Arbeitsmobilität im Wandel

Die Pandemie wird das Verhalten von Berufspendlern dauerhaft verändern.

Mehr als der Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) ist nachhaltige Mobilität der Belegschaft wichtig. Das Jobrad ist der größte Gewinner.

Text: IHK-Redaktion, Foto: Vodafone
Die Arbeitsmobilität ist im Wandel, um bis zu acht Prozent könnte sie nach Corona abnehmen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Unternehmensbefragung* des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammern an Rhein und Ruhr. Knapp ein Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird künftig voraussichtlich an einigen Tagen in der Woche von Zuhause arbeiten. Vor der Pandemie war es nur jeder zehnte Beschäftigte. Das stellt insbesondere den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vor große Herausforderungen.

„Der ÖPNV ist das Rückgrat der Mobilität“

Thomas Vieten, IHK Düsseldorf

Es besteht die Gefahr, dass sich durch die häufigere Heimarbeit die klassischen ÖPNV-Abonnements für manche Kunden nicht mehr lohnen. „Dem ÖPNV-System fehlen somit Einnahmen, die es er dringend braucht, um in den Ausbau des Angebotes investieren zu können“, sagt José Luis Castrillo, Vorstand des VRR.

Rund 20 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden künftig voraussichtlich von Zuhause arbeiten. Vor der Pandemie waren es sechs bis zehn Prozent.

„Der ÖPNV ist auch nach der Corona-Krise das unverzichtbare Rückgrat für die Mobilität in Düsseldorf“, unterstreicht Thomas Vieten, Verkehrsreferent der IHK Düsseldorf. Daher ist es das gemeinsame Ziel von VRR und den IHKs, die in der Pandemie verlorenen Fahrgäste zurückzugewinnen und auf die veränderten Bedürfnisse bei der Arbeitsmobiltät mit einem angepassten, flexibleren Tarifangebot zu reagieren.
„Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Jedoch ist Mobilität kein Selbstzweck. Indem wir gemeinsam die Corona-Pandemie überwinden und das öffentliche Leben zu einer neuen Normalität zurückfindet, werden auch die Fahrgäste mehr und mehr mit Bussen und Bahnen ins Museum, ins Stadion, zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren. Wir kennen die Bedürfnisse der Menschen sehr genau und unterstützen sie dabei, gezielt für ihren Mobilitätszweck das richtige Verkehrsmittel und das günstigste Ticket zu finden“, so Klaus Klar, Vorstandsvorsitzender und Arbeitsdirektor der Rheinbahn AG.

Im Durchschnitt könnten Mitarbeitende rund zwei Tage von Zuhause arbeiten. Vor Corona waren es 1,5 Tage.

Ein Beispiel dafür sei das neue Flex Ticket, mit dem die Rheinbahn ein Angebot genau für die Kundinnen und Kunden schaffe, die unregelmäßig zur Arbeit fahren. „Damit gehen wir auf die veränderten Lebensrealitäten ein und machen den Menschen die Nutzung des Nahverkehrs besonders einfach“, so Klar.
Die Unternehmensbefragung zeigt: Die Pandemie wirkt sich nicht nur auf den Nahverkehr, sondern auch auf die Betriebe aus. Die Häufigkeit von Dienstreisen wird abnehmen – etwa ein Drittel aller Außer-Haus-Termine könnte in Zukunft virtuell erledigt werden. Das Betriebliche Mobilitätsmanagement hat hingegen an Bedeutung gewonnen. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (52 Prozent) gibt an, dass ihnen die nachhaltige Mobilität ihrer Belegschaft wichtig ist.

Montags und Freitags wird voraussichtlich weiterhin am meisten von Zuhause gearbeitet.

Hierzu haben sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern während der Pandemie verstärkt umweltfreundliche Mobilitätsangebote gemacht. So haben die Unternehmen unter anderem damit begonnen, den betrieblichen Fuhrpark auf alternative Antriebe umzurüsten. Der Anteil der Betriebe, die das Jobrad-Modell unterstützen, ist sogar von 32 Prozent vor der Corona-Pandemie auf nun 53 Prozent gestiegen. Auch das Telekommunikationsunternehmen Vodafone unterstützt mit dem Projekt ‚Company Bike‘ seine Mitarbeitenden darin, mehr Fahrrad zu fahren. Inzwischen nutzen 1.300 von ihnen das Rad für dienstliche und private Wege. Dabei haben sie nach Angaben des Unternehmens seit dem Start des Projekts 2017 bereits eine Strecke von insgesamt etwa 13 Millionen Kilometer zurückgelegt und rund 2.275 Tonnen CO2 eingespart. Dem durch Corona bedingten Wandel der Arbeitsmobilität lassen sich somit auch positive Aspekte abgewinnen.

Unternehmen wünschen sich vom ÖPNV vor allem dichtere Takte und neue Tarife.

„Als großes Unternehmen mit mehr als 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern allein in Düsseldorf und Köln reagieren wir kontinuierlich auf Veränderungen, auch unabhängig von der Pandemie. Mobiles Arbeiten hat sich bewährt und wird Teil der neuen Normalität sein. Es wird ein wichtiger Hebel zur nachhaltigen Gestaltung der ‚betrieblichen Mobilität‘ bei Ergo sein. Ein weiterer ist die Reduzierung von Dienstreisen durch einen guten Mix aus Präsenz- und virtuellen Meetings“, gibt Martina Ermecke, Abteilungsleiterin Corporate MICE & Mobility Management bei der Ergo Group AG, Einblick in den Wandel der Arbeitsmobilität im Unternehmen durch Corona.

*Die Umfrage wurde im Frühjahr 2021 durchgeführt. Insgesamt nahmen rund 600 Betriebe mit schätzungsweise 270.000 Beschäftigten teil.

Firmenticket für kleine Unternehmen

Die IHK Düsseldorf ermöglicht ihren Mitgliedsunternehmen mit weniger als 30 Interessenten für ein Firmenticket des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, ein vergünstigtes Abonnement für ihre Mitarbeitenden abzuschließen. Die Unternehmen sparen dann elf Prozent auf den eigentlichen Abonnement-Preis. Weitere Informationen dazu auf den Internetseiten der IHK Düsseldorf.

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