Text: Ute Rasch, Foto: Anne Orthen
Der erste Arbeitstag in einem neuen Unternehmen wird begleitet von Erwartungen, Magenkribbeln, Unsicherheit. Wie dieser Einstieg gelingt, ist oft von Zufällen abhängig: Ist jemand als Ansprechpartner*in zuständig für die Neuen, existiert vielleicht gar ein strukturiertes Konzept fürs Onboarding (so der Fachbegriff), also für das An-Bord-holen? Bei einer aktuellen Umfrage unter den Personalverantwortlichen von 550 Unternehmen meinten 80 Prozent, dieser Prozess sei bei ihnen durchaus verbesserungswürdig. Erst recht in Zeiten von Corona, wo ein Großteil der Belegschaft im Homeoffice sitzt und selbst der unkomplizierte Austausch beim Mittagessen in der Kantine zwischen neuen und erfahrenen Mitarbeitenden unmöglich ist.
„Das richtige Ankommen ist immens wichtig“
Alle drei haben es schon erlebt, „ein grauenhaftes Onboarding in einem neuen Betrieb“, berichten Florian Baum und seine beiden Partner Jure Skara und Niek van der Veen. Diese Erkenntnis mündete bei dem Trio in einer Geschäftsidee: Nach gründlicher Vorbereitung gründeten sie YuccaHR, ein Start-up, das Unternehmen eine digitale Lösung anbietet, um Mitarbeiter*innen unkompliziert zu vernetzen und damit auch den Neuen einen gelungenen Start zu ermöglichen. Damit nicht das passiert, was so oft üblich ist: dass sich die Neuen verloren fühlen, nicht wirklich ankommen. So entsteht schnell Frust und möglicherweise Fluktuation.
„Dabei ist das richtige Ankommen immens wichtig“, so Florian Baum. Denn es fördere die Zufriedenheit und den Zusammenhalt, sei für Unternehmen ein Hebel für Motivation, Produktivität und Engagement. „Andererseits haben viele Unternehmen zurzeit andere Sorgen, da wird das Onboarding schon mal vernachlässigt.“ Kern des Angebots von YuccaHR ist eine Software, die bereits vorhandene Kommunikationswege (zum Beispiel Microsoft Teams) nutzt und personelle Prozesse digitalisiert. Über diese Software können Mitarbeiter*innen direkt angesprochen werden – „sie müssen dazu keine zusätzliche App herunterladen, noch müssen sie sich bei einem neuen Service anmelden“, erläutert Mitgründer Niek an der Veen.
Die Möglichkeiten dieser Art der Kommunikation seien praktisch unbegrenzt, ob nur zwei Mitarbeiter*innen (auch aus verschiedenen Abteilungen) automatisch miteinander vernetzt werden – vielleicht mit einem Gutschein zum gemeinsamen Kaffeetrinken – oder ganze Abteilungen oder Projektgruppen. Außerdem könnten erfahrene und neue Kolleginnen und Kollegen ein Tandem bilden – zu einem virtuellen Mentoring. Über allem steht der Gedanke: Sich kennenzulernen, auszutauschen, Wissen, Erfahrungen und Informationen über die Unternehmenskultur weiterzugeben. Das gelte, so Florian Baum, nicht nur zu Corona-Zeiten, sondern überhaupt, denn Teams sind heute oft in unterschiedlichen Städten, an verschiedenen Standorten beschäftigt.
„Kein Büro sollte ohne Pflanze auskommen. Selbst im virtuellen Zeitalter“
Florian Baum, Mitgründer von YuccaHR
Die drei Gründer sind davon überzeugt, mit ihrem Angebot zur richtigen Zeit auf den Markt zu kommen, schließlich würden auch in Zukunft wohl immer mehr Menschen im Homeoffice arbeiten und sich seltener zum persönlichem Austausch treffen. Ermutigt durch die ersten Pilotprojekte in Unternehmen und unterstützt durch das Exist-Gründerstipendium des Bundes, bei dem es auch darum geht, wissenschaftliche Erkenntnisse in den praktischen Alltag zu transportieren, gehen sie nun an den Start. Außerdem konnten sie soeben mehrere Investoren gewinnen und haben eine erste Finanzierungsrunde „im sechsstelligen Bereich“ abgeschlossen.
Der Name des Start-ups erinnert übrigens nicht zufällig an die Yucca-Palme, die vielleicht beliebteste aller Büropflanzen. Florian Baum: „Kein Büro sollte ohne Pflanze auskommen. Selbst im virtuellen Zeitalter.“
Fragen, Anregungen oder konstruktive Kritik zum Online-Magazin der IHK Düsseldorf? Wir freuen uns auf Ihre E-Mail.
Die Redaktion