Gewerbegebiet Röbbeck: Gemeinsam für eine klimaneutrale Energieversorgung

Regionale WirtschaftKurz und klarGewerbegebiet Röbbeck: Gemeinsam für eine klimaneutrale Energieversorgung

Die Unternehmen im Gewerbegebiet Röbbeck in Velbert benötigen für ihre Produktion viel Energie. Und die soll möglichst preiswert und möglichst grün sein. Die IHK Düsseldorf hat deshalb das Projekt „Klimaneutrale Energieversorgung der Röbbeck“ initiiert.

Text: Viktoria Karls, Foto: Hans-Juergen Bauer
Es geht um Synergieeffekte, mehr Kooperation und pragmatische Lösungen: Im Sky Room der IMS-Arena in Velbert hat die IHK Düsseldorf das Projekt „Klimaneutrale Energieversorgung der Röbbeck“ gestartet. Zur Auftaktveranstaltung hatten die IHK und ihre Projektpartner – der Beratungs- und Planungsdienstleister Agiplan Public GmbH, die Stadt Velbert und die Stadtwerke Velbert – die Unternehmen des Gewerbegebiets Röbbeck geladen.

Auf dem rund 136 Hektar großen Gelände sind mehr als 100 Unternehmen ansässig, vom Metallverarbeiter bis zum Spediteur. Die Röbbeck macht derzeit rund 16 Prozent des Strom- und etwa acht Prozent des gesamten Gasverbrauchs der Stadt Velbert aus. Eine Machbarkeitsstudie soll nun den aktuellen und künftigen Energiebedarf der Unternehmen ermitteln. Auf dieser Datengrundlage werden Handlungsoptionen erarbeitet, mit deren Hilfe die Energieversorgung des Gewerbegebiets künftig klimaneutral erfolgen kann. Und zwar zu vertretbaren Kosten für die Unternehmen.

Gemeinsam planen statt allein agieren

Dennis Höfer, Referent für Industrie, Energie und Umwelt bei der IHK Düsseldorf, machte in seinem Impulsvortrag deutlich: Der Schlüssel zum Erfolg der klimaneutralen Transformation liegt in der Zusammenarbeit. Das Thema betrifft alle Unternehmen und die haben sich bereits mit einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen auf dem Weg Richtung Klimaneutralität begeben: von der Installation von Leichtbau-Photovoltaik auf dem Dach, über diverse Energieeffizienzmaßnahmen bis hin zum Umstieg auf nachhaltige Produkte. Doch irgendwann geraten die Betriebe an ihre betriebswirtschaftlichen Grenzen, etwa weil die Umsetzung von Maßnahmen außerhalb ihres Verantwortungsbereichs liegt, zum Beispiel beim Thema Netzausbau. Oder weil sie betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll sind. Die Bedarfe von benachbarten Betrieben, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, werden nur selten berücksichtigt. „Dadurch bleiben Synergien und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit ungenutzt – und damit das Potenzial für Kosteneinsparungen. Denn gemeinsam lassen sich Maßnahmen umsetzen, die sich für einzelne Unternehmen aktuell nicht rechnen“, sagte Höfer.

Die IHK Düsseldorf leitet und finanziert das Projekt. Der nächste Schritt ist nun eine Machbarkeitsstudie, die Agiplan Public im Auftrag der IHK ab Mai 2025 durchführt. „Ziel ist es, auf Basis einer Status-quo- und Potenzialanalyse der Energieversorgung konkrete Handlungsoptionen für eine klimaneutrale Transformation zu entwickeln“, erklärte Nomo Braun, Geschäftsführer von Agiplan Public bei dem Event in der IMS-Arena. Damit die Energieversorgung des Gewerbegebiets Röbbeck in Zukunft kosteneffizient auf Klimaneutralität umgestellt werden kann, müssen sich möglichst viele Unternehmen an der Studie beteiligen. „Ideal wäre es, wenn rund ein Drittel der Unternehmen bei der Befragung mitmacht – gerne mehr”, sagte Braun und ergänzte: „Nur wenn wir eine verlässliche Datengrundlage haben, können wir auch gute – und vor allem auch umsatzfähige – Handlungsempfehlungen ableiten und Entscheidungen treffen.“

