Zukunftsmodell für Integration: Hand in Hand for International Talents

Aus der IHKZukunftsmodell für Integration: Hand in Hand for International Talents

Düsseldorf setzt auf internationale Fachkräfte: Das Projekt Hand in Hand for International Talents von der DIHK und der Agentur für Arbeit zeigt, wie Rekrutierung und Integration gelingen – mit starken Netzwerken, klaren Strukturen und praxisnaher Unterstützung.

Autorin: Alexandra von Hirschfeld; © Andreas Endermann
Der Fachkräftemangel zählt seit Jahren zu den größten Herausforderungen für Unternehmen in Düsseldorf und im Kreis Mettmann. In den Konjunkturumfragen der IHK Düsseldorf steht er regelmäßig unter den drei größten Risikofaktoren. Immer mehr Betriebe berichten, dass offene Stellen über Monate unbesetzt bleiben.

Eine Antwort liefert das Projekt Hand in Hand for International Talents (HiH), gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium und umgesetzt von der DIHK Service GmbH gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit. Es zeigt, wie internationale Fachkräfte erfolgreich rekrutiert und dauerhaft integriert werden können.

Netzwerkveranstaltung bringt Akteure zusammen

Um Unternehmen, Verbände und Partner mit den Chancen vertraut zu machen, luden die IHK Düsseldorf und die Agentur für Arbeit Düsseldorf zu einer Informations- und Netzwerkveranstaltung ein. Rund 90 Unternehmerinnen und Unternehmer, Personalverantwortliche sowie Vertreter regionaler Netzwerke nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren, Kontakte zu knüpfen und praxisnahe Einblicke zu erhalten.

Wie der Weg in die Praxis aussieht, machten die Projektkoordinatoren von HiH deutlich. Mario Nikolay von der Agentur für Arbeit Düsseldorf betonte: „Unsere Arbeit umfasst drei Bereiche: den technisch-bürokratischen Teil, die digitale Strategie mit mehrsprachigen Online-Angeboten und internationale Projekte. Die Kooperation mit der IHK Düsseldorf ist dabei ein zentraler Baustein – und steht exemplarisch dafür, wie das Projekt Hand in Hand funktioniert.“ Theresa Proyer, Referentin für Internationale Fachkräftesicherung bei der IHK Düsseldorf, ergänzte: „Unsere Aufgabe ist es, Unternehmen Schritt für Schritt zu begleiten – von Bewerbungsgesprächen über die Anerkennung bis hin zur Integration. Niemand muss diesen Weg allein gehen.“

Düsseldorf gewinnt Fachkräfte: Projekt Hand in Hand for International Talents erleichtert Rekrutierung und Integration.
Suzanne Awada (DIHK Service GmbH), Axel Schlabes (Amt für Migration und Integration, 54/35 Firmenservice und Erwerbstätigkeit Landeshauptstadt Düsseldorf), Tobias Lucks (Copart Deutschland GmbH), Mario Nikolay (Agentur für Arbeit Düsseldorf), Theresa Proyer (IHK Düsseldorf)

Hoher Unterstützungsbedarf bei Unternehmen

Der Bedarf ist groß: Nur sechs Prozent der Unternehmen in Deutschland werben bislang aktiv international Fachkräfte an. 58 Prozent sehen keinen Bedarf, während 36 Prozent trotz Engpässen nicht im Ausland rekrutieren – meist wegen Bürokratie, Anerkennungsfragen oder fehlender Integrationserfahrung.

Hier setzt die NRW Fachkräfteagentur International (FAI) an: Sie begleitet Unternehmen bei allen Fragen – von Anerkennung und Visum bis zum Onboarding. Finanziert durch das Land NRW und den Europäischen Sozialfonds (ESF) ist die Beratung kostenfrei. „Wir unterstützen Unternehmen in allen Phasen – von der Anerkennung bis zur Integration“, so Projektleiterin Almut Schmitz.
Derzeit rekrutiert HiH Fachkräfte in Brasilien, Indien und Vietnam, ab Mitte 2025 auch auf den Philippinen. Teilnehmende verfügen über anerkannte oder anerkennungsfähige Abschlüsse, mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und ein B1-Sprachniveau.

