„Die Ratinger Westbahn passt genau in die Zeit“

Zwischen Düsseldorf und Duisburg soll der Personenverkehr auf der Schiene wieder rollen

Westbahn
Als Vertreter der Initiative InWest begrüßten Olaf Tünkers, der auch stellvertretender Vorsitzender des IHK-Ausschusses Ratingen ist, und Thomas Frühbuss Vertreter der Politik: Ratingens Bürgermeister Klaus Pesch, Elisabeth Müller-Witt (SPD-Landtagsabgeordnete) und Jan Heinisch (CDU-Staatssekretär, von links).

Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Marcus Schwier
Seit Jahren kämpft ein breites Bündnis aus Kommunen und Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) darum, den Personenverkehr auf der inzwischen nur noch für Güter genutzten Bahnstrecke im Ratinger Westen zwischen Düsseldorf und Duisburg wieder aufzunehmen. Bei einer Referenzfahrt für das Projekt betonten sowohl Unternehmerinnen und Unternehmer als auch Schülerinnen und Schüler sowie Studierende die enormen Vorteile der Westbahn. Dabei kommt es nicht ständig vor, dass Vertreter der Jugend und Repräsentanten der Wirtschaft vollkommen einmütig ein Projekt unterstützen. Im Fall der Ratinger Westbahn aber sind sie sich einig: Die Wiederaufnahme des Personenverkehrs zwischen Düsseldorf und Duisburg auf der bestehenden Trasse auf der Ratinger Weststrecke muss kommen. „Die Westbahn würde die Ratinger Stadtteile Lintorf, Tiefenbroich und West an das Schienennetz anbinden und wäre damit eine echte Alternative zum Auto. Damit passt sie genau in die Zeit“, sagt Thomas Frühbuss, Vorstandsvorsitzender von InWest, der Standortinitiative Ratingen Tiefenbroich/West. Zusammen mit der Stadt Ratingen lud er Ende April zu der Fahrt ein.

Fast 40 Jahre Diskussion um die Ratinger Westbahn

Viele von ihnen stört es schon lange, dass der öffentliche Personennahverkehr den Ratinger Westen nicht vernünftig einbindet. „Wenn ich von Ratingen nach Düsseldorf möchte, muss ich über Angermund oder den Düsseldorfer Flughafen fahren. Und die Preise sind auch nicht wirklich erschwinglich. Da entscheiden sich dann doch viele für das Auto oder teilen sich ein Taxi. In Zeiten der Klimakrise keine gute Lösung“, sagt Maurice Schams (19), stellvertretender Sprecher des Ratinger Jugendrates. „Es macht auch die Städte und ihre Hochschulen in der Region attraktiver, wenn wir jungen Menschen sie besser erreichen können. Zurzeit braucht man mit dem ÖPNV eine Stunde, um von Ratingen nach Duisburg zu kommen“, betont Corvin Hartmann, 18-jähriger Schüler aus Ratingen. Die Diskussion um die Westbahn war schon in vollem Gang, da war er noch längst nicht geboren. Seit der Entscheidung im Jahr 1983, auf diesem Abschnitt nur Güterverkehr zuzulassen, gibt es Stimmen, die das ändern wollen. Im Lauf der Jahre formierte sich ein breites gesellschaftliches Bündnis, bestehend aus den anliegenden Städten Düsseldorf, Duisburg, Ratingen, dem Kreis Mettmann und dem VRR sowie Standortinitiativen wie InWest, die gleich mehrere gute Gründe für die Westbahn anführten.

„Die Ratinger Weststrecke verbindet das städtebauliche Entwicklungsgebiet im Bereich der Sechs-SeenPlatte DuisburgWedau und den Ratinger Westen direkt mit den Zentren von Duisburg und Düsseldorf. Damit entsteht ein attraktives Schienenverkehrsangebot, welches mehreren tausend Menschen am Tag den Umstieg auf die Schiene ermöglicht und somit einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende leisten wird“, sagt Jochen Kral, Dezernent für Mobilität bei der Stadt Düsseldorf. Zusammen sei es dem Bündnis 2021 gelungen, dass das Land NRW die anstehende Planung der Strecke mit sieben Millionen Euro finanziert.“
Auch aus Sicht von Thomas Vieten, Verkehrsreferent der IHK Düsseldorf, profitieren Anwohner, Arbeitnehmer und Umwelt gleichermaßen vom Projekt Westbahn. „Über 300.000 Menschen pendeln jeden Tag aus dem Umland nach Düsseldorf, nach Ratingen knapp 40.000. Damit Düsseldorf und Ratingen als Arbeitsorte attraktiv bleiben, brauchen wir leistungsfähige Verkehrsnetze. Für Pendler aus dem Duisburger Süden ist die Ratinger Westbahn geradezu logisch“, sagt er.

Vor 2030 wird die Westbahn nicht komme

Im Jahr 2011 war das Projekt schon einmal faktisch tot, da eine Machbarkeitsstudie zu dem Ergebnis kam, dass für die Westbahn aus Brandschutzgründen eine zweite Tunnelröhre unter den Staufenplatz hätte gebaut werden müssen und die Kosten damit aus Sicht der Deutschen Bahn und dem VRR zu hoch waren. Eine weitere Untersuchung im Jahr 2019 kam dagegen zu dem Ergebnis, dass die Reaktivierung der Strecke baulich umsetzbar und volkswirtschaftlich sinnvoll ist.
Noch braucht die Deutsche Bahn das für die Westbahn vorgesehene Gleis als Ausweichstrecke, da sie zurzeit die Hauptstrecke zwischen Düsseldorf und Duisburg für den Rhein-Ruhr-Express ausbaut. Im Jahr 2030 aber, so der heutige Stand, könnte der Personenverkehr auf der Strecke im Ratinger Westen Realität werden. „Uns ist also klar, dass wir noch etwas Geduld brauchen. Aber je weiter wir mit den konkreten Planungen bis zu diesem Zeitpunkt sind, desto schneller kann es losgehen“, sagt Thomas Frühbuss.


Ein weiterer Beitrag zur Reaktivierung der Ratinger Westbahn im IHK-Online-Magazin.

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