Ernst-Schneider-Preis verliehen

IHKs zeichnen zum 50. Mal seit 1971 hervorragenden Wirtschaftsjournalismus aus.

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Ernst-Schneider-Preises 2021.

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Melanie Zanin/Andreas Wiese
Eine Jubiläums-Gala mit Live-Video-Schaltung nach New York und einem Comedian-Parforceritt durch die Parteien-Landschaft, mit einer Preis-Verleihung für hervorragenden Wirtschaftsjournalismus und einem Ausblick in die publizistische Zukunft. Zur ersten größeren Live-Veranstaltung seit Pandemiebeginn und zu einem Abend voller Überraschungen konnte Gastgeber Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf, rund 300 Gäste, darunter auch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, in der Tonhalle begrüßen. Im festlichen Rahmen wurde zum 50. Mal der Ernst-Schneider-Preis (ESP) verliehen, der renommierte von den Industrie- und Handelskammern gestiftete Journalistenpreis der deutschen Wirtschaft.

Ein Preis mit Geschichte

Was 1971 in kleinem Rahmen mit ein paar dutzend Beiträgen begann, ist heute ein großer, mit insgesamt 44.000 Euro dotierter Wettbewerb, mit hunderten von Bewerbern und Beiträgen in den sechs Preiskategorien Video, Audio, Klartext, Multimedia und Starterpreis für Nachwuchsjournalisten. Gründlichkeit in der Recherche, Qualität in der sachlichen Aussage, Ideenreichtum, saubere Trennung zwischen Information und Meinung – das sind die wesentlichen Kriterien für eine Anerkennung.
Mit dem Preis werden journalistische Beiträge von Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, die wirtschaftliche Zusammenhänge allgemein verständlich vermitteln und durch Relevanz, Recherche sowie Erzähltechnik herausragen. Und das ganz im Sinne von Namensgeber Ernst Schneider, dem ehemaligen Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstags und der IHK Düsseldorf.

IHK-Präsident Andreas Schmitz begrüßte die Gäste.

Schon früh war Ernst Schneider, davon überzeugt, dass eine qualitativ gute Wirtschaftsberichterstattung erforderlich ist, um in der Bevölkerung für die Soziale Marktwirtschaft zu werben. Ein Video ließ Leben und Wirken des Unternehmers und Kunstmäzens (vor wenigen Tage wäre er 121 Jahre alt geworden) am Jubiläumsabend im Zeitraffer Revue passieren. Düsseldorfern ist er übrigens auch als Mitinitiator der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Erinnerung.
Christiane Stein, Moderatorin der Veranstaltung, interviewte die Gewinner. Das Publikum erfuhr so interessante Details und Hintergründe. Video-Preisträgerin Vanessa Schlesier (ZDF) beispielsweise berichtete von ihren aufwändigen Recherchen in Afrika und den Folgerungen für ihre Story über problematische Kobaltgewinnung im Kongo für Autobatterien. Am Tag nach der Preisverleihung flog sie für ihre nächste Story nach Pakistan.

Der Fall Wirecard

Der Audio-Preis ging an das Podcast-Team des Handelsblatts. Felix Holtermann und sein Team entwickelten einen zwölfteiligen, insgesamt zehnstündigen Podcast „Handelsblatt Crime: Der Fall Wirecard“, über den ein Jurymitglied urteilte: „die ideale Vorbereitung für einen Untersuchungsausschuss“. Auch das Rechercheteam der Süddeutschen Zeitung wurde für eine Tagebuch-Story über Wirecard ausgezeichnet: „vielleicht der größte Wirtschaftsskandal der letzten Jahrzehnte“.
In der Kategorie Multimedia entschied sich die Jury für das Team von Zeit Online: Mit dem eigens entwickelten interaktiven Aerosol-Rechner, basierend auf einem Modell des Max-Planck-Instituts für Chemie, lässt sich die Ansteckungsgefahr mit Corona in Räumen messen.
Hinter die Kulissen von Deutschrap und Sportwetten blickte Nachwuchsjournalist Stefan Sommer (Bayerischer Rundfunk) und bekam den Starterpreis für sein Stück „So wird mit Summer Cem, Haftbefehl und Co. kassiert“.

Die Publizistin und Kommunikationsprofessorin Miriam Meckel wurde für ihr Gründungsprojekt ADA mit dem Sonderpreis geehrt. Sie war aus New York per Video zugeschaltet und betonte die Notwendigkeit des Journalismus, neue Kooperationsformen zu probieren und aufgeschlossen für seine Leser zu bleiben.
Während Kabarettist Florian Schneider bei seinen beiden Einlagen, in denen er auch seine Stimmimitationen zum Besten gab, das aktuelle Politgeschehen unter die Lupe nahm, ging es in der abschließenden Talkrunde um Aussichten und Veränderungen im Bereich Wirtschaftsjournalismus. ESP-Geschäftsführer Dr. Hartmut Spiesecke thematisierte mit Mareike Müller vom Handelsblatt und Hendrik Lehmann vom Tagesspiegel Innovation Lab neue Formen, Recherchekooperationen und Bürgerjournalismus für die Wirtschaftspublizistik der Zukunft.
Weiter diskutiert wurde zum Ausklang des Abends bei Häppchen und Drinks in der stimmungsvollen Rotunde der Tonhalle Düsseldorf.

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