125 Jahre Rheinbahn

Interview mit Klaus Klar, Vorstandsvorsitzender und Arbeitsdirektor der Rheinbahn AG, über Vergangenheit und Zukunft des Unternehmens

Ein Büssing-Bus der Rheinbahn im Jahr 1938 in Leichlingen.

Text: IHK-Redaktion, Fotos: Rheinbahn

Herr Klar, wie hat sich die Rheinbahn seit ihrer Gründung 1896 verändert? Was waren die wichtigsten Meilensteine?

Unsere Linien waren von Anfang an und sind heute noch die Lebensadern der Stadt und der Region. Richtungsweisend in den Anfangszeiten waren neben dem Bau der Oberkassler Brücke die erste elektrische Schnellbahn Europas auf der Strecke nach Krefeld oder die Beteiligung an der Gründung des Flughafens.

Klaus Klar, Vorstandsvorsitzender und Arbeitsdirektor der Rheinbahn AG

Nach den schrecklichen Kriegsereignissen war die Rheinbahn innerhalb kürzester Zeit wieder der Mobilitätsgarant.
Es folgte gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf der Bau der U-Bahn in den 1970er-Jahren und ab 2007 der Bau der Wehrhahn-Linie. Mit deren kunstvoll gestalteten Bahnhöfen haben wir es 2016 sogar bis in die New York Times geschafft! Die Weiterentwicklung der Barrierefreiheit durch niederflurige Bahnen und Busse und durch Hochbahnsteige ist eine der größten Errungenschaften für unsere Kunden.

Aktuell haben wir uns auf den Weg gemacht, die Busflotte auf emissionsfreie Antriebe umzustellen. Dies ist eine Notwendigkeit für saubere Luft und den hohen Lebenswert in unserer Stadt und im Umland.

Der drohende Fachkräftemangel ist für alle Unternehmen ein Thema. Wie geht die Rheinbahn damit um?

Wir sind ein Unternehmen, in dem gut die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Fahrdienst tätig ist.

Ein Triebwagen der Rheinischen Bahngesellschaft fährt um 1905 durch das mächtige Portal der Oberkasseler Brücke in Richtung Neuss. Foto: Julius Söhn

Aber auch in der Verwaltung, den Werkstätten, der Infrastruktur und der Planung gibt es bei uns spannende und gefragte Berufsbilder. Bei Stellenausschreibungen oder zum Ausbildungsstart erhalten wir viele hundert Bewerbungen. Und wir sind ein sicherer und nachhaltiger Arbeitgeber: Mehr als die Hälfte unserer Beschäftigten sind ehemalige Azubis – dadurch beugen wir dem Fachkräftemangel vor. Besonders wichtig ist uns, künftig noch mehr Frauen in allen Bereichen einzustellen. Hier können wir noch besser werden.Bei den Auszubildenden ist uns das zuletzt gut gelungen. Von 37 Azubis im letzten Jahrgang sind 15 weiblich – elf davon starteten ihre Ausbildung in technischen Berufen. Das entspricht einer Quote von rund 40,5 Prozent. Darauf sind wir stolz.

Wie wichtig ist das Unternehmen für den Standort Düsseldorf – gerade in schwierigen Zeiten?

Wir haben seit unserer Gründung 1896 maßgeblich zur Entwicklung dieser Stadt, aber auch der ganzen Region, beigetragen. Noch heute ist das so: Wir bieten nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität, waren in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Anfang 2020 hat sich der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre zunächst fortgesetzt: Im Januar und Februar stiegen die Fahrgastzahlen weiter. Seit März 2020 ist jedoch nichts mehr wie vorher. Wie alle Nahverkehrsunternehmen befördern wir sehr viel weniger Fahrgäste und haben deutlich geringere Einnahmen. Aber wir haben auch bewiesen, dass wir mit der Krise umgehen können, dass wir selbst systemrelevant sind. Vielen Menschen ist dadurch klar geworden, welchen wichtigen Beitrag wir für das Funktionieren unserer Stadt und unserer Region leisten.

Welche Rolle spielt die Rheinbahn bei der Verkehrswende?

Noch nie waren die Dynamik und die Notwendigkeit einer Veränderung der Mobilität so groß wie heute. Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist für Düsseldorf und für die gesamte Region mit allen individuellen Bedürfnissen der Bevölkerung und der Wirtschaft sowie den strukturellen Herausforderungen ein unverzichtbarer Standortfaktor.

„Ein Mobilitätsmix ist das, was wir hier brauchen“

Eine erfolgreiche Verkehrswende bedeutet nicht nur, den Anteil des Nahverkehrs im Modal Split zu erhöhen, sondern auch, Busse und Bahnen, Autos und alternative Verkehrsmittel intelligent miteinander zu vernetzen und den Menschen zu helfen, gezielt nach ihrem Mobilitätszweck das geeignete Verkehrsmittel zu nutzen. Der ÖPNV ist dabei das Herzstück der innerstädtischen, aber auch der städteverbindenden Mobilität. Ein Mobilitätsmix ist das, was wir hier brauchen.

Wo möchte das Unternehmen an seinem 150. Geburtstag stehen?

Ich wünsche mir, dass die Menschen in Düsseldorf und der Region nicht „die Rheinbahn“ sagen, sondern „unsere Rheinbahn“. Und dass nach der Pandemie mehr und mehr Fahrgäste zurückkehren und wir an die Rekordzahlen, die das Jahr 2019 gekennzeichnet haben, anknüpfen können und sie noch weiter steigern. Und für die weitere Zukunft: Ich habe vor einiger Zeit Zeichnungen von Kindern gesehen, die ihre Traumstadt gemalt haben. In dieser Stadt gab es keine Autos. Das ist natürlich ein Traum, eine Vision, aber es gibt tolle Beispiele auf der Welt, die zeigen, dass Städte auch hervorragend mit einem Mindestmaß an Autoverkehr funktionieren. Düsseldorf hat auch das Potenzial, den Autoverkehr herunterzufahren – und da wollen wir hin, das ist mein Wunsch, das mit einem attraktiven Nahverkehr möglich zu machen.

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