Text: Ute Rasch, Foto: Paul Esser
Das Purpurglöckchen ist eine Augenweide. Selbst dann, wenn es nicht mehr blüht – allein seine Blätter sind ein Hingucker. Das finden nicht nur menschliche Betrachter, sondern auch die Lebewesen, auf die es hier ankommt: Wildbienen. Die Insekten fliegen drauf, auch auf den Lavendel und die Kornblumen. Seit dem Frühling hat sich der Vodafone-Campus in Heerdt verwandelt: Immer weniger Pampasgras und Eibenhecken. Pflegeleicht und immergrün, aber aus der Vogel- und Bienen-Perspektive langweilige Gewächse, dafür mehr Blütenvielfalt. Andere Unternehmen folgen mittlerweile ebenfalls der Devise: Es lebe der Wildwuchs!
„Wir wollten weg von Rasenflächen“
Manfred Birkhoff, Vodafone
In der Nähe der Parkplätze sprießt das neue Grün schon vielversprechend: Kornblumen-Kreise in der Nähe von Silberpappeln, Eichen, Felsenbirnen und Sommerflieder – dafür ließ das Unternehmen extra einen knapp zwanzig Meter tiefen Brunnen bauen, damit die Pracht auch heißen Sommertagen standhält. „Wir wollten weg von Rasenflächen“, meint Manfred Birkhoff vom Vodafone Standort-Management und zuständig fürs grüne Projekt. Er ist auch verantwortlich für das neue Pflanzkonzept im Innenhof des Campus, dort wo soeben schillernde, blaue Libellen über dem Seerosenteich schweben.
50 Prozent der alten Hölzer, Hecken und Gräser sind bereits ausgetauscht gegen Blütenglück für Bienen – wie Funkie, Glanzmispel und Zwergspiere. Und auf den begrünten Konzern-Dächern, dort wo auch acht Insektenhotels für fliegende Gäste bereitstehen, werden neuen Gräsersorten erprobt, „denn wir wollen nicht einfach etwas machen, sondern testen und ausprobieren“, so Kirchhoff.
Wildblumen für die Bienen
Dieses Prinzip gilt auch für die Bayer AG Division Crop Science in Monheim, wo neue Pflanzenschutzmittel erforscht und entwickelt werden. Wo es ein eigenes Bienenhaus gibt, ein Informations-Zentrum, in dem alle Erkenntnisse über die Insekten gebündelt werden.
Und wo es darum geht, einen Spagat zu schaffen: Pflanzenschutzmittel zu erzeugen, die Schädlinge, Pilze und Unkraut bekämpfen, gleichzeitig aber unschädlich sind für Insekten.Zu diesem Anspruch passen auch die in diesem Jahr neu gestalteten Außenflächen: der Bienengarten und die üppig blühenden Wildblumenwiesen, insgesamt eine Fläche von 3.000 Quadratmetern, ergänzt durch Totholz-Stapel und Insektenhotels. Die Leuchtkraft von Rittersporn und Ringelblume, Seifenkraut und Sonnenblume locken auch Schmetterlinge an. Und so mancher Mensch bleibt staunend stehen, zumal es hier die Gelegenheit gibt, ein Pflänzchen zu sehen, das in Kalifornien als Staatsblume gilt: das Schlafmützchen.
Gutes Geschäft mit Honig & Co
Wenn es um Bienen geht, macht ihm keiner was vor: Dieter Weinkauf ist Düsseldorfer Imker aus Leidenschaft und hat sein einstiges Hobby zu einem Geschäftsmodell entwickelt, das naturverbundener kaum denkbar wäre. Vor acht Jahren hat er mit zwei Völkern begonnen, heute versorgt er 40 Völker – mit über 700.000 Honigbienen, die am Lohauser Deich, in Hamm, Itter und etlichen anderen Orten der Stadt bienenfleißig von Blüte zu Blüte flattern und die Basis seines Business liefern: „Honig in bester Qualität“.
„Den Bienenvölkern geht’s prächtig“
Manfred Birkhoff, Lecker Honig aus Düsseldorf
Aus diesem Naturprodukt – bis zu 30 Kilogramm erntet er in guten Jahren – entwickelte Dieter Weinkauf verschiedene Kreationen – vom Scheibenhonig über Bienenwachs-Kerzen bis zum Imker-Kaugummi. Die verkauft er an Geschäfte, auf Märkten und im eigenen Internet-Shop „Lecker Honig aus Düsseldorf“. Außerdem hält er Vorträge in Schulen und bietet Kurse für Nachwuchs-Imker mit Zertifikat. Da wird er dann nicht müde zu erklären, „dass Honigbienen reine Nutztiere sind, die ohne die Pflege des Imkers nicht überleben“. Beinahe täglich ist er zu seinen Völkern unterwegs („denen geht’s prächtig“), vor allem um deren ärgsten Feind zu bekämpfen: die Milben.
Seinen Honig genießen auch die Gäste mehrerer Düsseldorfer Hotels zum Frühstück, wie im Hyatt Regency, wo sie an der Rezeption ein Glas der gesunden Leckerei erwerben können – als süßes Souvenir aus Düsseldorf.
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