Eine Region, die begeistert

Interview mit IHK-Präsident Andreas Schmitz und Pauline Kao, neue US-Generalkonsulin für Nordrhein-Westfalen am US-Generalkonsulat in Düsseldorf

Andreas Schmitz im Gespräch mit Pauline Kao.
Pauline Kao beim Eintrag in das Goldene Buch der IHK Düsseldorf.

Text: IHK-Redaktion, Fotos: Paul Esser
Frau Generalkonsulin Kao, Sie sind seit wenigen Monaten im Amt in Düsseldorf. Welchen Eindruck haben Sie bislang von der Stadt und der Region? Welche Rolle spielt die Region für die USA?

Pauline Kao: Nur Begeisterung. Diese multikulturelle Region ist reich an Kultur und gleichzeitig ein „economic powerhouse“ mitten in Europa. Die USA sind das größte außereuropäische Investorenland in NRW mit Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe. In NRW arbeiten 182.000 Beschäftigte in mehr als 1.600 US-Unternehmen. Ebenso sind zahlreiche NRW-Unternehmen in den USA aktiv, wie Bayer, DHL, Evonik, Lanxess, Metro, Oetker, Schenker, Thyssen-Krupp und Zentis. Wir sind vielfältig miteinander verbunden.

IHK Quarterly: Herr Präsident Schmitz, welche Erwartungen verbinden Sie mit dem Amtsantritt von Pauline Kao?

Andreas Schmitz: Zuerst einmal möchte ich Frau Kao zu dieser neuen und spannenden Aufgabe gratulieren. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihr und möchten an die bislang bereits sehr guten Beziehungen mit ihren Vorgängern anknüpfen. Auf regionaler Ebene haben wir stets im Sinne der Unternehmen und Wirtschaft zusammengearbeitet, ganz gleich, wie gerade die politische Großwetterlage war.

Frau Kao, welche Themen stehen bei Ihnen im Hinblick auf das transatlantische Wirtschaftsverhältnis ganz oben auf der Agenda? Wie kann die IHK Düsseldorf dabei unterstützen?

Pauline Kao: Deutschland ist politisch und wirtschaftlich einer unserer wichtigsten Partner und wir sind sehr froh über die vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit zwischen Washington und Berlin. Es ist uns gelungen, den Streit zwischen Boeing und Airbus beizulegen. Und wir konnten die Stahl- und Aluminiumzölle aussetzen. Unsere beiden Länder kooperieren außerdem eng bei Programmen zur Aus- und Weiterbildung von Arbeitskräften, wobei wir in den USA viel von Deutschlands erstklassigem Berufsausbildungssystem lernen können. Gemeinsam mit Deutschland wollen wir eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung erzielen, basierend auf den Fundamenten einer fairen, inklusiven und regelbasierten globalen Wirtschaft für das 21. Jahrhundert.

Herr Schmitz, welche Bedeutung hat das transatlantische Wirtschaftsverhältnis für die Wirtschaft vor Ort und wie äußert sich das?

Andreas Schmitz: Unsere Wirtschaftsbeziehungen sind ein Garant unseres Wohlstands. Die USA waren 2020 der viertwichtigste Exportmarkt für NRW-Unternehmen. Umgekehrt ist NRW einer der wichtigsten Handelspartner der USA in Europa. Das zeigt, wie sehr unsere Märkte miteinander verwoben sind. Hinzu kommen viele Direktinvestitionen auf der jeweiligen Seite des Atlantiks. Uns freut besonders, dass unsere Region eine der wichtigsten Investitionsstandorte für US-Unternehmen ist. Zu den Firmen, die von hier aus teils europaweit vertreiben und produzieren, zählen beispielsweise Praxair Surface Technologies, Rockwell Automation, Nordson oder 3M. Auch deshalb ist es wichtig, dass seit dem 8. November Reisen in die USA ohne Ausnahmegenehmigung für vollständig Geimpfte wieder möglich sind.

Frau Kao, wie bewerten Sie die wirtschaftspolitische Lage in den USA, auch mit Blick auf das von Präsident Biden angekündigte Infrastrukturpaket?

Pauline Kao: Angesichts der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und aktueller Lieferkettenengpässe ist die globale wirtschaftspolitische Lage zurzeit nicht einfach. Aber wir sind mit dem „Infrastructure Investment and Jobs Act“ sehr gut aufgestellt, um den aktuellen Inflationsdruck zu mindern und um Lieferketten, Infrastruktur und die Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten zu stärken. Das Gesetzespaket wird außerdem die Schaffung gut bezahlter gewerkschaftlicher Arbeitsplätze vorantreiben und die Wirtschaft nachhaltig und gerecht wachsen lassen.

Herr Schmitz, was treibt die regionale Wirtschaft hinsichtlich der deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen zurzeit besonders um?

Andreas Schmitz: Düsseldorf ist ein wichtiger Standort für Stahl. Daher sind wir als Region durch die US-Strafzölle auf bestimmte Eisen-, Stahl- und Aluminiumerzeugnisse besonders betroffen. Gut ist, dass diese zum 1. Januar 2022 aufgehoben werden. Auch die Einreiseproblematik war eines der Top-Themen, bei denen vor allem unsere mittelständischen Mitglieder großen Beratungsbedarf hatten.

Frau Kao, welchen Support bieten Sie beziehungsweise das Generalkonsulat den IHK-Mitgliedsunternehmen? Wie können Sie hier unterstützen?

Pauline Kao: Wir haben eine kraftvolle auswärtige Handelsabteilung, die Firmen aktiv bei Verlagerungen in die USA hilft. Außerdem sind wir Ansprechpartner für transatlantische Wirtschafts- und Handelsfragen. Ich freue mich riesig auf die künftige Zusammenarbeit.

182.000 Beschäftigte arbeiten in NRW in 1.600 US-Unternehmen

Herr Schmitz, Sie engagieren sich seit Mitte des Jahres in der Transatlantic Business Initiative, kurz TBI. Weshalb wurde diese Initiative gegründet, was ist ihr Ziel und warum bringen Sie sich dort persönlich ein?

Andreas Schmitz: Die TBI ist eine Initiative der deutschen Wirtschaft, die von den Spitzenverbänden wie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag, dem BDI oder dem Bankenverband im Juni dieses Jahres gegründet wurde und die Wirtschaftsbeziehungen nach Nordamerika und speziell zu den USA unterstützen soll. Mit der TBI wollen wir uns als Wirtschaft mit Vorschlägen und Impulsen für eine kontinuierliche Verbesserung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit einbringen. Adressaten sind die Bundes- und US-Regierung gleichermaßen. Persönlich bringe ich mich ein, weil wir nicht nur in Wirtschaftsfragen aufeinander angewiesen sind und ich mit meinem Engagement einen Beitrag zum großen Ganzen liefern möchte.

In einem weiteren Interview spricht IHK-Präsident Andreas Schmitz über die aktuellen Herausforderungen für die Wirtschaft.

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