B2B-Speed-Dating beim Digital Demo Day

Erfolgreicher Austausch zwischen Unternehmen und Start-ups

Digital Demo Day
Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreises Neuss, und Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller eröffneten per Knopfdruck zusammen mit den beiden Geschäftsführern des DigiHub, Peter Hornik und Dr. Klemens Gaida (von rechts) den Digital Demo Day.

Text: Jürgen Grosche, Fotos: Paint The Town Studios
Die sechste Auflage des Digital Demo Day auf dem Düsseldorfer Areal Böhler zeigte, dass die Region ihre Position als Standort für Hochtechnologie weiter ausbauen kann. Die Veranstaltenden der Start-up-Messe und Technologie-Konferenz äußern sich jedenfalls sehr zufrieden. „Wir sind überwältigt von dem großen Zuspruch und freuen uns, dass der Digital Demo Day seit fünf Jahren immer weiter wächst und mittlerweile zum größten Start-up-Event in NRW geworden ist. Mit tollen Speakerinnen und Speakern, über 200 Ausstellenden aus dem In- und Ausland und vielen Unterstützung haben wir einen sehr inspirierenden Tag erlebt“, sagte Dr. Klemens Gaida, der gemeinsam mit Peter Hornik die Geschäfte des Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland führt.
Rund 3.000 Besucherinnen und Besuchern informierten sich an Ständen, in Vorträgen und Workshops über aktuelle Trends in der Start-up-Szene, nachdem Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreises Neuss, die Messe per Knopfdruck eröffnet hatten. In seiner Begrüßungsrede betonte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, „wie dynamisch die Zusammenarbeit zwischen digitalen Start-ups und der Industrie ist und welche Bedeutung Start-ups für unsere Industrieregion haben“.
Die IHK Düsseldorf hat sich diesmal in Zusammenarbeit mit den benachbarten IHKs mit einer viel beachteten Aktion am Digital Demo Day beteiligt: Beim B2B-Speed-Dating „Mittelstand meets Start-ups“ trafen Vertreterinnen und Vertreter von zehn etablierten mit zehn Jungunternehmerinnen und -unternehmern zusammen.

Mittelstand meets Start-ups

Bei diesem B2B-Speed-Dating hatten die Beteiligten jeweils fünf Minuten Zeit für kurze Erstinformationen, dann wechselten die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner.
Die Aktion kam bei den Unternehmen sehr gut an. „Ich fand das Speed-Dating super“, sagte zum Beispiel Sophie Langer, Business Development Managerin bei Ericsson. Das Unternehmen bietet weltweit Kommunikationstechnologien und -dienstleistungen an. Sie freute sich vor allem über die Gelegenheit, so viele unterschiedliche Geschäftsmodelle in kurzer Zeit kennenzulernen. „Ich will mir bei meinem Besuch der Messe einen Überblick gewinnen darüber, was sich in der Technologiewelt und im Umfeld von Industrie 4.0 tut“, sagte Langer, die selbst einmal in der Start-up-Szene gearbeitet hatte.

Digital Demo Day
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst betonte in seiner Begrüßungsrede die „Bedeutung der Start-ups für unsere Industrieregion“.

Besonders spannend ist das Zusammentreffen von Traditionsunternehmen mit den frisch gestarteten Hightech-Schmieden. Wenn sich zum Beispiel Jürgen Steiner, Head of CoC Specials Parts bei der Bossard Deutschland GmbH, mit den Gründerinnen und Gründern unterhält. Das Velberter Handelshaus für Verbindungstechnik besteht bereits seit 192 Jahren als familiengeführtes Unternehmen. Anders als manche anderen Mittelständler hat Steiner keine Berührungsängste mit der neuen Unternehmenskultur – im Gegenteil: „Ich betone immer: Man muss mit der Zeit gehen.“ In Deutschland werde zu viel hinterfragt, das Risiko betont. „Wir können aber unseren Wohlstand nur halten, wenn wir neue Impulse nutzen.“ Das B2B-Speed-Dating sieht Steiner als gelungene Veranstaltung. „Ich habe bei meinen Gesprächen mehrere Ansätze gefunden, zu denen ich mit den Start-ups Rücksprache nehmen möchte.“

Am B2B-Speed-Dating hätten sich allerdings vorwiegend Software-Firmen beteiligt. „Wünschenswert wären für die Zukunft mehr produzierende Start-ups.“
„Eine gute Veranstaltung“, meint auch Prof. Dr. Dieter Riedel, Managing Director bei der A. u. K. Müller GmbH & Co. KG. Das Düsseldorfer Unternehmen stellt Elektromagnetventile her und beschäftigt 200 Mitarbeitende. „Die Auswahl der Unternehmen war überwiegend relevant für uns.“ Das Format sei „soweit passend und effizient“. Der Unternehmensvertreter hat ebenfalls interessante Impulse aufgenommen: „Mit zwei oder drei Start-ups sind weiterführende Gespräche sinnvoll“. Riedel, der sich auch in den Industrie- und Außenwirtschaftsausschüssen der IHK Düsseldorf engagiert, lehrt nebenberuflich als Professor an der Hochschule Düsseldorf. Im Kontext dieser Funktion ist der Digital Demo Day „auch für Forschungsaktivitäten interessant“, bilanziert Riedel den Tag.
Die ersten Reaktionen der Unternehmen auf das B2B-Speed-Dating haben die Veranstaltenden ermutigt, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. „Wir sind sehr zufrieden“, bilanziert Dr. Nikolaus Paffenholz, Abteilungsleiter Unternehmensservice bei der IHK Düsseldorf, die Erfahrungen. „Es ist gelungen, beide Welten zusammenzubringen und einen Initialfunken zu zünden.“ In regen Diskussionen seien viele Fragen gestellt und beantwortet worden. „In den Gesprächen hat sich gezeigt, dass es viel Potenzial für mögliche Kooperationen gibt.“

