Bohle AG: Mit kleinen Rädchen zum großen Wurf

Das Haaner Unternehmen zeigt, wie die klassischen Tugenden des Mittelstands eine stabile Internationalisierung möglich machen.

Bohle AG
Die Bohle AG pflege eine familiäre Firmenkultur, sagt Vertriebsleiter Christoph Schmidt. Dazu gehöre eine Betreuung der Mitarbeiter auch in schwierigen Zeiten, ergänzt Julia Escher, Verkaufsmanagerin für Osteuropa.

Text: Jürgen Grosche, Fotos: Anna Schwartz
Wenn Wachstum vor allem durch den Gang über die Grenzen möglich wird und wenn eine stabile Firmenkultur dazukommt, dann kann aus einem mittelständischen Unternehmen ein Hidden Champion werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Bohle AG mit Sitz in Haan. 1923 gründete Josef Bohle das Unternehmen, um Rädchen zum Schneiden von Glas zu produzieren. „Schnell war damals klar: Mit einem solchen sehr speziellen Produkt ist das Wachstum begrenzt“, berichtet Vertriebsleiter Christoph Schmidt über die Anfänge, „man hat nur Chancen, wenn man schnell international auftritt.“ Die anfängliche Spezialisierung auf die Schneidrädchen hatte auf der anderen Seite einen großen Vorteil: Es gab und gibt wenige, die Ähnliches machen. Das Schneiderädchen wurde so zum „Reisepass in andere Länder“, wie es der Vertriebsleiter prägnant formuliert. „Bohle profitierte dadurch schon früh von vielen Impulsen aus anderen Ländern und erweiterte im Laufe der Zeit sein Sortiment entlang der Kundenbedarfe“, berichtet Schmidt. So kamen beispielsweise Handhabungswerkzeuge, Maschinen sowie Produkte rund um die Glasbearbeitung hinzu. Zudem verfügte Bohle als eines der ersten Unternehmen der Branche über einen eigenen Online-Shop. Heute spezialisiert sich das Unternehmen zunehmend auf die Entwicklung und Herstellung von Beschlägen für den Innen- und Außenbau mit Glas. Tochterunternehmen für diese Expansion sitzen in Amerika und Italien.

Standortvorteil für die Bohle AG

Das Unternehmen profitiert vom Standort. So versammelt die Glasstec, Weltleitmesse der Glasbranche, alle zwei Jahre Maschinen- und Werkzeughersteller, Zulieferer und Anwender aus aller Welt – für die Bohle AG ein Heimspiel. „Als Mittelständler können wir hier viele nationale und internationale Kontakte herstellen und pflegen“, betont Schmidt. So wundert es nicht, dass das Unternehmen mittlerweile 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 15 Standorten im In- und Ausland beschäftigt. Erfolg hat die Bohle AG, weil sie auf die klassischen Werte des Mittelstands setzt: Das Unternehmen liefert hochwertige Qualität und bestätigt damit den Ruf des deutschen Standorts: „Deutsche Marken haben gerade in Nischenmärkten einen hohen Bekanntheitsgrad“, erklärt Schmidt. Ein weiterer typisch mittelständischer Wert: langfristige Orientierung. Sowohl in Haan als auch in den Niederlassungen arbeiten Menschen, die oft schon viele Jahre dabei sind. Das hilft sehr bei der Internationalisierung. Wenn in sieben oder acht Sprachen kommuniziert werden muss oder die unterschiedlichsten Gesetze und Richtlinien zu beachten sind, dann ist es gut zu wissen, wen man schnell anrufen kann. „Bei uns ist über Jahrzehnte ein familiäres Geflecht entstanden“, sagt Schmidt. Man vertraut sich. Das gilt auch für die Niederlassungen. Die Beschäftigten kennen ihre Ansprechpartner und natürlich ihre Märkte.

„Bei uns ist über Jahrzehnte ein familiäres Geflecht entstanden“

Christoph Schmidt, Bohle AG

„Obwohl namhafte Konzerne mit guten Gehältern um Talente werben, kann die Bohle AG international ihre Leute halten“, sagt Julia Escher, die als Verkaufsmanagerin für Osteuropa zuständig ist. Denn das Zugehörigkeitsgefühl sei stark und der Name Bohle genieße ein hohes Ansehen. Escher unterstützt als mehrsprachige Vertriebsmitarbeiterin von Haan aus die international Beschäftigten. Diese schätzen es zudem, dass Mitarbeitende in der Zentrale ihre Landessprache beherrschen. Und ebenso vertrauen die Mitarbeitenden weltweit darauf, dass die Bohle AG ihr Personal auch in schwierigen Zeiten nach besten Kräften unterstützt. „So hoffen wir, dass wir auch weiterhin international wachsen werden“, sagt Julia Escher.


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