Generation Corona?

Auch in Corona-Zeiten gibt es hunderte freie Ausbildungsplätze für Jugendliche

Nicole Martin in Aktion bei ihrem Ausbildungsbetrieb Farmers Land.

Text: Beate Werthschulte, Fotos: Paul Esser

Wer Nicole Martin fragt, was sie an ihrem neuen Ausbildungsplatz besonders schätzt, erhält die Antwort: „Mir gefällt alles gut, die Arbeit macht Spaß, ich mag die Produkte und verstehe mich auch mit den Kollegen.“ Die junge Frau absolviert seit dem 1. Juli eine Ausbildung zur Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement bei Farmers Land in Ratingen. Das Unternehmen versorgt große Handelsketten mit Tiefkühlprodukten. Und auch ihr Ausbildungsbetrieb ist sehr zufrieden mit der neuen Azubine. „Sie hat sich schnell eingearbeitet, betreut schon nahezu eigenverantwortlich Kunden und passt bestens ins Team“, sagt Nicole Bender, die als Assistentin der Geschäftsleitung unter anderem für die Personalsuche zuständig ist. Profitieren konnten Unternehmen und Auszubildende gleichermaßen von der Ausbildungsinitiative „Ausbildungshelden gesucht“ der IHK Düsseldorf – durch die Vermittlung der IHK haben sie schnell zueinander gefunden. Und noch stehen im IHK-Bezirk Düsseldorf rund 500 freie Ausbildungsplätze zur Verfügung.

Jens Peschner, Bereichsleiter Berufsbildungsmarketing und -projekte der IHK Düsseldorf, zur Ausbildungsinitiative „Ausbildungshelden gesucht!“

Bei der Vermittlung entscheiden Motivation und Teamfähigkeit viel eher darüber, ob ein Ausbildungsvertrag zustande kommt, als Bestnoten im Schulzeugnis. Genau das bestätigt Nicole Bender von Farmers Land. „Da wir ein kleines Team sind, ist es wichtig, dass unsere Auszubildenden auch menschlich gut zu uns passen.“

„Ich habe ganz viel Lust darauf, etwas zu lernen und zu arbeiten“

David Can Kowalewski, Auszubildender

Auch für Tim Kartheuser, Geschäftsführer des gleichnamigen Immobilienunternehmens mit Standorten in Velbert und Ratingen, sind Eigenschaften wie Offenheit, Verlässlichkeit sowie eine gute Ausdrucksweise wichtiger als ein perfektes Abitur. Seinen neuen Azubi David Can Kowalewski hat am 1. Juli eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann begonnen. Während eines zweiwöchigen Praktikums haben beide Seiten schnell festgestellt: „Es passt.“ David Can Kowalewski hat nach einem freiwilligen sozialen Jahr und Jobs in der Gastronomie nun „ganz viel Lust darauf, etwas zu lernen und zu arbeiten“ – Eigenschaften, die sein neuer Chef sehr schätzt.

David Can Kowalewski ist bei dem Immobilienunternehmer Tim Kartheuser (rechts) in die Ausbildung gestartet.

Trotz Corona-Krise vergrößert Tim Kartheuser sein Unternehmen und plant, dieses Jahr noch einen zweiten Auszubildenden einzustellen. „Wenn alles klappt, wollen wir uns mit einem Videobeitrag an der Ausbildungsoffensive der IHK beteiligen“, erklärt der Unternehmer. Sein Team kann übrigens auch in Corona-Zeiten fast uneingeschränkt arbeiten. Gelungen ist das durch ein umfassendes Hygienekonzept mit Minimalbesetzung in den Büros, Home-Office sowie der Möglichkeit virtueller Wohnungsbesichtigungen.

Aktiv auf der Suche

Auch der Düsseldorfer Elektro- und Küchenfachhändler Walgenbach hat sich mitten in der Krise entschieden, einen Ausbildungsplatz anzubieten. „Wir haben in den vergangenen Jahren eher passiv gesucht. Wenn sich jemand beworben hat, der gut zu uns passte, haben wir ihn eingestellt. Hat sich niemand beworben, war das auch in Ordnung“, erklärt Geschäftsführer Elmar Fedderke. In diesem Jahr wurde aktiv gesucht und deshalb der langjährige Kontakt zur IHK genutzt, um passende Bewerber zu finden. Sogar persönliche Vorstellungsgespräche konnten – natürlich mit Einverständnis der Bewerber – trotz der Coronabeschränkungen geführt werden. Denn das Unternehmen verfügt über entsprechend große Konferenzräume, die genügend Abstand ermöglichen. Dass Mark Manyrin – er hat am 1. August eine Ausbildung zum Verkäufer begonnen – die Stelle bekommen würde, war schnell klar. „Wir legen großen Wert auf echtes Interesse, Lust auf den Job und natürlich auf ein gepflegtes Äußeres“, sagt Elmar Fedderke. Zeugnisnoten seien nicht unbedingt ausschlaggebend.

Vor Ausbildungsbeginn beim Düsseldorfer Elektro- und Küchenfachhändler Walgenbach hat Mark Manyrin
(links, mit Geschäftsführer Elmar Fedderke) ein Praktikum absolviert.

Und Mark Manyrin wollte unbedingt im Einzelhandel arbeiten, der tägliche Kontakt mit den Menschen ist ihm wichtig. „Während eines einwöchigen Praktikums durfte ich das Sortiment kennenlernen und von der Warenannahme bis zum Verkauf überall mitarbeiten“, sagt er begeistert und ist sicher, den richtigen Ausbildungsplatz gefunden zu haben. Die IHK Düsseldorf plant, ihr Projekt „Ausbildungshelden gesucht“ auch nach der Corona-Krise weiterzuführen und als Marke zu etablieren. Zunächst werden aber die Formate an die Nachvermittlungsphase angepasst, so Jens Peschner. Die werde in diesem Jahr sicher bis in den späten Herbst andauern.

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