Digitale Standortanalysen zeigen, wie attraktiv die Innenstädte von Velbert und Ratingen sind, wer sie besucht und welche Potenziale dort noch stecken. Die Ergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse für Handel, Verkehr und Stadtentwicklung – Grundlage für passgenaue Strategien vor Ort, um Aufenthaltsdauer und Besucherfrequenz zu steigern.
Autorin: Sina Hoffmann; (c) IHK Düsseldorf
Im August 2025 hat die IHK Düsseldorf in Velbert ihre aktuelle digitale Standortanalyse vorgestellt. Die Untersuchung beleuchtet das Besucherverhalten in den Innenstädten von Velbert und Ratingen auf Basis umfassender Daten aus dem Jahr 2023. Erfasst wurden Herkunft, Frequenzen, Laufwege, Kopplungsbesuche zur Verbindung mehrerer Ziele sowie Zielgruppen und Milieus. Ziel ist es, Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Handel, Stadtmarketing und Immobilieneigentümern eine fundierte Basis für Entscheidungen und Maßnahmen, um die Potenziale der Innenstädte optimal zu nutzen. Die Zahlen unterstreichen dabei die bestehenden Forderungen an Politik und Verwaltung. Damit sollen Aufenthaltsdauer und Kaufkraft erhöht und die Zentren nachhaltig entwickelt werden – damit Velbert und Ratingen auch in Zukunft lebendige und funktionale Städte bleiben.
Velbert: klare Ansatzpunkte identifiziert
Velbert zieht Besucher aus einem Einzugsgebiet von rund 300.000 Menschen an – verteilt auf mehrere Zentren. Zwischen Kernzone, StadtGalerie und Kulturzone bestehen enge Austauschbeziehungen. Die Gäste reisen überwiegend mit Auto oder ÖPNV an und verweilen durchschnittlich 129 Minuten in der Innenstadt. Mehr als die Hälfte bleibt weniger als zwei Stunden, nur jeder Fünfte länger als vier Stunden.
Werktags zeigen sich zwei Besucherspitzen: frühmorgens um acht Uhr und mittags. Der Donnerstagnachmittag sticht dank des Feierabendmarkts hervor. Nach 18 Uhr sinkt die Besucherzahl – Kultur- und Freizeitangebote erreichen nur wenige Gäste. Klar ist: Veranstaltungen, Wochenmärkte und lokale Events wirken sich positiv auf die Besucherzahlen aus – ein Ansatzpunkt, um Frequenz und Umsatz gezielt zu steigern.
Die Innenstadt wird vor allem von Menschen aus der unteren und mittleren Mittelschicht besucht – die Kaufkraft liegt unter dem deutschen Durchschnitt. Gezielte städtebauliche Aufwertungen sowie eine bessere Verknüpfung und der Ausbau von Einkaufs- und Gastronomiequartieren können dazu beitragen, die Aufenthaltsdauer zu verlängern und neue Zielgruppen anzusprechen. „Darüber hinaus gilt es, Wegebeziehungen und Achsen aufzuwerten – insbesondere die Verbindung vom ZOB in die Innenstadt, die als bedeutende Achse künftig attraktiver gestaltet werden soll“, bringt es Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle Velbert und Regionalbeauftragter für den Kreis Mettmann, auf den Punkt.
Ratingen: Potenzial für neue Zielgruppen nutze
Die Ratinger Innenstadt ist ein Magnet für Kundinnen und Kunden aus umliegenden Orten. Das Einzugsgebiet umfasst mehr als 450.000 Menschen, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt 120 Minuten. Wer länger bleibt, gibt nachweislich mehr Geld aus – ein wichtiger Faktor für Handel und Gastronomie. Besonders freitagnachmittags und samstags ist die Fußgängerzone stark frequentiert – ein Hinweis auf die Attraktivität von Gastronomie und Freizeitangeboten. Ein Drittel der Besucher kommt aus umliegenden Städten und nutzt häufig das Auto, während Kurzstreckenbesucher zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Der Großteil der Gäste gehört zur Oberschicht und oberen Mittelschicht. Ältere Besucher ab 60 Jahren sind überdurchschnittlich vertreten, während 31- bis 40-Jährige unterrepräsentiert sind.
Hier gilt: Die Verlängerung der Aufenthaltsdauer ist möglich, etwa durch bessere Verknüpfungen zwischen Einkaufs- und Gastronomiequartieren. Auch Events steigern die Frequenz deutlich – das zeigt der für das Genießerwochenende 2023 erhobene Besucherindex. Der Index stieg am Freitag von 115 auf 181, am Samstag von 104 auf 146 und am Sonntag von 64 auf 128 – wobei 100 Punkte einem durchschnittlichen Tag entsprechen.
Um die Ratinger Innenstadt künftig mehr zu beleben, liegt der Fokus auf der Stärkung schwach angebundener Bereiche, auf einem effektiven Wegeleitsystem und auf gezielten Events für neue Zielgruppen, zum Beispiel für junge Leute und Familien. Nadia Mohseni, Regionalbeauftragte für den Kreis Mettmann, betont: „Auch für Ratingen zeigt die digitale Standortanalyse deutlich, dass eine bessere Vernetzung und Besucherlenkung erforderlich sind. Gezielte Wegeleitsysteme können dazu beitragen, die Innenstadt als Ganzes erlebbar zu machen.“
Mehr Infos:
Mehr Informationen zur digitalen Standortanalyse in Ratingen und Velbert der IHK Düsseldorf gibt es hier.
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