Energieträger der Zukunft

Gasknappheit, steigende Energiepreise und der fortschreitende Klimawandel richten den Blick auf ein Element, das entscheidend sein wird für eine emissionsfreie Wirtschaft: Wasserstoff

Energieträger der Zukunft
Ein LKW wird mit Wasserstoff betankt.

Text: Gesa van der Meyden, Foto: Air Liquid
Dieser Sommer führt uns besonders drastisch vor Augen, dass die Abhängigkeit und Nutzung von fossilen Brennstoffen nicht zukunftsfähig ist. Hitzewellen, Waldbrände und Überflutungen machen den Klimawandel rund um die Welt spürbar. Zudem drohen in der kommenden Heizperiode aufgrund der gedrosselten Gaszufuhr aus Russland explodierende Energiepreise. Das macht die Suche nach klimaneutralen Alternativen umso dringlicher. Besonders im Fokus als Energieträger der Zukunft steht dabei das natürliche chemische Element Wasserstoff, das in fast allen organischen Verbindungen vorkommt und als Energieträger- und speicher vielfältig einsetzbar ist. „Wasserstoff eignet sich besonders für die energieintensive Stahlerzeugung sowie in Form von Brennstoffzellen für Busse, Lkw und Schiffe. Dafür müssen allerdings jetzt die Weichen gestellt werden“, sagt Gerd Diestler, Referent Energie- und Umweltwirtschaft, Abteilung Branchenbetreuung bei der IHK Düsseldorf. So plane etwa ThyssenKrupp bereits in gut drei Jahren, am Standort Duisburg die ersten kohlebasierten Hochöfenprozesse durch eine Direktreduktion mit Wasserstoff zu ersetzen. „Zurzeit wird dort an einem Versuchsofen gebaut. Bis er in Betrieb geht, wird es vermutlich aber noch bis mindestens 2035 dauern“, sagt Diestler.

Synergieeffekte nutzen

Ein gemeinsamer Kraftakt aus Industrie und Politik ist nötig, um alle nötigen Vorrausetzungen für die Nutzung von Wasserstoff zu schaffen. Dazu zählt die Kompetenzregion Wasserstoff Düssel.Rhein.Wupper, bestehend aus den Städten Duisburg, Düsseldorf, Wuppertal, dem Rhein-Kreis Neuss und künftig auch dem Landkreis Mettmann. „Wir tauschen uns mit assoziierten Partnern wie Unternehmen und Institutionen aus, die Wasserstoffprojekte umsetzen und planen. Außerdem versuchen wir, Synergieeffekte zu nutzen und Fördermittel für Wasserstoff-Projekte zu akquirieren“, sagt Margit Roth vom Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz der Stadt Düsseldorf. Einer der beteiligten Partner ist die IHK Düsseldorf, die zudem gemeinsam mit der IHK Mittlerer Niederrhein, der IHK Bielefeld und der IHK Nord Westfalen eine gemeinsame Webinarreihe anbietet, die Schlaglichter auf ausgewählte Märkte rund um das Thema Wasserstoff wirft und weltweite Wasserstoffstrategien und aktuelle Chancen für deutsche Unternehmen vorstellt.

„Grüner“ und „grauer“ Wasserstoff

Ebenfalls Teil der Kompetenzregion Wasserstoff Düssel.Rhein.Wupper sind die Stadtwerke Düsseldorf, in deren Fuhrpark derzeit zwei Pkw mit Wasserstoff betrieben werden. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Bis 2035 wollen wir unseren Erzeugungspark dekarbonisieren. Dabei wird Wasserstoff in der ein oder anderen Form eine wichtige Rolle spielen, weil er aus heutiger Sicht die einzige Möglichkeit ist, Überschussstrom saisonal zu speichern und in Zeiten von Dunkelheit, Flaute und Kälte wieder mit unserem hoch effizienten Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk in Wärme und Strom zurück zu verwandeln“, sagt eine Sprecherin der Stadtwerke.
Den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff als Energieträger der Zukunft steht ein Nachteil gegenüber: Da er in der Natur nur gebunden vorkommt, muss er mit Hilfe von Energie erzeugt werden. Nur wenn diese Energie aus erneuerbaren Quellen stammt, ist der Wasserstoff nachhaltig und „grün“. Wird bei der Gewinnung von Wasserstoff CO2 ausgesetzt, spricht man von „grauem Wasserstoff“. Eine klimaneutrale Nutzung von Wasserstoff hängt also direkt mit dem Gelingen der Energiewende zusammen.

Energieträger der Zukunft spielt eine entscheidende Rolle

Ein Unternehmen, das schon lange mit Wasserstoff arbeitet und an seinen Einsatzmöglichkeiten forscht, ist Air Liquide, nach eigenen Angaben führender Hersteller von Gasen für Industrie, Medizin und Umweltschutz und ebenfalls Mitglied der Kompetenzregion Wasserstoff Düssel.Rhein.Wupper. Für Philipp Speiser, Director Energy Transition, ist die Menge an erneuerbaren Energien in Deutschland noch zu knapp, um ausreichend grünen Wasserstoff zu produzieren. Mittel- bis langfristig spiele er aber eine entscheidende Rolle. „Eine große Verbreitung von Wasserstoff in Industrie und Wirtschaft erwarten wir für die Mitte der 2030er Jahre, sektorübergreifend integriert wird er wohl Mitte der 2040er Jahre sein. Eine Studie der internationalen Wasserstoff-Allianz, zu der auch Air Liquide gehört, geht davon aus, dass schon 2030 weltweit bis zu 15 Millionen Autos und 500.000 Lkw mit Wasserstoff fahren werden.“

Die IHK Düsseldorf bietet gemeinsam mit der IHK Mittlerer Niederrhein, der IHK Bielefeld und der IHK Nord Westfalen eine gemeinsame Webinarreihe an, die Schlaglichter zum Thema Wasserstoff auf ausgewählte Märkte rund um den Globus wirft.

Weitere Beiträge zum Thema Umweltschutz im Online-Magazin der IHK Düsseldorf

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