Digital Durchgestartet

Zwei innovative Startups fungieren als digitale Problemlöser - das eine bei Hautproblemen, das andere beim Handel mit Lebensmittelrohstoffen.

Marina Billinger betreibt mit der Plattform Leroma einen B2B-Marktplatz für Lebensmittelrohstoffe.

Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Dermanostic/Leroma

Es ist ein Phänomen, das viele Hautärzte kennen: Freunde entdecken bei sich eine Veränderung und schicken ein Foto mit der Frage: „Muss ich mir Sorgen machen?“ So hörte es Dr. Ole Martin, selbst Radiologe, immer wieder von seiner Frau, die als Dermatologin arbeitet. „So haben wir gemerkt, dass ein großes Bedürfnis da ist“, sagt der 30-jährige Düsseldorfer. Patienten müssen oft wochenlang warten, bis sie einen Termin beim Facharzt bekommen. Gerade bei Veränderungen der Haut reicht aber oft die Ansicht der betroffenen Stelle, um eine Diagnose stellen zu können.

„Innerhalb von 24 Stunden erhalten die Betroffenen einen Arztbrief und ein privates Rezept“

Dr. Ole Martin, Dermanostic

So entwickelte Martin mit seiner Frau und einem weiteren Ärztepaar die App Dermanostic, die als eine Art digitaler Soforthelfer das komplette Behandlungsprogramm bietet: Diagnose, Therapie und Rezept. „Die Patienten laden drei Fotos hoch, füllen einen Fragebogen aus und senden beides per App an unser Ärzteteam, zu dem neben den neun Hautärzten auch andere Fachkollegen zählen wie ein Gynäkologe, ein Augenarzt oder ein Kinderarzt. Innerhalb von 24 Stunden erhalten die Betroffenen einen Arztbrief, in dem das Krankheitsbild verständlich erklärt wird, und ein privates Rezept“, erklärt der Gründer.

Eine große Verantwortung

Die Behandlung kostet 25 Euro. Bislang können es sich nur Privatversicherte erstatten lassen, Gespräche mit großen gesetzlichen Kassen laufen aber bereits. „Bei einer werden wir schon dieses Jahr aufgenommen. Unser Ziel ist es, die erste Anlaufstelle für alle Versicherten mit Hautproblemen zu werden“, sagt Martin. Rund 30.000 Menschen haben den seit Frühjahr 2020 bestehenden Service bereits in Anspruch genommen, in 92 Prozent der Fälle war keine weitere Behandlung durch einen niedergelassenen Hautarzt erforderlich.

Ole Martin ist bewusst, dass die Innovation Dermanostic mit einer großen Verantwortung verbunden ist – der Sicherheit der Patientendaten. „Wir erfüllen alle Anforderungen des Datenschutzes und lassen unsere Technik vom TÜV überprüfen. Die Bilder sind ausschließlich für unsere Ärzte sichtbar.“ Aktuell arbeitet das Team an einer künstlichen Intelligenz, die das Diagnoseverfahren vereinfachen soll und einem digitalen Rezept, das in Apotheken per QR-Code lesbar ist.

Dr. Ole Martin, Dermanostic

Ein Schaden in Milliardenhöhe

Innovativ und gleichzeitig verantwortungsvoll handeln – das ist auch die Idee, die der Plattform Leroma zugrunde liegt, einem B2B-Marktplatz für Lebensmittelrohstoffe. Deren Gründerin Marina Billinger ist Betriebswirtin und arbeitete lange in der Lebensmittelindustrie. Dort erlebte die 37-Jährige regelmäßig, wie große Mengen an Rohstoffen vernichtet wurden, weil sie keine Abnehmer fanden. „Mehr als 1,6 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel werden jährlich verschwendet. Der dadurch entstandene wirtschaftliche Schaden liegt bei 940 Milliarden Dollar. Rund 40 Prozent der Verschwendung passiert am Anfang der Wertschöpfungskette, und da setzen wir mit Leroma an.“

Im Dezember 2019 gründete die Düsseldorferin die Plattform, die sich aus einer stetig wachsenden Datenbank an Anbietern von Lebensmittelrohstoffen speist. Lieferanten inserieren ihre Angebote, und Kunden auf der ganzen Welt bestellen ihre Ware. „Wenn man früher einen bestimmten Rohstoff gesucht hat, konnte das schonmal Wochen dauern. Auf unserer Plattform geht das in wenigen Klicks“, erklärt Billinger.

Gute Chancen für Restposten

Zudem erfasst ihr Angebot nicht nur Global Player, sondern auch „den Bauern in Peru, der sich keinen Webauftritt leisten kann. Wir bieten allen Anbietern die gleiche Chance, ihre Produkte ohne Zwischenhändler auf dem Weltmarkt anzubieten.“ Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist ein spezieller Suchfilter, der für jedes Produkt individuell eingestellt werden kann.
Weil Billinger aber nicht nur den Handel erleichtern, sondern vor allem die Verschwendung von Ressourcen eindämmen möchte, kam Anfang dieses Jahres die sogenannte Überschussbörse dazu. „Wer seinen Rohstoff nicht mehr benötigt, kann bei uns seine Restposten an andere Hersteller oder sogar Industrien abgeben und damit zu mehr Nachhaltigkeit in Form einer Kreislaufwirtschaft beitragen. Ein Getränkehersteller, der zu viel Ananas-Aroma hat, verkauft es zum Beispiel an die Back- oder Kosmetikindustrie.“ Bei der Überschussbörse zahlen Verkäufer eine zehnprozentige Provision an Leroma, bei der Rohstoffdatenbank können Unternehmen Abo-Modelle erwerben.

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