinge es dank kluger Vertriebsstrategien, die Kosten weiterzugeben. Es gebe keine langfristige Berechenbarkeit der Politik mehr, gemeinsam mit den amerikanischen Unternehmen sei man auf der Suche nach Wegen, die Situation zu managen.
Dieses Bestreben erlebt auch Mirja Gerlach, deren Maschinenbau-Unternehmen zu 85 Prozent von Exporten (zum Beispiel der Ausfuhr von Pelletier-Maschinen) lebt. Für ihr Geschäft habe sich insgesamt nicht viel verändert: „Wir erleben immer wieder Veränderungen und einbrechende Märkte, zum Beispiel durch Kriege. Das heißt, wir müssen stets schnell reagieren – auch auf wechselnde Regularien.“




„Was würden Sie sich wünschen, wie die EU mit dieser Situation umgeht?“ wollte Moderatorin Nicole Bastian vom Handelsblatt von den Unternehmensvertreteterinnen und -vertretern wissen. „Mehr Präsenz und ein selbstbewussteres Auftreten“, lautete die einhellige Antwort. Für Olaf Sommer war es abzusehen, dass sich die Wirtschaft weltweit multipolar entwickelt. Seine Firma reagiert darauf mit Produktionsstätten an drei Standorten: in Deutschland, Vietnam und den USA.
Mirja Gerlach betonte, Unternehmen müssten handlungsfähiger werden – ihre Flexibilität werde allzu häufig durch strenge Regeln in Deutschland und innerhalb der EU eingeschränkt: „Da sehe ich einen der wichtigsten Krisenpunkte, denn die anderen halten sich nicht an diese Regeln.“




Auch die Welthandelsorganisation WTO beschäftigt sich intensiv mit den Folgen der aktuellen Konflikte. Ralph Ossa, Chief Economist and Director Economic Research and Statistics Division der Welthandelsorganisation, hält dramatische Auswirkungen jedoch für unwahrscheinlich: Zwar würden einige Märkte unter erhöhten Zöllen leiden, doch 87 Prozent der weltweiten Nachfrage entfielen nicht auf die USA. Besonders der Handel mit Dienstleistungen berge großes Potenzial. Die Rolle der internationalen Handelsorganisation ist nach Worten des Experten trotz der aktuellen Entwicklungen nicht zu unterschätzen: „74 Prozent des Weltgüterhandels werden immer noch unter den günstigen Zöllen der 166 Mitgliedsstaaten der WTO abgewickelt – und darüber hinaus gibt es weitere Abkommen, die für die Praxis des Handels wichtig sind.“
Peter Berz, Referatsleiter in der Generaldirektion Handel der EU-Kommission, sieht die Gegenmaßnahmen der EU als entscheidend. Während die USA Zölle androhten, arbeite die EU an strategischen Antworten. Für IHK-Präsident Schmitz gibt es am Ende nur eine Kraft, die Trump in die Schranken weisen kann: der Markt selbst.
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