Um attraktiv zu bleiben, müssen Innenstädte im Online-Zeitalter mehr bieten als Einzelhandel. Passend dazu hat der Fachbereich Design der Peter Behrens School of Arts der Hochschule Düsseldorf das Retail Design StudioKÖ in der Düsseldorfer KÖ Galerie eröffnet. Es soll Menschen anziehen, die keinen Konsum suchen, sondern kreativen Austausch in Events, Seminaren oder Ausstellungen.
Text: Gesa van der Meyden, Foto: Simon Fricke
Wer einkaufen möchte, muss heute nicht mehr das Haus verlassen. Wer etwas erleben möchte, dagegen schon. Genau darin liegt die Chance der Innenstädte, mit ihren Straßen und Shopping-Centern weiterhin Publikum anzulocken. „Wir müssen weg vom reinem Einzelhandel hin zu Mixed-Use-Konzepten“ sagt Professor Bernhard Franken, Studiengangleiter für Retail Design am Fachbereich Design der Peter Behrens School of Arts der Hochschule Düsseldorf. Schon jetzt laufen rund 16 Prozent des Handels über Online-Plattformen, Tendenz steigend. Was online aber nicht funktioniert, sind persönliche Begegnungen oder Kunst und Objekte, die man anfassen kann.
All das ist ab sofort in einem der exklusivsten Shopping-Center der Landeshauptstadt möglich. Anfang Juli 2025 hat der Fachbereich Design der Peter Behrens School of Arts der Hochschule Düsseldorf das Retail Design StudioKÖ in der ersten Etage der KÖ Galerie eröffnet. Auf 150 Quadratmetern wird es hier in Zukunft Ausstellungen, Events, Lehrveranstaltungen und Arbeitsplätze für Studierende geben. Schon die Party zur Eröffnung hat Bernhard Franken gezeigt, dass so ein Raum offenbar gebraucht wird: „Die Stimmung und die Resonanz waren unglaublich und haben unsere Erwartungen weit übertroffen. Die Gäste kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen von Wirtschaft und Wissenschaft“, so der Professor der Hochschule Düsseldorf, deren Studiengang Retail Design bundesweit einzigartig ist.
„Vitales öffentliches Leben fördern“
Schon jetzt gebe es Anfragen zur Nutzung der offen gestalteten Räumlichkeiten, die mit Unterstützung des Verbands AGPU Media, dem Möbelhersteller Wilkhahn, dem Bodenhersteller Fotoboden und dem Leuchtenhersteller RZB entstanden sind. Dazu zählen Vertreter von Messen und Berufsverbänden, die sowohl öffentliche als auch private Veranstaltungen planen. Alexander Balzer, Center Manager der KÖ Galerie, freut sich über die wachsende Diversität in „einer der repräsentativsten Lagen Deutschlands“. Diese Kooperation zeige, „wie Bildungseinrichtungen und Einzelhandelsimmobilien gemeinsam neue Wege erkunden können. Das Studio bietet der Retail-Branche eine Plattform des Diskurses und der Reflexion, vor allem aber des Erforschens, Weiterentwickelns und der Auslotung neuer Möglichkeiten.“
Die sind notwendig, weil der stationäre Einzelhandel mit 631,9 Milliarden Euro zwar die drittgrößte Branche der deutschen Volkswirtschaft ist, aber seit Jahren durch die Konkurrenz des Internets an Bedeutung verliert. „In der Folge droht Junk-Retail die Innenstädte zu übernehmen und die Randlagen sowie Kleinstädte zu veröden. Doch der Wandel ist eine Chance, die freiwerdenden Flächen neu mit kulturellen, sozialen, medizinischen Nutzungen oder mit Bildungseinrichtungen zu belegen und damit ein vitales öffentliches Leben zu fördern. Unser Ziel ist es, Retail Design relevant für die Stadt und die Gesellschaft zu machen.“, sagt Franken.
„Gemeinsames Erleben von Kultur, Kunst und Bildung“
Genau das ist auch eine der zentralen Ideen des Konzepts „Stadt der Zukunft“, in dem die IHK Düsseldorf gemeinsam mit ihren Gremienmitgliedern und weiteren Expertinnen und Experten Handlungsansätze formuliert hat. Ziel ist es, die Städte facettenreicher und damit resilienter zu machen. Einzelhandel ist dabei nur ein Angebot von vielen, um die Menschen vom Sofa in die City zu locken. „Wir müssen vermehrt auf das setzen, was die Leute nur im öffentlichen Raum finden: Atmosphäre, gemeinsames Erleben von Kultur, Kunst und Bildung“, sagt Sven Schulte, Referent Handel und Stadtentwicklung bei der IHK Düsseldorf.
Naturgemäß sei das in einer vitalen Großstadt wie Düsseldorf mit ihren vielen Events von Karneval über Frankreich-Fest und Japan-Tag bis hin zur Kirmes und Weihnachtsmarkt einfacher als in kleineren Kommunen. Doch auch dort gelte es, all das zu fördern, was die Menschen zusammenbringt. „Das Retail Design StudioKÖ ist ein Paradebeispiel dafür, wie man Leerstand kreativ nutzen kann“, sagt der Branchenexperte.