Leben retten ist ganz einfach – wenn man weiß, wie. Die Initiative „NRW rettet Leben“ zeigt in praxisnahen Schulungen, was im Notfall zu tun ist. Denn die sofortige Hilfe durch Laien ist mitunter lebensentscheidend.
Autorin: Jasmin Oberdorfer; Fotos: AdobeStock
Bei medizinischen Notfällen zählt bekanntlich jede Sekunde. 408 Sekunden wirken vor diesem Hintergrund wie eine Ewigkeit. So lange – also fast sieben Minuten – dauert es in Deutschland nach Angaben des Deutschen Reanimationsregisters, bis nach dem Notruf die ersten Rettungskräfte am Einsatzort eintreffen.
Ein Zeitfenster, in dem niemand untätig bleiben sollte. Gerade bei Notfällen wie einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt es auf schnelle Reaktionen an: Das Herz pumpt kein Blut mehr, der Blutkreislauf stoppt und ohne Herzdruckmassage kommt es schon innerhalb von drei bis fünf Minuten zu irreversiblen Schäden im Gehirn. Wird frühzeitig mit der Reanimation begonnen, kann das die Überlebenschancen der betroffenen Person deutlich erhöhen. Ersthelfende leisten also einen wichtigen Beitrag, wenn sie die kritischen Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken.
NRW rettet Leben – eine Initiative für mehr Ersthelfende
Um möglichst viele Menschen zu animieren, in regelmäßigen Abständen ihre Kenntnisse in Erster Hilfe aufzufrischen und als Laien Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen, haben die Landesärztekammern in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit Bernd W. Böttiger, Medizinprofessor, Klinikdirektor und Vorstandsvorsitzender des German Resuscitation Council (GRC, Deutscher Rat für Wiederbelebung), im Jahr 2022 die Initiative „NRW rettet Leben“ gegründet. Die Plattform möchte das Bewusstsein für das Thema in der Öffentlichkeit stärken und möglichst viele Menschen im beruflichen Kontext in Reanimationsmaßnahmen schulen.
Nach Angaben des GRC erleiden deutschlandweit jährlich mehr als 120.000 Menschen außerhalb eines Krankenhauses einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Vielen Leuten fehlt jedoch das Wissen darüber, wie man im Notfall angemessen reagiert. Die Folge: Nur jede zehnte betroffene Person überlebt. Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein: „Würde die Laienreanimation in der Bevölkerung flächendeckend angewendet, ließen sich jedes Jahr in Deutschland 10.000 Leben zusätzlich retten.“
Aufklärung, Schulungen und Hintergrundinformationen
In den Schulungen der Initiative vermitteln Fachkräfte wie man einen Notfall erkennt, den Rettungsdienst richtig alarmiert und lebensrettende Maßnahmen wie Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung durchführt. Ein zentrales Ziel dabei: Menschen die Angst nehmen, im Ernstfall etwas falsch zu machen. Viele zögern zum Beispiel, weil sie befürchten, bei der Herzdruckmassage eine Rippe zu brechen. Diese Sorge ist zwar berechtigt – doch ein Bruch heilt, während das Ausbleiben einer Wiederbelebung Leben kosten kann.
Darüber hinaus gibt die Initiative in Workshops weitere Einblicke in das Thema Laienreanimation und stellt unter anderem digitale Ersthelfer-Apps vor. Speziell geschulte Ersthelfende können über solche Apps mittels GPS-Ortung künftig zu Notfällen in ihrer Nähe gerufen werden. Sie erreichen den Einsatzort oft früher als der Rettungsdienst und können bereits vor dessen Eintreffen mit lebensrettenden Maßnahmen beginnen. Zudem informiert die Initiative in ihren Veranstaltungen über eine wichtige Neuerung: Ab dem Schuljahr 2026/2027 wird Reanimationstraining in den Klassen 7, 8 oder 9 verpflichtend – damit alle Schülerinnen und Schüler die erforderlichen Handgriffe erlernen.
Als nächstes möchte die Initiative NRW rettet Leben die Industrie- und Handelskammern in NRW sowie regionale Unternehmen für das Thema Laienreanimation sensibilisieren und sie dabei unterstützen, Reanimationstrainings fest in den Arbeitsalltag zu integrieren. Am 4. September 2025 ist dazu ein Workshop in Düsseldorf geplant – damit künftig noch mehr Menschen im Notfall schnell und sicher handeln.
Veranstaltungshinweis: Workshop der Initiative NRW rettet Leben
Wann? 4. September 2025, 14 bis 17 Uhr
Wo? Haus der Ärzteschaft, Düsseldorf
Für wen? Personalverantwortliche sowie Fachkräfte aus dem Arbeitsschutz und dem betrieblichen Gesundheitsmanagement, die Reanimationsschulungen für ihre Mitarbeitenden umsetzen möchten.
Was erwartet sie? Aktuelle Einblicke in die Laienreanimation in Deutschland, Erfahrungsberichte aus der Praxis, Infos zu Ersthelfer-Apps sowie zum Reanimationsunterricht an Schulen.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Hier geht es zur Anmeldung.
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