„Sicherheit wird zur Standortfrage“ – Live-Podcast diskutiert Zeitenwende in Düsseldorf

Aus der IHK„Sicherheit wird zur Standortfrage“ – Live-Podcast diskutiert Zeitenwende in Düsseldorf

Text: Susan Tuchel, Foto: M. Schrömbgens
Manches kommt live einfach besser. Viermal im Jahr lädt die IHK in Kooperation mit dem Rotonda Business Club zu Themen ein, die dem Wirtschaftsstandort unter den Nägeln brennen. Dieses Mal ging es bei „Wirtschaft unplugged“ um die Frage der Wehrhaftigkeit, auf neudeutsch defence. Drei Vertreter aus Industrie, Stadtverwaltung und Finanzwelt erläuterten der Moderation Andrea Greuner, was die sicherheitspolitische Zeitenwende für den Wirtschaftsstandort Düsseldorf bedeutet – und wie sich Unternehmen, Kommunen und Banken auf mögliche Bedrohungsszenarien einstellen.

„Wir haben uns am Anfang blutige Nasen geholt“, erinnerte sich Clemens Schmees, geschäftsführender Gesellschafter der Schmees cast Langenfeld GmbH. Vor sieben Jahren gründete die Edelstahlgießerei mit 250 Mitarbeitern das Geschäftsfeld „Schmees defence“. Der Familienbetrieb hatte sich ursprünglich auf rostfreie Legierungen spezialisiert – doch die Nachfrage brach weg, die Konkurrenz kaufte günstiger im Ausland ein. Drei Jahre dauerte es, bis sie die Zulassung für den sogenannten Panzerstahl bekamen. „Die erste Platte kam vom Prüfinstitut in Meppen mit drei dicken Löchern zurück“, erinnert sich Schmees. Heute liefert das Unternehmen hochspezialisierte Komponenten bis nach Australien und Kanada.

Checklisten sind keine Garantie

Was bedeutet Sicherheit auf kommunaler Ebene, wollte Andrea Greuner von Christian Zaum wissen. Der Beigeordnete für Wirtschaft, Recht, Ordnung und Gesundheit der Landeshauptstadt Düsseldorf, ist seit Jahren krisengebeutelt: „Corona, Hochwasser, Ukrainekrieg – das waren drei völlig unterschiedliche Krisen, die wir durchlebt haben.“ Düsseldorf habe als Konsequenz ein umfassendes Krisenmanagement etabliert, evaluiert und zertifizieren lassen. Die Stadt könne heute bei einem Blackout die Trinkwasserversorgung sicherstellen, notfalls ein zweites Krankenhaus auf dem Universitätsparkplatz aufbauen und übe regelmäßig für den Ernstfall. Trotzdem mahnt Zaum: „Jede Krise ist anders. Wer glaubt, er kann einfach eine Checkliste abarbeiten, wird im Ernstfall scheitern.“

Finanzierungsfragen in der Zeitenwende

„Wir mussten das Thema Rüstung erst wieder lernen“, bekannte Steffen Pörner, Geschäftsführer Bankenverband NRW e. V. Jahrzehntelang seien Banken unter öffentlichem und investorseitigem Druck aus der Finanzierung von Wehrtechnik ausgestiegen. Heute jedoch sei klar: Ohne Kapital keine Verteidigungsfähigkeit – und ohne strategische Unabhängigkeit keine stabile Wirtschaft.

Doch eine Kreditfinanzierung im Verteidigungsbereich sei komplex: lange Laufzeiten, regulatorische Hürden, ethische Abwägungen. „Das ist nicht wie bei einer Maschineninvestition. Sie haben hohe Vorlaufkosten, technische Risiken und politische Unwägbarkeiten. Dafür brauchen Sie Konsortien, Förderprogramme und das Vertrauen der Hausbank.“ Andererseits stehen aber auch eine Billion Euro zur Verfügung, um den Zivilschutz im wahrsten Sinne auf die Kette zu bekommen, denn im Ernstfall müssten die Panzer über Straßen und Brücken, die oft marode sind.

Am Ende bleibt die Frage: Wird Sicherheit zur neuen Währung wirtschaftlicher Entwicklung? Für die Teilnehmenden des Podcasts lautet die einstimmige Antwort: ja. Sicherheit schafft Vertrauen – bei Investoren, Unternehmen und der Bevölkerung. Und Düsseldorf scheint dafür gut aufgestellt: mit Rheinmetall als internationalem Technologietreiber, mit belastbaren Netzwerken zwischen Stadt, Wirtschaft und Banken – und mit einer Portion rheinischer Pragmatik.

„Sicherheit wird zur Standortfrage“ – Live-Podcast diskutiert Zeitenwende in Düsseldorf
Christian Zaum, Landeshauptstadt Düsseldorf, Beigeordneter für Wirtschaft, Recht, Ordnung und Gesundheit; Sabine Falke, Geschäftsführerin & Clubmanagement Düsseldorf, Rotonda Business Club; Clemens Schmees, Geschäftsführender Gesellschafter, Schmees cast Langenfeld GmbH; Andrea Greuner, Moderatorin, Geschäftsführerin Interessengemeinschaft Königsallee E.V.; Steffen Pörner, Geschäftsführer Bankenverband Nordrhein-Westfalen e.V.; Nicola Roeb, Leiterin Kommunikation und Public Affairs

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