Hand in Hand for international Talents

Das Projekt bringt internationale Fachkräfte nach Deutschland. Eine IT-Spezialistin aus Brasilien und ihr neuer Chef aus Velbert erzählen von ihren Erfahrungen.

hand in hand
Barbara Simoes de Carvalho mit Markus Bremkamp, geschäftsführender Gesellschafter der ab-data GmbH & Co. KG.

Text: Gesa van der Meyden, Foto: Andreas Endermann
Als Markus Bremkamp seine neue Mitarbeiterin Barbara Simoes de Carvalho an ihrer künftigen Wohnung in Heiligenhaus absetzte, fragte sie ihn, in welche Gegenden sie nun gehen dürfe und in welche nicht. „Ich habe sie nur mit großen Augen angeguckt und gesagt, Sie können hingehen, wo immer sie möchten“, erinnert sich der 55-jährige Geschäftsführende Gesellschafter von ab-data, einem Dienstleistungsunternehmen für kommunale Finanzsoftware. Aus ihrer Heimat Brasilien war es die junge Frau gewohnt, bestimmte Gegenden zu meiden, weil sie dort fürchten musste, überfallen zu werden. „Ich war froh, ihr sagen zu können, dass das hier anders ist“, sagt Bremkamp. Barbara Simoes de Carvalho (25) ist eine von insgesamt 15 Fachkräften, die seit Start des bundesweiten Projekts „Hand in Hand for International Talents“ nach Deutschland gekommen sind, mehr als 100 bereiten sich derzeit auf ihre Einreise nach Deutschland vor. Das Projekt soll helfen, das am 1. März 2020 in Kraft getretene Fachkräfteeinwanderungsgesetz umzusetzen, das den Zuzug von Menschen mit Berufsausbildung aus Nicht-EU-Staaten erleichtern soll. Hauptakteure sind die Bundesagentur für Arbeit und die DIHK Service GmbH, regional vertreten durch ihre jeweiligen Zweigstellen und gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

„Hand in Hand for international Talents“ ebnet den Weg nach Deutschland

„Wir und die Agentur für Arbeit sind die ersten Ansprechpartner für Unternehmen, die Fachkräfte aus dem Ausland suchen“, sagt Vanessa Wiesmann, Projektkoordinatorin „Hand in Hand for international Talents“ bei der IHK Düsseldorf. „Wir stellen Kontakte her, bringen Bewerber mit potenziell passenden Unternehmen zusammen und begleiten den gesamten Prozess von der Einreise, Visa-Vergabe, Anerkennung der beruflichen Abschlüsse bis hin zu Wohnungssuche und Behördengänge.“ Viele Unternehmen suchten dringend nach Fachkräften, fürchteten aber den erhöhten Bürokratieaufwand, wenn sie Kandidaten oder Kandidatinnen aus dem Ausland rekrutieren. „Diese Hemmung wollen wir mit ‚Hand in Hand for international Talents‘ abbauen“, betont Wiesmann.
Ihr Kollege Mario Nikolay von der Agentur für Arbeit Düsseldorf ergänzt, dass eine gründliche Prüfung der Fachkräfte wichtig sei und eine gewisse Zeit in Anspruch nehme. „Es geht nicht nur um die Abschlüsse, sondern auch darum, was die Person bislang gemacht hat, welche Programmiersprachen sie kennt und ob sie sich wirklich ein Leben in Deutschland vorstellen kann“, sagt er. Erst wenn es eine realistische Perspektive für eine erfolgreiche Eingliederung in den deutschen Arbeitsmarkt gibt, folgen die weiteren Schritte. Der gesamte Prozess von der ersten Kontaktaufnahme bis zur tatsächlichen Arbeitsaufnahme in Deutschland dauert sechs bis neun Monate.

„Wir mögen deutsche Musik“

Barbara Simoes de Carvalho, IT-Spezialistin aus Brasilien

In den derzeit ausgewählten Zielländern Brasilien, Vietnam und Indien werben die Außenhandelskammern potenzielle Bewerber und Bewerberinnen an. Gesucht werden vorrangig Fachkräfte in den Bereichen Elektrik, Informatik, Informations- und Telekommunikationstechnik, Softwareentwicklung, Hotel und Gastronomie. Die Anwärterinnen und Anwärter müssen Deutsch auf dem Sprachniveau B1 beherrschen, um einreisen zu können.
„Das Niveau B1 reicht allerdings wirklich nur zur Einreise. Danach sollten die Fachkräfte mindestens auf B2 kommen, C1 wäre noch besser“, sagt Markus Bremkamp von ab-data, der sehr dankbar für seine neue Kollegin ist und bei dem „lernenden Projekt“ (Wiesmann) vor allem die Sprache als Schlüssel sieht.
Seine neue Kollegin Barbara Simoes de Carvalho kann sich schon gut auf Deutsch verständigen und lernt fleißig weiter. „Ich war noch nie in Deutschland, habe es aber immer bewundert, weil es viele Möglichkeiten bietet und sehr erfolgreich ist“, sagt sie. Zudem gab es noch einen weiteren Grund, warum sie und ihren Mann, ebenfalls IT-Experte, das Land gereizt hat. „Wir mögen deutsche Musik, vor allem Rammstein und AnnenMayKantereit“, erzählt sie lachend. Es gehe darum, neue Erfahrungen zu sammeln. Eine davon ist, dass es zumindest in ihrer neuen Heimat Velbert-Heiligenhaus keine „No-Go-Areas“ gibt.


Die IHK Düsseldorf und die Agentur für Arbeit (AA) in Düsseldorf informieren gemeinsam am Donnerstag, 23. Juni, von 13 bis 14 Uhr, in einem Webinar über die Gewinnung von ausländischen Fachkräften. Das Webinar ist Bestandteil des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Pilotprojektes „Hand in Hand for international Talents“. Anmeldung unter ihk.de/duesseldorf, Webcode 4906386.

Mehr zum Projekt Hand in Hand for international Talents im Online-Magazin der IHK Düsseldorf und im Internetauftritt der IHK Düsseldorf

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