Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Fils.Fine Arts
Editionen vermitteln und herausgeben – darum geht es bei „Fils. Fine Arts“ seit 1870. Wenn Alexander Fils anfängt zu erzählen, ist er kaum zu bremsen: Sein Fundus an Geschichten aus den Ateliers berühmter Künstler von Christo bis Gerhard Richter, von Christian Megert, Günther Uecker bis A. R. Penck und Christoph Pöggeler ist schier unerschöpflich und er erzählt von steten Veränderungen.
Mit der Kunst, insbesondere auch ihrer Vermittlung und der Herausgabe von Editionen, ist der heute 64-Jährige groß geworden. Denn so wie ein Buchverlag, der den Autoren die Produktion ihrer Bücher vorfinanziert, so bezahlt der Kunstverlag „Fils. Fine Arts“ seit jeher vorab die Druckkosten, wenn Künstler Original-Grafiken in aufwendigen druckkünstlerischen Methoden machen wollen. Gestartet ist das Familienunternehmen vor gut 150 Jahren in Berlin mit den traditionellen Techniken – Radierungen oder Lithografie. Als in den 1930er Jahren die Düsseldorfer Kunstakademie zu weltweitem Ruf gelangte und sich in den Folge-Jahrzehnten zum Mekka der Kunstszene entwickelte, wurde die Dependance am Rhein eröffnet. Künstler wie Chagall, Miró, Vasarely und Dalí wurden erfolgreich verlegt. „Damals hatte das Familienunternehmen seinen Sitz aus ganz praktischen Gründen noch in der Nähe des Hauptbahnhofs: Es gab keine Paketzustellungen wie heutzutage. Der Bahnexpress war das ultimative Transportmittel, um die Vorlagen für den Druck und die Andrucke zwischen den Ateliers der Künstler, den auf die unterschiedlichen Techniken spezialisierten Druck-Werkstätten und dem Verlag zu verschicken“, erinnert sich der Kunstvermittler.
Immer im Wandel
Der Wandel war stetiger Begleiter der Edition Fils. Zwei Weltkriege hat sie überdauert, sich durch die Jahrzehnte dem jeweiligen Zeitgeist angepasst. Vieles hat sich verändert: Die Digitalisierung hat das Geschäft mit den limitierten, nummerierten und signierten Editionen weltweit beflügelt.
Art Edition Fils
1870 gründete Albert Fils in Berlin den Kunstverlag, heute „Art Edition Fils“. Hermut Fils eröffnete 1929 eine Filiale in der Künstlerstadt Düsseldorf. Alexander Fils, 1955 in Düsseldorf geboren, Studium der Kunstgeschichte sowie der Raum- und Stadtplanung, Kunsthistoriker, Lokalpolitiker, hat in den 1980er Jahren die Nachfolge übernommen und führt den Kunstverlag gemeinsam mit seiner Frau, der Architektin Heidrun Wagner-Fils.
Das Familienunternehmen „Fils.Fine Arts“ ist heute – gut 150 Jahre nach der Gründung – Deutschlands ältester Kunsthändler und Kunstverleger für originale Editionen.
Moderne Druckverfahren – Siebdruck, Pigment oder Digitaldruck – eröffnen neue Möglichkeiten. Die Künstler erschaffen Editionen von Fotografien und Skulpturen. Kontakte zu jungen Kunstschaffenden wurden und werden geknüpft. Vor allem seitdem Alexander Fils sich in den 1980er Jahren entschied, neben seinem Interesse für Stadtplanung die Firma in der fünften Familiengeneration zu übernehmen, gab es einen weiteren Aufschwung. Die Jungen Wilden, die Neo-Expressionisten waren zu der Zeit en vogue. Neben den Zero-Künstlern Piene, Mack und Uecker, die schon bei den Eltern im Programm waren, kam beispielsweise Jörg Immendorff dazu.
Er hat nicht nur den Druckstock selbst in seinem großen Studio hergestellt, sondern auch die Abzüge gemacht. „Immendorff rief uns nach seinen Andrucken immer ins Atelier und präsentierte uns vier Farbversionen, aus denen wir dann auswählen durften“, erinnert sich Heidrun Wagner-Fils. Seit ihrer Hochzeit führt sie gemeinsam mit ihrem Mann den Verlag.
„Er ist der Visionär, ich bin mehr die Organisatorin“
Heidrun Wagner-Fils
Sie kümmert sich auch um die vor 20 Jahren im Stilwerk eröffnete Galerie und die „Kleine Kunsthalle“ auf dem familieneigenen Gehöft bei Hannover, sie organisiert die Ausstellungen und sie ist vor Ort präsent. Schließlich wollen die Kunstliebhaber beim Kauf eines Kunstwerks gerne die Inhaber des Verlags persönlich erleben. „Umgekehrt“, so Wagner-Fils, „ist für uns der Austausch mit den Kunden und ihren Wünschen wichtig.“ Stolz ist Alexander Fils auf seine Zusammenarbeit mit dem Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude. Auf seiner Reise nach New York 1985 hat sich der junge Verleger „getraut“, die beiden in ihrem Atelierwohnhaus in Soho zu besuchen. Daraus wurde eine beispiellose Erfolgsgeschichte: 35 Jahre lang war der Düsseldorfer verlegerisch für Christo tätig – und das, ohne je einen Vertrag abgeschlossen zu haben. Vertrauen und der enge Kontakt seien das A und O im Zusammenspiel von Künstler und Verleger, so Fils. Oft hat er das Paar bei den Reisen und Aufbauten der Projekte begleitet, wie den Verhüllten Bäumen oder den Gates in New York. Der Höhepunkt war der Verhüllte Reichstag in Berlin 1995.
Die fortschreitende Digitalisierung hat nicht nur die Drucktechniken verändert, vielmehr grundlegend auch die weltweite Kommunikation am Kunstmarkt in seiner ganzen Breite.
„Social-Media-Kanäle und unsere Webseite ermöglichen eine nie gekannte Wahrnehmung und neue Verkaufswege“
Alexander Fils
„Wir geben auf diese Art zudem den Künstlern eine Präsenz im Netz“, ergänzt Heidrun Wagner-Fils. „Das Geschäft mit der Kunst bleibt spannend“, sagen beide unisono. Das Interesse wachse sogar: Denn die Pandemie und das damit einhergehende Home-Working habe den Bedarf nach bildender Kunst angefacht. Und so führt die Familie ungeachtet des Zeiten-Wandels ihre Liste an Wunschkandidaten fort, mit denen sie künftig Allianzen im Sinne der Kunstvermarktung schmieden will. Und weil die Kunstverleger wissen, dass neue Einkaufserlebnisse auch den Umsatz mit Grafiken, Fotografien und Skulpturen steigern, gehen sie Kollaborationen mit Concept-Stores ein. Seit den Anfängen sei es das Ziel, Menschen in der eigenen Galerie und den Partner-Galerien für die Kunst zu begeistern und zu Sammlern zu machen.
Über dieses Thema haben wir auch im IHK Quarterly 01/2021 berichtet.
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