Text: Beate Werthschulte, Foto: Paul Esser
Dass viele Branchen durch die Corona-Krise besonders betroffen sind und die Wirtschaftsleistung insgesamt gesunken ist, ist kein Geheimnis. Wirtschaftsforscher sind aber sicher, dass sich die Wirtschaft wieder neu sortieren und erholen wird – und dann werden Fachkräfte gebraucht. Die Investition in Ausbildung lohnt sich also auch in diesen Zeiten. Davon ist auch Jens Peschner überzeugt. „Natürlich gab es einen Aderlass auf dem Ausbildungsmarkt, nämlich in Branchen wie der Gastronomie, die besonders unter der Krise leiden“, sagt er. Dennoch, so der Bereichsleiter Ausbildungsberatung, -stellenvermittlung und -projekte bei der IHK Düsseldorf weiter, sei im vergangenen Jahr ein großer Teil der jungen Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchten, auch fündig geworden. Ein Grund dafür ist, dass viele Unternehmen auf die sich ständig verändernde Situation reagieren und gerade im Bereich Ausbildung neue Wege gehen. „Manche bilden zum ersten Mal überhaupt aus, andere in einem für sie neuen Beruf – mit dem Ziel, durch den eigenen Nachwuchs dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, so Peschner.
Traumjob zu vergeben
Ein gutes Beispiel dafür ist die Anfang 2019 von Tobias Zulauf und Max Schmietendorf in Düsseldorf gegründete Unternehmerrevolution GmbH. Die beiden Gründer beraten und coachen – ausschließlich digital – kleine und mittelständische Unternehmen, wenn es um Personalbeschaffung und Mitarbeiterführung geht.
Jugendliche und Unternehmen, die Fragen rund um das Thema Ausbildung haben, können sich unter Telefon 0211 3557-448 oder E-Mail an die IHK Düsseldorf wenden.
Weitere digitale Angebote sind auf der Sonderseite der IHK Düsseldorf zu finden.
„Wir haben Tools entwickelt, die Unternehmen dabei helfen, attraktive Arbeitgeber zu werden, um genau die Mitarbeiter zu finden, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich passen“, erklärt Zulauf. Die Unternehmerrevolution expandiert nun und wird zum ersten Mal ausbilden. Das Mediateam soll verstärkt werden. Der Grund: Das Unternehmen hat selbst einen eigenen YouTube-Kanal hat, für den regelmäßig neue Videos gedreht werden.
Aktuell wird eine Auszubildende oder ein Auszubildender im Beruf „Mediengestalter/ in Bild und Ton“ gesucht. „Was wir anderen Unternehmen beibringen, leben wir natürlich selbst vor – deshalb suchen wir eine oder einen genau zu uns passenden Azubi, der oder die bei uns seinen Traumjob findet und unser Team langfristig als Fachkraft verstärken soll“, so Zulauf.
„Ich freue mich über die Chance, die Ausbildung zu absolvieren und von den Profis zu lernen“
Tetiana Barasiuk, Auszubildende bei der Polini GmbH
Auch die Polini GmbH aus Hilden wird in diesem Jahr zum ersten Mal ausbilden, und zwar im Beruf „Kaufleute E-Commerce“. Die 2016 gegründete Gesellschaft verkauft als Vertriebspartner einer russischen Unternehmensgruppe – ausschließlich online – Kindermöbel direkt vom Hersteller. „Da wir von Anfang an digital gut aufgestellt waren, können wir uns auch während der Corona-Krise über ein zufriedenstellendes Geschäft freuen“, sagt Elena Bresler. Dennoch, so die Ausbildungsleiterin, verändere sich auch der Onlinehandel, Sortimentsauswahl und -präsentation würden immer wichtiger. Also hat man sich entschieden, genau dafür eine eigene Fachkraft auszubilden. Tetiana Barasiuk arbeitet bereits seit 2018 im Kundenservice der Polini GmbH. Sie ist sicher, dass E-Commerce die Zukunft des Handels ist. „Ich hatte hier die Möglichkeit, die wichtigsten Prozesse des Onlinehandels, nämlich Marketing, Logistik und Kundenservice, kennenzulernen. Seitdem ist mein Interesse an E-Commerce immer stärker geworden. Deshalb freue ich mich über die Chance, die Ausbildung zu absolvieren und von den Profis zu lernen“, sagt sie.
Digital ist Trumpf
Auch wenn die Bayer Gastronomie GmbH am Standort Monheim seit vielen Jahren im Bereich der Ausbildung aktiv ist, freut sich die IHK Düsseldorf nun darüber, dass das Unternehmen erstmals in den gastronomischen Berufen Koch, Restaurantfachkraft sowie Fachkraft im Gastgewerbe im IHK-Bezirk Düsseldorf ausbildet. Trotz großer Erfahrung als Ausbildungsbetrieb hat sich durch die Corona-Krise auch hier einiges verändert. So wurde in Monheim ein Coaching Center für die Azubis im dritten Ausbildungsjahr eingerichtet. „Wir haben ein eigenes Hygienekonzept entwickelt, damit die Azubis aller Standorte teilnehmen und vier Wochen lang alles vertiefen konnten, was in den vergangenen drei Jahren gelernt wurde“, erklärt Ausbildungsleiter Martin Woutenar. Neben zusätzlichen digitalen Angeboten wurden sogar kleine Prüfungen simuliert – bei den Auszubildenden kam das gut an. „Wir werden das nach Corona nicht nur beibehalten, sondern von vier auf sechs Wochen erweitern“, ergänzt Assistentin Laura Litzenberger. Darüber hinaus wurde das digitale Berichtsheft eingeführt. „Jeder Azubi bekommt am ersten Tag ein iPad und eine entsprechende Schulung“, sagt Woutenar. Die Auszubildenden erfassen alle Berichte digital, sodass die Ausbildungsleitung immer aktuell informiert ist. Die Digitalisierung in der Ausbildung hat im Unternehmen durch Corona deutlich an Fahrt aufgenommen – und bietet für Auszubildende und Ausbilder gleichermaßen viele Vorteile.
Ein Unternehmen, das jetzt auch erstmals ausbildet, ist die Astragon Entertainment GmbH. Der Publisher für Videospiele, der unter anderem Bau- und Bussimulatoren auf den Markt bringt, bietet jungen Menschen als Kaufmann/-frau für audiovisuelle Medien einen Start ins Berufsleben. Ausbildungsleiterin Sonja Körfgen erzählt im Video, warum Astragon gerade jetzt in die Berufsausbildung einsteigt und welche Möglichkeiten sich den Jugendlichen dort bieten.
Rund 40 Mitarbeitende sind derzeit bei dem Unternehmen mit Sitz in der Innenstadt Düsseldorfs beschäftigt. Deren Spiele sind weltweit für verschiedenste Plattformen wie Konsolen, Smartphones, Tablets und PCs erhältlich.
Über dieses Thema haben wir auch in der Juni-Ausgabe des IHK Quarterly berichtet.
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