Integration: Beispiele aus der Praxis

Wie reibungslos das laufen kann, schilderte Tobias Lucks, Director of Operations, People & Culture and Legal der Copart Deutschland GmbH. Das Unternehmen suchte 2022 dringend Java-Entwickler über Stellenanzeigen, jedoch ohne Erfolg. Über HiH wurde schließlich eine Fachkraft aus Indien vermittelt. „Besonders beeindruckt hat uns die schnelle Zusammenarbeit mit den Behörden und Institutionen. Die Kommunikation mit den Kandidaten lief reibungslos – der gesamte Prozess von Matching bis Integration wurde professionell begleitet.“ Die Mitarbeiterin ist bis heute im Unternehmen tätig und fest etabliert.

Ein weiteres Beispiel lieferte João Bohn aus Brasilien, der als IT-Fachkraft über Hand in Hand nach Düsseldorf kam. Hier leben und arbeiten zu dürfen, sei für ihn wie ein Sechser im Lotto, denn, alles was man seiner Ansicht nach für einen guten Start brauche, sei da – von der Unterstützung im Beruf bis hin zur offenen Atmosphäre in der Stadt.

Andre Schuster vom Kommunalen Integrationsmanagement (KIM) betonte: „Das KIM-Case Management eröffnet Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Düsseldorf einen strukturierten Zugang zu individuell zugeschnittener Begleitung und Unterstützung bei komplexen Herausforderungen. Es ist mehr als ein Infopoint – es gestaltet Integrationsprozesse nachhaltig, transparent und menschlich.“ Christine Hahn, Projektkoordinatorin Vorintegration und Übergangsmanagement am Goethe-Institut, ergänzte: „Sprache ist nur der Anfang. Wir vermitteln ein realistisches Bild von Deutschland – auch über Kultur, Klima und Kosten.“

Starke Partner für ein schnelles Ankommen

Wie wertvoll ein unterstützendes Umfeld wirkt, unterstrich Svitlana Bayer vom Expat Service Desk (ESD). Die gemeinsame Einrichtung der IHK Düsseldorf, der Stadt Düsseldorf und des Kreises Mettmann berät zu aufenthalts- und arbeitsrechtlichen Verfahren, gibt Orientierung bei alltäglichen Herausforderungen wie bei der Suche nach Wohnraum, Schule oder Kita und hilft mitreisenden Partnerinnen und Partnern beim beruflichen Anschluss. „Wir bieten nicht nur Informationen, sondern schaffen Netzwerke – damit sich internationale Fachkräfte und ihre Familien hier schnell wohlfühlen können“, so Beyer.

Auch die Ausländerbehörde Düsseldorf berichtete über Fortschritte. Sachgebietsleiter Axel Schlabes verwies auf neue digitale Angebote: „Seit März können alle Anträge online gestellt werden. Außerdem gibt es ein Neukundenzentrum, das Neuankömmlingen zeitnah Termine ermöglicht.“

Verlässliche Strukturen schaffen

Durch die Panels führte Suzanne Awada von der DIHK Service GmbH, die als Projetreferentin das Projekt Hand in Hand bundesweit begleitet. Sie betonte die Bedeutung des Netzwerks: „Wir können den Fachkräftemangel nur dann wirksam angehen, wenn wir alle Akteure – von den Kammern über die Behörden bis hin zu den Unternehmen – zusammenbringen. Entscheidend ist, dass wir Strukturen schaffen, die funktionieren, und Mut machen, internationale Wege zu gehen.“

IHK-Düsseldorf-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen brachte es im Schlusswort auf den Punkt: „Unsere Aufgabe als IHK ist es, verlässliche Strukturen zu schaffen, die Unternehmen dauerhaft nutzen können. Netzwerke zu bilden und unsere Mitgliedsunternehmen auf die vielfältigen Möglichkeiten aufmerksam zu machen, gehört ebenso dazu wie die Unterstützung in der Praxis. Am Ende geht es auch um die Frage: Warum entscheiden sich Fachkräfte für Düsseldorf? Die Antwort muss lauten: Weil wir hier Strukturen haben, die tragen – heute und in Zukunft.“


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