Elektro-LKW auf Tour

So kommen die Mercedes-Sprinter umweltfreundlich in den Hafen.

Elektro-LKW
Die neuen Elektro-LKW sorgen für Begeisterung.

Text: Natascha Plankermann, Fotos: Mosolf Group
Ohne Abgase transportieren jetzt drei extra lange Schwertransporter die Sprinter aus dem Düsseldorfer Mercedes-Werk in den Hafen. Das Automobillogistikunternehmen Mosolf will mit den Elektro-LKW die Umweltbelastung durch den Shuttleverkehr in der Stadt reduzieren. Das Ziel: gemeinsam mit Mercedes-Benz mit grünen Konzepten schwarze Zahlen schreiben.
Aber wie fährt sich ein extra langer Schwertransporter, der rund zehn Tonnen wiegt, wenn er eine Batterie statt einem Tank hat? „Ruhiger und mit weniger Vibrationen als die anderen“, meint Heiko Walbröhl und ergänzt: „Er beschleunigt gleichmäßiger und das Rangieren kann man innerhalb von einem Tag lernen.“ Walbröhl ist seinen Kolleginnen und Kollegen, die täglich am Steuer von Autotransportern sitzen, quasi um eine Fahrzeuglänge voraus: Er kennt sich mit den vollelektrischen Autotransportern des Automobillogistikunternehmens Mosolf aus, die seit neuestem die Sprinter von Mercedes-Benz vom Werk in Derendorf in den Hafen fahren. Von dort aus werden sie in Richtung Rotterdam oder Antwerpen und weiter in alle Welt verschifft. Rund 30.000 Fahrzeuge sind es pro Jahr, die die drei neuen Elektro-LKW jetzt komplett ohne Abgase im Schichtbetrieb über zehn Kilometer durch die Stadt bringen. „So wird der innerstädtische Verkehr um bis zu 60 Tonnen CO2 pro Jahr entlastet“, sagt Vorstandsvorsitzender Dr. Jörg Mosolf.

„Ein gute Beispiel für grüne und nachhaltige Logistik“

NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer

Dass Heiko Walbröhl bei der Premiere der Transporter von seinen Erfahrungen erzählt, geschieht nicht von ungefähr: „Wichtig sind ja die Leute, die den Job machen – sie müssen die Technologien nutzen, das Beste aus ihnen herausholen“, erklärt Wolfgang Göbel, Chief Sales Officer der Mosolf Group. Viele Partner und Förderer aus dem In- und Ausland haben dafür gesorgt, dass die neue Antriebstechnologie auf die Straße kommt: Mercedes-Benz gehört selbstredend dazu, aber auch die IHK, die Stadt Düsseldorf und das Land Nordrhein-Westfalen, bei der Vorstellung Elektro-LKW vertreten durch NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer, der das „gute Beispiel für grüne und nachhaltige Logistik“ lobte. Die Schweizer Spezialistinnen und Spezialisten von Designwerk Technologies konstruierten das Grundfahrzeug, für dessen Aufbauten Kässbohrer Transport Technik verantwortlich zeichnet. Dass die Batterien mit einer Kapazität von 340 Kilowattstunden mit Ökostrom geladen werden können, dafür sorgte das österreichische Unternehmen Smatrics.

Elektro-LKW
Waren bei der Präsentation dabei (von links): Michael Hellmann, Standort- und Produktionsleiter der Mercedes Benz AG in Düsseldorf, Egon Christ, Geschäftsführer der Mosolf Transport Solutions GmbH, Wolfgang Göbel, CSO und Mitglied des Vorstands der Mosolf Group, Oliver Krischer, Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Marc-Oliver Nandy, Director Global Supply Chain Mercedes-Benz AG, und Francesco Ciancia, Leiter Geschäftsbereich Mercedes-Benz Vans.

„Fahnenträger einer guten Sache“ möchte Mosolf sein, so formuliert es Geschäftsführer Egon Christ. Das Ziel einer Transformation in Deutschland ist ambitioniert: Insgesamt sind laut Christ rund 510.000 schwere Nutzfahrzeuge hierzulande unterwegs – und verantwortlich für mehr als 20 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehr. Damit sich daran etwas ändert, gibt es bei Mercedes-Benz die „Vision 2039“, die anstrebt, dass die gesamte Nutzfahrzeugflotte CO2-neutral fährt. „Die Sprinter der neuesten Generation tun dies bereits, sie werden in Düsseldorf seit 2019 gebaut“, erklärt Michael Hellmann, der das Werk in Derendorf leitet. Jeweils drei von ihnen passen auf die neuen elektrischen Transporter, die statt rund 19 Meter insgesamt 23 Meter lang sind und dadurch mehr Platz bieten als ihre Vorgänger. Ebenfalls ein umweltfreundlicher Mehrwert: „Mit weniger Fahrten können mehr Sprinter transportiert werden, auch der Lärmpegel sinkt“, sagt Hellmann.

Elektro-LKW mit Überlänge

Dass solche überlangen Lkw durch Düsseldorf fahren können, ist dem gemeinsamen Einsatz von IHK und Mosolf zu verdanken: „Wir haben die Route vom Daimler-Werk in den Hafen in ein so genanntes Positivnetz eintragen lassen – also Straßen, die für diese Fahrzeuge geeignet sind. Die Ausnahmegenehmigung liegt jetzt vor – und wir sind einen Schritt weiter im Hinblick auf die Ziele des Luftreinhalteplans und beim Klimaschutz“, erklärt IHK-Logistik-Experte Thomas Vieten. Er sieht es als Erfolg an, dass Stadt und Land die Rahmenbedingungen für einen Impuls aus der privaten Wirtschaft schufen – und blickt bereits gespannt in die grüne Zukunft der Logistik: „Der Einsatz der alternativen Antriebstechnologie ist für viele Logistiker interessant, etwa bei der regionalen Auslieferung von Paketen. Die läuft sicher künftig mehr und mehr elektrifiziert oder mithilfe von Wasserstoff. Außerdem haben Langtransporte ein hohes Potenzial für Emissionseinsparungen, auch für weitere Unternehmen neben Mosolf.“

elektrischer LKW
Vollgeladen haben die Elektro-LKW eine Reichweite von 340 Kilometern.

Der Mercedes-Sprinter
Die ersten Mercedes-Sprinter wurden 1996 noch an der Kesselstraße auf das Binnenschiff „Terra“ verladen. 2002 eröffnete das Automobillogistikunternehmen Mosolf seinen Standort an der Weizenmühlenstraße und bringt die Fahrzeuge seit 2014 auch mit seinem zweiten, hybriden Schiff „Terra 2“ über den Rhein. Zwischen 150 und 185 Sprinter passen auf dem schwimmenden Transporter – alternativ bräuchte man dafür 80 Lkw. Bis 2030 will Mosolf laut Geschäftsführer Egon Christ seinen CO2-Ausstoß um 48 Prozent senken und dafür die Hälfte der Flotte von 1.000 Lkw elektrifizieren. „Nur für den Fernverkehr haben wir noch keine Angebote“, so Christ. Die drei vollelektrischen Fahrzeuge, die jetzt in Düsseldorf unterwegs sind, können nach Angaben von Mercedes 650 Sprinter pro Tag transportieren. Eine Batterieladung reicht für 340 Kilometer, auf 100 Kilometern werden 125 Kilowatt verbraucht.

Ansprechpartner zum Thema Grüne Logistik ist bei der IHK Düsseldorf Thomas Vieten, Telefon 0211 3557-270, E-Mail thomas.vieten@duesseldorf.ihk.de


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