Heiligenhaus: Die Lücken schließen

Die Wirtschaft setzt unter anderem auf den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur

Text: Ulrich Bangert, Illustration: Carsten Tiemessen

Einen jähen Absturz musste der Haushalt der Stadt Heiligenhaus verkraften. „Vor der Corona-Krise lief es super, vor allen bei der Gewerbesteuer. Wir waren voller Euphorie, alle geplanten Ansätze konnten erreicht und sogar übertroffen werden“, schaut Kämmerer Björn Kerkmann zurück. Dann kam der Lockdown: „Über 70 Unternehmen fuhren ihre Vorauszahlungen bei der Gewerbesteuer auf Null zurück, da fehlten drei bis vier Millionen Euro. Hinzu kam ein um zehn Prozent geringerer Anteil an der Umsatz- und Einkommenssteuer und der Verzicht auf Kita- und OGS-Gebühren. Es fehlen sechs Millionen“, musste der oberste Heiligenhauser Kassenwart zur Kenntnis nehmen. „Die Bilanzierungshilfe des Landes hält uns am Leben, wir warten auf die Kompensationszahlungen des Bundes und des Landes.“ 2022 hofft Kerkmann auf eine Besserung, wenn sich neue Gewerbezahler im neuen Innovationspark niederlassen, der auch großen Unternehmen Entwicklungsmöglichkeiten bietet.

Brachflächen reaktivieren

Die Wirtschaft sieht weiteren Bedarf für kleinteilige Flächen für entsprechende Unternehmen. Das geht aus dem IHK-Positionspapier für Heiligenhaus hervor. Dafür muss die Reaktivierung von verfügbaren Brachflächen vorangetrieben werden. Seit Jahren fordern die Heiligenhauser Unternehmen, dass die Stadt alle Einflussmöglichkeiten nutzt, um den Lückenschluss der A 44 nach Ratingen zu beschleunigen. Gerade für Betriebe im neuen Innovationspark ist die Anbindung an die Rheinschiene von großem Interesse. Apropos Schiene: Der Anschluss ans Bahnnetz ist zu prüfen. Für die zu erwartenden neuen Arbeitsplätze im Innovationspark und für die bisherigen Ein- und Auspendler könnte die Bahn eine bequeme Alternative mit einem ökologischen Nutzen sein. Wichtig ist der Wirtschaft eine reibungslose Zusammenarbeit mit der städtischen Verwaltung. Neben einer verstärkten Aufmerksamkeit auf kleine und mittlere Unternehmen ist die Ausweitung von digitalen Angeboten für Unternehmen gewünscht, um Anträge und Genehmigungen zu beschleunigen.

Innenstadt im Wandel

Bei der Innenstadt richtet sich das Augenmerk auf das neue Fachmarktzentrum direkt neben dem Rathaus. In den vergangenen Jahren hat die Innenstadt einen grundlegenden Wandel durchgemacht. Nachdem die Umgehungsstraße und die A 44 den Durchgangsverkehr aufgenommen haben, hat sich die Aufenthaltsqualität entlang der Hauptstraße mit ihren Geschäften und gastronomischen Angeboten erheblich verbessert. Die Innenstadtentwicklung ist noch nicht abgeschlossen, es sind weitere Herausforderungen zu bewältigen. Direkt neben dem Rathaus auf dem Gelände der ehemaligen Gießerei Hitzbleck entstehen derzeit neue Handels- und Gastronomiebetriebe, die den Branchenmix in der Innenstadt erweitern und neue Qualitäten schaffen. Damit die gesamte Innenstadt davon profitieren kann, muss eine fußläufige, barrierefreie und städtebaulich attraktive Anbindung des Hitzbleck-Forums an die verkehrsberuhigte Zone entstehen. Die Eröffnung des Hitzbleck-Forums kann infolge geänderter Passantenströme die innerstädtische Handelsstruktur verändern und zu einer Neubewertung einiger Handelslagen führen.

„Wir müssen konzeptionell an die Innenstadtentwicklung herangehen“

Ulrich Hamacher, Vorsitzender des IHK-Ausschusses Heiligenhaus

Eine ganzheitliche Marketingstrategie muss den gesamten Handelsstandort schärfen. Dafür sollte ein Markenfindungsprozess unter Beteiligung der Innenstadtakteure initiiert werden, verbunden mit einem Workshop-Verfahren für eine zukunftsfähige Innenstadt. Die jüngsten Veränderungen in der dynamischen Handelswelt müssen beachtet werden. „Wir müssen konzeptionell an die Innenstadtentwicklung herangehen. Dazu gehört unter anderem die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes aus dem Jahr 2009“, fordert Ulrich Hamacher, Vorsitzender des IHK-Ausschusses Heiligenhaus und bis vor kurzem Heiligenhauser Filialdirektor der Kreissparkasse.

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