Hilden: Großstadt im Westentaschenformat

Die Stadt ist in vielen Punkten gut aufgestellt. Die Wirtschaft hofft, dass der Weg fortgesetzt wird.

Text: Andrea Schorradt, Illustration: Carsten Tiemessen

Mit dem Claim „Großstadt im Westentaschenformat“ kokettiert Hilden ganz gern. Nicht zu Unrecht: Die Stadt an der Itter hat eine florierende City, eine gut aufgestellte Wirtschaft, steigende Einwohnerzahlen und ist mit drei Autobahnen und zwei Bahnhöfen bestens angebunden. Vertreter der Wirtschaft hoffen, dass der eingeschlagene Weg auch in Zukunft fortgesetzt wird. Einzelne Forderungen und Verbesserungsvorschläge gibt es aber trotzdem, zusammengefasst im IHK-Positionspapier.

Hilden ist gefragt

Wer schon mal an einem Samstag durch die Geschäfte an der Mittelstraße gebummelt ist, weiß, dass es vor den Umkleiden länger dauern kann und dass ein freier Tisch im Café Glückssache ist. Dafür trifft man Freunde und Bekannte – sowohl aus Hilden als auch aus den Nachbarstädten. Hilden ist gefragt! Aber auch das kann nicht verhindern, dass die Corona-Auswirkungen ihren Tribut fordern. Der Stadtrat hat daher „Runde Tische“ beschlossen, bei denen sich Mitglieder der Politik und Verwaltung mit Gastronomen, Einzelhändlern sowie Vertretern von Sportvereinen und sozialen Einrichtungen zusammensetzen. Ziel: Möglichkeiten der Unterstützung ausloten, Betroffene stärken und die hohe Lebensqualität erhalten.

Stabile Gewerbesteuer

Apropos Lebensqualität: Dass Hilden sich zwei Bäder, eine Stadtbücherei mit dem Titel „Bibliothek des Jahres“ sowie ein reiches kulturelles Angebot samt Stadthalle leisten kann, verdankt sie auch den guten Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Die dürfte in diesem Jahr aber deutlich geringer ausfallen als geplant. Kämmerin Anja Franke schätzt, dass durch Corona rund 14 Millionen Euro in der Stadtkasse fehlen. „Das macht rund zehn Prozent unseres Gesamtetats aus.“ Dennoch ist sie überzeugt, dass sich die Einnahmen in den nächsten Jahren wieder stabilisieren werden. Diese Einschätzung teilt Christian Schwenger von der Wirtschaftsförderung. Aus Gesprächen mit Unternehmen weiß er, dass die Auftragslage in den meisten Branchen wieder anzieht und dass viele Betriebe an ihren Fachkräften festhalten. „Der Fachkräftemangel war schon vor Corona ein Thema. Daher haben fast alle Unternehmen Interesse daran, vorhandene Arbeitsverhältnisse weiterzuführen.“

Aktive Verwaltung

Nicht auf der Agenda steht die Erhöhung der Gewerbesteuer. Das dürfte für Erleichterung bei Hildens Wirtschaft sorgen. Deren Vertreter sind mit der städtischen Wirtschaftspolitik grundsätzlich einverstanden und wünschen sich, dass die Verwaltung weiterhin so aktiv reagiert. Kritisiert werden aber der noch nicht vollständig abgeschlossene Breitbandausbau sowie zeitaufwändige Antrags- und Genehmigungsverfahren. Dazu Christian Schwenger: „Wir haben im Juni beispielsweise die Gewerbemeldungen digitalisiert und arbeiten intern an der ‚digitalen Akte‘.“ So will die Verwaltung Prozesse beschleunigen.
Hilden ist die am dichtesten besiedelste Stadt im Kreis Mettmann. Das macht nicht nur Flächen für den Wohnungsbau knapp, sondern auch Gewerbeflächen. Die Wirtschaftsförderung setzt auf Brachflächenrecycling und optimierte Nutzungen, etwa durch mehrgeschossige Gebäude. Auch Umbauten sollen unterstützt werden. Damit entspricht sie den Forderungen der Wirtschaft, die in ihrem IHK-Positionspapier empfiehlt „mit einer weiterhin starken Wirtschaftsförderung, die bewährte Flächenvorratspolitik fortzusetzen“.  

„Beim Thema Klimaschutz bringen wir gern unseren unternehmerischen Sachverstand ein“

Marc-Oliver Köhler, Brüninghaus Drissner GmbH

2019 wurde der Klimanotstand ausgerufen. Derzeit sucht die Stadt einen Klimamanager, der Maßnahmen zur Klimaanpassung voranbringen soll. Für die Unternehmen ist dabei wichtig, dass auch ökonomische Aspekte berücksichtigt werden und die Branchen am Standort eingebunden sind. „Dabei bringen wir gern unseren unternehmerischen Sachverstand ein, denn Ökonomie und Ökologie sind längst kein Gegensatz mehr“, sagt Marc-Oliver Köhler, Geschäftsführer der Brüninghaus und Drissner GmbH. Auch in Sachen Infrastruktur und dem geplanten Mobilitätskonzept ist die Wirtschaft im Boot. Wichtigstes Projekt: Der achtspurige Ausbau der A3, bei dem verschiedenste Interessen aufeinandertreffen. Hilden favorisiert die schnelle Standstreifenlösung, wobei der Standstreifen als vierte Fahrspur genutzt werden soll, auch um nicht weitere Flächen zu beanspruchen.

Was sagen die Bürgermeisterkandidaten zur den Forderungen der Wirtschaft? Antworten gibt es in der IHK-Wahlarena.