Geflüchtete in Düsseldorf: Gekommen, um zu bleiben?

Der Krieg in der Ukraine sorgt dafür, dass immer mehr Menschen fliehen. Die IHK Düsseldorf hilft ihnen bei der Integration in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt.

Geflüchtete in Düsseldorf
Valeriia Doroshenko vor dem Info-Point für Geflüchtete aus der Ukraine am Bertha-von-Suttner-Platz in Düsseldorf.

Text: Beate Werthschulte, Fotos: Melanie Zanin
Geflüchtete in Düsseldorf benötigen neben einer Unterkunft, einem Bankkonto, erster finanzieller Unterstützung und Zugang zu Integrationskursen die Möglichkeit, zu arbeiten. Hierbei hilft die IHK Düsseldorf – schnell und unbürokratisch, indem sie kostenlose Beratungen zur Anerkennung der in der Ukraine erworbenen Berufsabschlüsse anbietet und eine erste Einschätzung zu Zeugnissen und Abschlüssen abgibt. Wer längerfristig oder sogar dauerhaft in Deutschland bleiben möchte, kann sich an die „Willkommenslotsen“ der IHK Düsseldorf wenden – sie informieren und beraten unter anderem ukrainische Geflüchtete sowie interessierte Arbeitgeber. „Auch, wenn die Erlasslage seitens der Regierung für Menschen aus der Ukraine auf den ersten Blick gut ist und vorsieht, dass sie, sobald sie eine Aufenthaltserlaubnis beantragt oder bereits bekommen haben, hier arbeiten dürfen, sieht die Realität oft nicht ganz so rosig aus“, sagt Jens Peschner. Manches dauere einfach noch zu lange, etwa die Erteilung der Aufenthalts- und damit auch Arbeitserlaubnis seitens der Ausländerbehörde, so der Leiter Berufsbildungsmarketing und Berufsbildungsprojekte der IHK Düsseldorf weiter.

Dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Er sieht in der aktuellen Situation durchaus Potenzial für den deutschen Arbeitsmarkt und Möglichkeiten, mithilfe der Geflüchteten aus der Ukraine dem Fachkräftemangel zu begegnen – auch wenn sicher nicht alle dauerhaft in Deutschland bleiben wollen. „Wir bekommen sehr viele Angebote von engagierten Unternehmen, die helfen wollen, Flüchtlinge einstellen und auch bereit sind, in deren Ausbildung zu investieren“, so Peschner. Dafür ist neben der Anerkennung von Zeugnissen und Abschlüssen natürlich der zügige Erwerb der deutschen Sprache notwendig – übrigens auch für die Ukrainerinnen und Ukrainer, die schnellstmöglich wieder in ihre Heimat zurückkehren und in Deutschland lediglich mithilfe eines Minijobs, beispielsweise in der Gastronomie, Geld verdienen wollen, um unabhängig zu sein.

Gelungenes Beispiel für schnelle Integration

Zu den Menschen, die aus der Ukraine in die Landeshauptstadt gekommen sind, gehört die erst 21-jährige Valeriia Doroshenko. Die junge Frau ist Anfang März ganz allein aus der Ukraine über Polen nach Deutschland gereist und nach Aufenthalten in Berlin, Aschaffenburg, Dortmund und Köln schließlich in Düsseldorf – sie hat Freunde in der Landeshauptstadt – angekommen. Valeriia Doroshenko spricht fünf Sprachen, neben ihrer Lieblingssprache Deutsch, die sie sich selbst beigebracht hat, unter anderem sogar Koreanisch. Sie hat in der Ukraine in der Nähe der Hauptstadt Kiew gelebt und war als Office Managerin und Projektmanagerin Ausbildung bei der Deutsch-Ukrainischen Industrie- und Handelskammer (AHK Ukraine) beschäftigt. Mithilfe ihres dortigen Chefs und des großen Netzwerks der Handelskammern konnte sie nach einem Monat – so lange dauerten Registrierung und Anerkennung ihres Berufsabschlusses – bei der IHK Düsseldorf, im Team von Jens Peschner, ihre erste Arbeitsstelle in Deutschland antreten. „Obwohl es eine große Entscheidung für mich war, die Ukraine zu verlassen, weil meine Eltern weiterhin dort leben, bin ich froh, jetzt hier in Sicherheit zu sein und arbeiten zu dürfen“, sagt Doroshenko.

Geflüchtete in Düsseldorf angekommen

Ganz besonders freut sie sich über die Hilfsbereitschaft und Unterstützung innerhalb der IHK – so hat sie mithilfe einer Kollegin bereits eine Wohnung in Mönchengladbach gefunden. Und auch wenn sie ein wenig mit der deutschen Bürokratie hadert und gar nicht verstehen kann, warum es nach der Eröffnung eines Kontos noch zwei Wochen dauert, bis man seine EC-Karte erhält, sind ihre ersten Eindrücke in Deutschland durchaus positiv. „Ich schätze die vielen grünen Parks zum Ausruhen und die aufgeräumten, sauberen Straßen“, sagt sie. Ihre neue Tätigkeit bei der IHK Düsseldorf möchte sie nutzen, um anderen ukrainischen Flüchtlingen zu helfen und das Projekt „Willkommenslotsen“ zu unterstützen. „Mit Valeriia Doroshenko haben wir eine Mitarbeiterin im Team, die insbesondere zu jungen Ukrainerinnen und Ukrainern Vertrauen aufbauen und sie über die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland – etwa das duale System – informieren kann“, freut sich Jens Peschner. Gleichzeitig möchte die 21-Jährige auch selbst möglichst viel lernen und Erfahrungen sammeln, um später beim Wiederaufbau der ukrainischen Wirtschaft mithelfen zu können.
Zwar möchte sie, sobald der Krieg vorbei ist, wegen ihrer Eltern zunächst zurück in ihre Heimat gehen, aber nicht für immer. „Ich hatte schon lange vor dem Krieg den Traum, eines Tages in Deutschland zu leben – diesen Traum möchte ich verwirklichen.“

Valeriia Doroshenko mit Rachid El Mellah, Willkommenslotse der IHK Düsseldorf. Er ist Ansprechpartner für das Thema „Geflüchtete aus der Ukraine“ und unter Telefon 02113557-423, E-Mail rachid.elmellah@duesseldorf.ihk.de zu erreichen.

Weitere Informationen für Unternehmen, die sich für Geflüchtete in Düsseldorf engagieren möchten, finden sich im Internetauftritt der IHK Düsseldorf. . Aktuelle Informationen für Unternehmen zum Ukraine- und Russlandgeschäft, zu Wirtschaftshilfen sowie zum Energiemanagement bietet der Ukraine-Helpdesk der IHK Düsseldorf.

Fragen, Anregungen oder konstruktive Kritik zum Online-Magazin der IHK Düsseldorf? Wir freuen uns auf Ihre E-Mail.
Die Redaktion