Konkrete Energiebedarfe planen und koordinieren

Das Projekt ist eine großartige Gelegenheit, um in den Dialog mit den Unternehmen zu kommen“, sagte Saša Vasković, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Velbert. „So können wir herausfinden, um welchen konkreten Energiebedarf es sich bei den jeweiligen Unternehmen handelt, sodass wir die Betriebe auf ihrem Weg in Richtung Klimaneutralität am besten unterstützen können. Das betrifft insbesondere auch koordinierte Maßnahmen zum Ausbau der Energieinfrastruktur.“

Auch Jörg Ostermann, Beigeordneter der Stadt Velbert, begrüßte das Vorhaben der IHK. Es leiste einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Klimastrategie von Velbert. Bis 2028 müsse auch seine Kommune eine Wärmeplanung verabschieden. „Die genauen Daten aus der Machbarkeitsstudie erleichtern uns die Arbeit“, sagte Ostermann. „Darüber hinaus können wir so als Stadt neue Möglichkeiten der kommunalen Energieversorgung prüfen, beispielsweise, ob sich hier ein Fernwärmenetz lohnen würde.“

Best-Practice Erfahrungen vom Niederrhein

Dass der Projektansatz funktioniert und erfolgreich ist, zeigt das Beispiel Kempen am Niederrhein. Dort haben die IHK Mittlerer Niederrhein, die Stadt Kempen und die Stadtwerke Kempen zusammen mit Agiplan Public eine ähnliche Machbarkeitsstudie für das Gewerbegebiet Industriering Ost/Am Selder in Auftrag gegeben. Das Ergebnis sind 18 handfeste Vorhaben: von koordinierten, abgestimmten Maßnahmen an der Infrastruktur, über die gemeinsame Nutzung einer Floating-Photovoltaik-Anlage bis hin zur Gründung eines Gewerbegebietsmanagements vor Ort mit Fokus auf Energie. Janika Woltering-van Haag, Geschäftsführerin der Hefe van Haag GmbH & Co. KG und Vizepräsidentin der IHK Mittlerer Niederrhein, berichtete den Unternehmen aus dem Gewerbegebiet Röbbeck über ihre positiven Erfahrungen aus dem Kempener Projekt und den wertvollen Mehrwert für die Unternehmen vor Ort: „Im Endeffekt geht es darum, dass sich jemand kümmert und die zentralen Akteure vor Ort an einem Tisch zusammenbringt – die Transformation zur klimaneutralen Energieversorgung geht nur gemeinsam.“

Gemeinsam günstiger und effizienter sein

Die ersten Reaktionen der Betriebe aus Velbert waren positiv. Viele zeigten sich bereit, an der Studie teilzunehmen und schätzten den Einsatz der IHK als Initiatorin des Projekts. „Um das Thema Energiewende kommt heute kein Betrieb mehr herum. Wenn wir durch eine Partnerschaft es für alle günstiger und effizienter gestalten können, wäre das ein toller Erfolg für das Gewerbegebiet“, sagte Martin Püschel, Mitarbeiter bei der STS Aviation GmbH, die den weltweit einzigen Dornier-328-Turboprop-Flug-Simulator bereitstellt.

Bis Ende des Sommers sollen die zentralen Daten aus der Umfrage erhoben und ausgewertet werden. Im Herbst werden die spezifischen Handlungsempfehlungen für die Umstellung der Energieversorgung auf Klimaneutralität erarbeitet. Die IHK Düsseldorf wird den Unternehmen im Gewerbegebiet Röbbeck die Ergebnisse am Ende des Jahres im Rahmen einer Veranstaltung vorstellen. „Wir wünschen uns, dass das Projekt der Startschuss sein wird für ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen und für die koordinierte Umsetzung von Maßnahmen in Richtung Klimaneutralität. Gemeinsam lässt sich mehr bewegen“, erklärte IHK-Referent und Projektleiter Höfer.


Weitere Artikel zum Thema Netzwerk finden Sie hier!

NEUES AUS DER RUBRIK