Corbiota: Gesunde Würmer für die Küken

Die nächste Runde des Skalierungsprogramms Scale-up.NRW hat begonnen. Das Start-up Corbiota ist dabei.

Corbiota

Text: Daniel Boss, Foto: Corbioata GmbH
Scale-up.NRW hilft uns, unsere Zukunftspläne konsequent zu verfolgen. Die hochrangigen Mentoren und die Unterstützung in Prozessen sind für uns, gerade weil wir ein kleines Team sind, unglaublich wertvoll.“ Das sagt Julia Katrin Rohde, Geschäftsführerin der Corbiota GmbH. Durch die Beschäftigung mit nachhaltiger Landwirtschaft und gesünderer industrieller Tierhaltung gehöre das Unternehmen zu den sogenannten Primärerzeugern – und sei dadurch von vielen Förderungen ausgeschlossen. Durch Scale-up.NRW biete sich die große Chance, die Herausforderungen mit einem starken Partner anzugehen und mit Corbiota zu skalieren. Das Spin-off von BASF mit Sitz in Düsseldorf will die industrielle Tierernährung neu definieren, „indem wir eine natürliche, wissenschaftlich fundierte Lösung anbieten“. Gefüttert werden lebende Würmer an Jungtiere gleich zu Beginn der Aufzuchtperiode, um komplexe Mikrobiota zu übertragen. „Wenn die speziellen Würmer Küken, aber auch Ferkeln verabreicht werden, ermöglichen sie ein gesundes Wachstum. Insbesondere unterstützen sie die sogenannte Eubiose, also das natürliche Gleichgewicht der Mikroorganismen im Darm.“ Es soll eine Alternative zu Antibiotika in der Nutztierhaltung darstellen. „Um die hohe Qualität unserer firmeneigenen Lösungen zu gewährleisten, setzen wir auf eine innovative und dynamische Forschung und Entwicklung“, sagt Julia Katrin Rohde. Darüber hinaus forscht das Unternehmen an Produkten für Kühe sowie für Getreide und Feldfrüchte, um diese resistenter für die klimatischen Veränderungen zu machen. Bereits vor der Gründung hat das Team an verschiedenen Projekten gearbeitet und Patente eingereicht. „Aktuell haben wir mehr als zehn wissenschaftliche Studien zu unserem Produkt durchgeführt. Mehr als eine Million Küken und mehrere tausend Ferkel wurden mit dem Produkt versorgt.

Corbioata auf Wachstumskurs

Eine erste Anlage mit einem Produktionsvolumen von zirka zwei Tonnen im Jahr wurde bereits zu Forschungszwecken in Castrop- Rauxel gebaut. „Unsere Anlage ist modular geplant, läuft vollautomatisiert und ist KI-gesteuert. Sie kann jederzeit an jedem Ort in gleicher Art errichtet werden“, erklärt die Corbiota-Geschäftsführerin. „So vermeiden wir lange Lieferwege und können den CO2-Fußabdruck kleinhalten.“ Die Energieversorgung erfolgt über erneuerbare Energien. Eine zweite Anlage, mit einem Output von bis zu 150 Tonnen, ist in Planung. Das Team ist schnell von drei Gründern auf zwölf Mitarbeitende gewachsen. Der geplante Umsatz für das laufende Jahr liegt bei 1,8 Millionen Euro. „Derzeit arbeiten wir an unserem Markteintritt in den USA und in Südamerika, wo wir 2024 kommerziell Fuß fassen möchten. Unsere Vision verfolgend forschen wir gezielt an der Verbesserung unserer Selbstversorgung in der Nutztierhaltung und bei Feldfrüchten. Unsere Produkte können nicht nur nachweislich Tierwohl und Tiergesundheit verbessern, sondern nach ersten Versuchen auch Pflanzen resistenter wachsen lassen und bestimmte Nährstoffe bereits in die Pflanze bringen, welche sonst später als Zusatzstoffe in der Tierernährung eingesetzt werden müssten.“ Denn: Das „Abfallprodukt“ der Corbiota- Lösung ist ein natürlicher Dünger mit Mikrobiota.

Das Programm Scale-up.NRW
Auf dem Weg vom Start-up zum reifen Unternehmen bildet das Programm Scale-up.NRW die letzte von mehreren Förderstufe. „Es richtet sich an Start-ups, die schon erste Finanzierungsrunden hinter sich haben, mit einem Produkt auf dem Markt sind und nun verstärkt auch international wachsen möchten“, sagt Dr. Nikolaus Paffenholz, Abteilungsleiter Unternehmensservice bei der IHK Düsseldorf. Zuletzt haben sich drei Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Düsseldorf erfolgreich für dieses Skalierungsprogramm des Wirtschaftsministeriums beworben: Neben Corbiota sind das MONDAY. ROCKS und retraced. Der Startschuss fiel im März. Während der 18 Monate werden unter anderem die genauen Bedarfe erfasst und in Maßnahmen umgewandelt.

Weitere Beiträge zu Start-ups im Online-Magazin der IHK Düsseldorf