Seit 14 Jahren leitet Gründerin Jeannine Halene die Düsseldorfer Agentur Rheinschurken, schreibt Kolumnen und engagiert sich für wohltätige Zwecke. Ihr Weg zum Erfolg: eine produktive Mischung aus Zielstrebigkeit und Bauchgefühl.
Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Marvin Katrinski (People), Agentur Rheinschurken (Interior)
Nach zehn Jahren Schule war für die junge Jeannine Halene klar: Ich gehöre nicht ins Klassenzimmer, sondern in den Ballettsaal. Gesagt, getan: „Ich schmiss die Schule in Düsseldorf und ging an die Oper nach Leipzig, um meine Tanzausbildung zu beginnen“, erzählt die heute 45-Jährige. Den durchgetakteten Alltag am Gymnasium empfand sie als beengend, das Tanzen als befreiend. Doch nach etwa einem Jahr erkannte sie, dass das strenge Programm an einer Ballettakademie ihr nicht den kreativen Raum bot, den sie sich erhofft hatte.
Wieder traf sie eine Entscheidung: „Mitten in der Nacht rief ich meine Eltern an und bat sie, mich abzuholen. Ich wollte nun doch die Schule zu Ende machen und danach in Ruhe überlegen, wie es weitergeht.“ Sie holte das verlorene Jahr auf, stieg in ihre alte Jahrgangsstufe ein und machte Abitur. Schon damals zeichnete sich ein Wesenszug ab, der heute die Basis für den beruflichen Erfolg der Unternehmerin ist: Wenn sie ein Ziel hat, verfolgt sie es hartnäckig. Dabei setzt sie nicht auf vorgegebene Routen, sondern sucht ihren eigenen Weg.
Mehr als Marketing – Düsseldorfer Agentur Rheinschurken
Nach dem Abschluss ihres BWL-Studiums wurde sie Marketingassistentin eines mittelständischen Unternehmens. Bereits nach einem Jahr stieg sie zur Chefin ihrer Abteilung auf. Nach dem Verkauf der Firma an einen US-Eigentümer ging sie auf dessen Wunsch nach Texas, wo sie als Head of Marketing für 53 Länder zuständig war. „Das war natürlich zunächst sehr spannend, vor allem das viele Reisen. Doch auch hier fehlte mir das Ärmelhochkrempeln, dieses Gefühl, eigenen Ideen zu folgen, statt immer nur den Börsenkurs des Unternehmens im Blick zu haben“, erzählt sie. Nach anderthalb Jahren trennte sie sich im Guten. 2011 gründete die Düsseldorferin in ihrer Heimatstadt eine Werbeagentur mit Schwerpunkt Employer Branding. Der Neustart gelang auf Anhieb: Durch ihr großes Netzwerk bekam sie von früheren Kunden und Geschäftspartnern direkt erste Aufträge.



Hart arbeiten, aber nach eigenen Regeln und mit viel Raum für Kreativität: Bei den Rheinschurken, wie ihre Agentur seit 2022 heißt, ist sie endgültig beruflich angekommen. Durch ihre Erfahrung als Marketingchefin eines Unternehmens kennt sie beide Seiten: die Interessen der Auftraggeber und die Möglichkeiten der Kreativen, diese erfolgreich in Form von Kampagnen umzusetzen. Dafür geht sie jede Aufgabe mit ihrem zehnköpfigen Team ohne Scheuklappen und Denkverbote an. „Im Fokus steht natürlich der Wunsch des Kunden, doch bei der Umsetzung verlassen wir uns auf unseren Instinkt, auf die Ideen, die wir im gemeinsamen Austausch entwickeln“, sagt Halene, die neben ihrer Tätigkeit als Agenturinhaberin erfolgreich Sachbücher und Kolumnen schreibt und andere Unternehmen strategisch berät. Dass dieser Ansatz aufgeht, zeigen zwei German Brand Awards, mit denen die Agentur erst kürzlich ausgezeichnet wurde.
„Bauchgefühl kann man nicht programmieren“
Anders als in der Branche üblich, gibt es bei den Rheinschurken wenig Fluktuation – viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seit Jahren dabei. Halene weiß selbst genau, wie wichtig das Gefühl ist, am richtigen Ort zu sein, um das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. „Ich habe viel Vertrauen in mein Team und verlange von niemandem, bis 22 Uhr im Büro zu sitzen. Menschen brauchen Spaß an der Arbeit, um gute Ergebnisse zu liefern, und das funktioniert bei uns seit Jahren sehr gut. Wir haben eine echte Partnerschaft und sind auch privat verbunden.“

Neben der Mitarbeiterbindung spielt auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz eine zentrale Rolle für den Erfolg der Rheinschurken. Halene verfolgt dabei einen pragmatischen Ansatz: „Vieles, was sich durch KI automatisieren lässt, zum Beispiel im Bereich Recruiting, ist sinnvoll und nicht mehr wegzudenken. Das gilt auch für Bots beim Verfassen von Texten, die ich inzwischen gern nutze. In Zukunft wird KI ein wesentlicher Faktor sein, dem wir offen gegenüberstehen sollten.“ Die Kunst sei, zu unterscheiden, wo die neue Technologie Mehrwert schaffe und wo nicht. „Gerade im kreativen Bereich kommt es am Ende auf das Bauchgefühl an. Und das kann man nicht programmieren.“
Es war auch ihr Bauchgefühl, das Halene immer wieder zurück nach Düsseldorf geführt hat. „Hier bin ich zuhause, hier habe ich Familie und Freunde, die mich unterstützen, und hier möchte ich gerne etwas zurückgeben“, sagt die alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Darum engagiert sie sich regelmäßig für wohltätige Zwecke, unterstützt etwa die Doc Heilein & Friends Charity Gala in der Tonhalle und fördert als Mitinitiatorin des einflussreichen Netzwerkformats „Ladies Talk“ junge Gründerinnen.
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