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Unternehmen als „Partner der Reserve“

Was bedeutet es, wenn Mitarbeitende regelmäßig an Bundeswehrübungen teilnehmen? Darum ging es beim Auftakt der IIR-Webinarreihe „Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft.

Autor: Daniel Boss
Ob als ehemalige Grundwehrdienstleistende, „Freiwillig Wehrdienst Leistende“, als Soldatin oder Soldat auf Zeit oder Berufssoldatin und Berufssoldat – nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst ist man automatisch Reservistin oder Reservist. Aktuell gibt es etwa 60.000 „beorderte“ Reservistinnen und Reservisten bei der Bundeswehr. Sie sind einem bestimmten Dienstposten zugeordnet  –  und leisten regelmäßige Übungen. Ihre Zahl soll nun deutlich erhöht werden: Das neue Wehrdienstgesetz sieht ein Aufwachsen auf 200.000 Reservistinnen und Reservisten in den kommenden Jahren vor. Im Ernstfall sollen sie die Streitkräfte unterstützen.

Reservistenwesen und seine Bedeutung für die Wirtschaft

Was bedeutet das Reservistenwesen – jetzt und in Zukunft – für die Wirtschaft? Darum ging es beim Auftakt der offenen und kostenfreien Webinarreihe „Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft“, organisiert von der IHK-Initiative Rheinland (IIR). Mit Oberst Florian Kracht, Leiter des Kompetenzzentrums Reservistenangelegenheiten, stand den mehr als 30 Teilnehmenden ein ausgewiesener Experte zur Verfügung. Moderiert wurde die rund 80-minütige Info-Veranstaltung von Henner Pasch, Präsident der Bergischen IHK. „Wir müssen uns um unsere Resilienz kümmern“, so Pasch zum Einstieg. Wie können sich mittelständische Unternehmen an sicherheits- und verteidigungsrelevanten Entwicklungen beteiligen? Diese Leitfrage der Webinar-Reihe fand eine erste wichtige Antwort: Durch die Unterstützung von Reservistinnen und Reservisten.

In diesem Zusammenhang verwies Oberst Kracht auf die Auszeichnung „Partner der Reserve 2025“, die Anfang November in München verliehen wurde. Sie richtet sich an Unternehmen, die den Reservistendienst ihrer Mitarbeitenden durch Flexibilität und Verständnis unterstützen und damit beispielgebend für die Integration der Reserve in den Arbeitsmarkt sind. Seit 2016 wurden so insgesamt 40 Unternehmen, Organisationen und Institutionen des Öffentlichen Dienstes gewürdigt.

Was kommt auf Unternehmen zu?

Doch worauf müssen sich Unternehmen einstellen, wenn Mitarbeitende regelmäßig zur Reserveübung „ausrücken“? Kracht stellte unter anderem klar, dass die Übungen derzeit nicht verpflichtend sind, „sondern immer in enger Abstimmung mit den Reservisten und auch den Arbeitgebern erfolgen“. Schließlich kann ein solcher Dienst schon mal mehrere Wochen dauern. Die Bezahlung übernimmt  in solchen Fällen der Staat, das gilt auch für die Sozialabgaben. Auch die „Erstattung des Arbeitsentgeltes für eine Ersatzkraft“ ist möglich.

„Ist es für Arbeitgeber nicht ohnehin ein Gewinn, wenn Mitarbeitende bestimmte Kompetenzen bei der Bundeswehr erlernen“, lautete eine Frage aus der Runde. Neben ganz praktischen Dingen wie beispielsweise Schulungen für Gefahrgut-Transporte oder einem Kettensägen-Führerschein betonte der Experte vor allem die Mitarbeitermotivation. Sie sei sicherlich „das stärkste Argument“ aus Sicht der Unternehmen.

Blick auf andere NATO-Staaten

Eine weitere Frage aus der Runde betraf die Reserve-Regelungen anderer Nato-Staaten. Kracht konnte das konkrete Beispiel Polen nennen, wo jeder männlicher Bürger ab 18 Jahren Reservist ist. „Das kann natürlich bei deutschen Unternehmen eine Rolle spielen, die polnische Staatsbürger beschäftigen oder mit ihnen zusammenarbeiten.“

Zuletzt stellte Kracht auch die Möglichkeit einer Kurzausbildung für Ungediente im Heimatschutz vor. „Hier können Menschen einen Beitrag für ihre Stadt und ihre Region leisten.“ Hierfür registriert die Bundeswehr einen immensen Zulauf: „Stand  Anfang Dezember liegen uns rund 3.000 Initiativbewerbungen vor.“

Erkenntnisse und Ausblick der Webinarreihe

Dr. Nikolaus Paffenholz, Abteilungsleiter Unternehmensservice bei der IHK Düsseldorf, zog ein positives Fazit nach dem ersten Webinar der Reihe. Es habe deutlich gemacht, dass Reservistinnen und Reservisten nicht nur Engagement zeigen, sondern auch Fähigkeiten mitbringen, die in jedem Unternehmen gefragt sind: von Belastbarkeit über Führungserfahrung bis hin zu Verantwortungsbewusstsein. „Als IHK möchten wir aufzeigen, wie sich gesellschaftliches Engagement und betriebliche Realität sinnvoll verbinden lassen, um echte Win-win-Situationen zu schaffen“, so Paffenholz.

Sieben weitere Veranstaltungen sind zwischen Januar und Juli 2026 geplant. Paffenholz: „In der Fortsetzung der Reihe zeigen wir die gesamte Bandbreite der Sicherheits- und Verteidigungswirtschaft – von Fördermitteln und öffentlichen Aufträgen bis zu Cyber-Resilienz und digitaler Souveränität. Unser Anliegen ist es, Unternehmen Orientierung zu geben und deutlich zu machen, wo neue Anforderungen entstehen und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben.“


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