„Das war ein super Austausch“

David Strauch, IHK Düsseldorf

David Strauch, der bei der IHK Düsseldorf als Trend und Innovationsscout tätig ist und das B2B-Speed-Dating mit organisiert hat, äußert sich ebenfalls sehr zufrieden: „Das Speed-Dating ist so abgelaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten, und es wurde gut angenommen.“ Schon vor dem offiziellen Start des Speed-Datings legten die Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner los, unterhielten sich sehr angeregt. Strauch freut sich vor allem über die Offenheit der Unternehmen, mit den Gründerinnen und Gründern zu sprechen. „Das war ein super Austausch. Das Format sollten wir auch in Zukunft anwenden.“
Nach dem B2B-Speed-Dating gab es noch Hintergründe als Input für die Besucher des IHK-Standes. Zum Beispiel von Thomas Hollwedel, der sowohl die Start-up- wie auch die klassische Unternehmenswelt kennt. Hollwedel ist Mitgründer der aconno GmbH, die Sensor- und Individuelle Hardware-Lösungen für Industrie 4.0-Anwendungen anbietet. Beiden Seiten – der herkömmlichen Unternehmenswelt und den Start-ups, empfiehlt Hollwedel, Vertrauen aufzubauen. „Das ist der Anfang von allem.“ Neben Tipps für die Jungunternehmen hat er auch Empfehlungen für die etablierten Firmen. Zum Beispiel, sich einmal in die Lage eines Start-ups zu versetzen. „Sie können nicht umsonst arbeiten. Schnell ja, billig nein.“ Wenn Unternehmen viele kostenlose Muster erwarten oder ungünstige Zahlungsmodalitäten setzen, überfordere das die Jungunternehmen.

Panorama
Mehr als 200 Start-ups und rund 3000 Besucherinnen und Besucher begegneten sich beim sechsten Digital Demo Day auf dem Areal Böhler in Düsseldorf.

Hollwedel beteiligte sich auch an der anschließenden Podiumsdiskussion nach dem B2B-Speed-Dating mit weiteren Gründern, moderiert vom IHK-Experten Paffenholz. Ein Thema: Wie kann eine gute Zusammenarbeit von Start-ups und etablierten Unternehmen in Gang kommen. „Es hapert daran, dass Mittelständler oft noch nicht ein Verständnis dafür haben, was ein Start-up ist, aber auch umgekehrt“, meinte Christian Els, Mitgründer des Bochumer Start-ups Sentin GmbH. Es befasst sich mit industrieller Bildauswertung.
Start-ups brauchen aber die Verbindung insbesondere zum Mittelstand. „Ohne Kundinnen und Kunden aus dem Mittelstand wären wir nicht da hingekommen, wo wir uns heute befinden“, sagte Florian Bartholomäus vom Aachener Start-up oculavis GmbH. Das Unternehmen, das Augmented-Reality-Anwendungen für den Maschinenservice anbietet, ist innerhalb von sechs Jahren stark gewachsen. Bartholomäus lebt mittlerweile in Chicago und leitet das Nordamerika-Geschäft des Jungunternehmens. Wichtig sei das Matchmaking, betonte Hollwedel, der daher das vorangegangene B2B-Speed-Dating beim Digital Demo Day als einen „super Anfang“ wertete.

Podiumsdiskussion zum B2B-Speed-Dating

In der anschließenden Diskussion verwies Riedel (A. u. K. Müller) auf das „Problem der Investitionssicherheit“, das auf Mittelständler bei der Zusammenarbeit mit Start-ups zukomme. Unternehmen hätten die Sorge, dass ein Start-up vielleicht nach ein paar Jahren nicht mehr am Markt tätig ist. Hier könnten zum Beispiel offene Industriestandards und offene Codes helfen, die auch unabhängig weiter genutzt werden können, meinte Hollwedel. Zudem könnten vorab Vereinbarungen für den Fall der Beendigung einer Geschäftsbeziehung getroffen werden, fügte Els hinzu. Und weiter: „Man muss die Frage umdrehen: Welche Chancen verpasse ich, wenn ich nicht mit dem Start-up zusammenarbeite?“

Weitere Beiträge zum Digital Demo Day im Online-Magazin der IHK Düsseldorf

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