Text: Ute Rasch
Wer muss, der muss. Was zum Problem werden kann, wenn der Mensch mobil ist. Das wissen alle, die im Wohnmobil, per Caravan und Boot unterwegs sind, oder ein Gartenhäuschen besitzen – also alle, deren Aufenthaltsort nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen ist. Da gibt es zwar chemische Toiletten, die unangenehme Gerüche zersetzen, selbst aber einen gewöhnungsbedürftigen Duft verströmen. „Irgendwann konnte ich das nicht mehr riechen“, sagt Markus Becker. Er ist ein Mann, der sich selbst als Problemlöser bezeichnet; denn er hat eine Idee fürs große (und kleine) Geschäft entwickelt, die nach einem viel versprechenden Business klingt.
Markus Becker (51) ist diplomierter Wirtschaftsingenieur und überzeugter Wohnmobil-Reisender. Wäre da nicht das Problem mit dem stillen Örtchen. Für die chemischen Toiletten müsse man eben immer eine Flasche mit chemischen Substanzen dabeihaben, außerdem sei deren Fassungsvermögen begrenzt. „Und neben diesem spezifischen süßlichen Geruch“ störte ihn vor allem die Belastung für die Umwelt, und dass man die Reste nur an speziellen Stationen entsorgen kann.
„Irgendwann konnte ich das nicht mehr riechen“
Markus Becker
Er hat dann gründlich recherchiert und stieß in England und Skandinavien auf eine Entwicklung: die Trenntoilette. In einem Video auf der Internetseite seines Start-ups erklärt er das Prinzip, das denkbar einfach ist. Zwei Behälter, der kleinere für flüssige, der größere für feste Ausscheidungen, werden mit einem Trennaufsatz und einem Toilettendeckel getoppt. Ein Schreiner hat in seinem Auftrag ein Holzgehäuse entworfen, fertig ist die Designer-Toilette.
Außer diesen Modellen bietet Markus Becker im eigenen Online-Shop, der eine Info-Plattform ergänzt, gängige Produkte – vom Trennsatz für 85 Euro bis zum Luxusklo aus den USA, das über 1.100 Euro kostet. Allerdings ist dieses Stück auch mit einem besonderen Dreh ausgestattet: es hat eine integrierte Kurbel, die den Kot mit einem Trockenstreu vermischt (Prinzip Katzenklo), was der Camper sonst per Hand verstreuen muss – „dadurch entstehen erst gar keine Gerüche“, und der Rest kann auf den Kompost. Auch Urin würde man kaum riechen (was die Nase als unangenehm empfindet, sei Urinstein) und könne mit Wasser verdünnt als Gartendünger verwendet werden.
Noch steckt er mittendrin in der Gründungsphase, den Zeitpunkt hätte er wohl kaum günstiger wählen können: Bedingt durch die Coronakrise kommen immer mehr Menschen auf den Geschmack, mit dem eigenen Wohnmobil zu reisen. Und die suchen neue Lösungen für ein altes Problem. www.meineTrenntoilette.de
Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern
Flexibilität ist das Gebot der Stunde. Das gilt besonders für Branchen, bei denen in Zeiten der Coronakrise der Umsatz eingebrochen ist und die sich neu aufstellen müssen. Das kann ein Autozulieferer sein, der seine Marketing-Fähigkeiten nun nutzt, mit Schutzmasken statt Ersatzteilen zu handeln. Oder Dienstleister wie Messebauer, die nun umschwenken und Schutzwände aus Plexiglas anbieten. Auch Mehmet Karakus, der soeben sein Start-up Outcome Creators gründete, stand vor neuen Herausforderungen und hat sein Geschäftsmodell der aktuellen Situation angepasst: Er hilft Unternehmen dabei, sich mit eigenen Ressourcen und mit möglichst geringem Aufwand neu zu positionieren.
„Jetzt geht es darum, schnell Ideen zu entwickeln und ohne großen Aufwand umzusetzen“
Mehmet Karakus
Schon vor der Krise hat der studierte Wirtschaftsinformatiker und erfahrene Berater Innovationsworkshops für Unternehmen angeboten – vor Ort und virtuell. Nun konzentriert er sich auf die Online-Variante. Kern seines Business: Er unterstützt Unternehmen auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern und hilft dabei, Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Dabei seien virtuelle Workshops besonders geeignet, Unternehmen durch die Zeiten der Pandemie zu begleiten. „Jetzt geht es darum, schnell Ideen zu entwickeln und ohne großen Aufwand umzusetzen.“
Das können neue Produkte oder Dienstleistungen sein, die zurzeit gefragt sind, aber auch Mechanismen, um diese am Markt zu platzieren. So bietet Karakus in seinen sogenannten Design-Sprints einen Workshop mit einer Art Prozessbaukasten. Damit sei es innerhalb von fünf Tagen möglich, ein digitales Produkt von einer ersten Idee bis zum Prototypen – ob nun Webseite oder App – gemeinsam mit einem Kunden-Team zu entwickeln. „Also deutlich schneller, als das normalerweise möglich ist.“ Aber was ist schon normal in diesen Zeiten? www.outcomecreators.de