IHK-Jahresempfang 2022

Gäste beim digitalen Empfang waren unter anderem Bundesfinanzminister Christian Lindner und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst

IHK Jahresempfang 2022
Für den musikalischen Rahmen sorgte die Band "Mind the Gap".

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Andreas Wiese
Ein Treffen von mehr als 1.000 Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Managerinnen und Managern, ein Stargast aus der Politik – der IHK-Jahresempfang zählt im Januar eigentlich zu den wichtigsten gesellschaftlichen Ereignissen im Rheinland überhaupt. Doch Corona vereitelte das große Live-Event in der Landeshauptstadt nun bereits zum zweiten Mal. Wegen der Pandemie wurde die mit 700 Gästen geplante Veranstaltung kurzfristig ins Internet verlegt.
Einige wenige Gäste waren dennoch im großen Saal des Maritim am Flughafen vor Ort, darunter Ministerpräsident Hendrik Wüst und IHK-Präsident Andreas Schmitz. Mehr als 800 Zuschauer saßen daheim vor ihren Bildschirmen und erlebten auf der aufwendig inszenierten digitalen Bühne einen kurzweiligen Mix aus Live-Schaltungen, Talkrunden, Musik sowie der Rede von Gastgeber und IHK-Präsident Andreas Schmitz.

IHK-Präsident Andreas Schmitz

„Wer sich in der aktuellen Situation nicht impfen lässt, verhält sich unsolidarisch“

Die Position des IHK-Präsidenten zum Thema Impfen ist eindeutig: „Wer sich in der aktuellen Situation nicht impfen lässt, verhält sich unsolidarisch. Denn sich nicht impfen zu lassen, ist keine Meinungsäußerung, sondern schlichtweg eine Missachtung seiner Mitmenschen“, sagte Schmitz. Und: „Ich persönlich vertrete sogar die kühne Vermutung, dass eine Impfpflicht die gesellschaftliche Lage eher befrieden würde.“
Schmitz setzt darauf, dass die neue Bundesregierung ihrem Fortschrittsversprechen im Koalitionsvertrag Taten folgen lässt. „Wir sollten in das Gelingen dieser Regierung verliebt sein. Denn die alte Regierung war zum Schluss nur noch eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.“ Er lobte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der in der Pandemie immer wieder erkläre. „Das Gesundheitsministerium darf im Gegensatz zu den vergangenen Jahren auch mal kompetent besetzt sein.“

Mit Blick auf die sinkende Zahl neuer Ausbildungsverträge rief der IHK-Präsident zu einem Umdenken bei der beruflichen Bildung auf: „Wir müssen in der beruflichen Bildung von unserem ,hohen Ross’ heruntersteigen, sprich das Anforderungsprofil ab und zu etwas entmotten oder abrüsten.“
Beim IHK-Jahresempfang zugeschaltet war Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Im Gespräch mit dem IHK-Präsidenten skizzierte er seine Pläne für die Steuerpolitik. So will er Bürger und Unternehmen um mehr als 30 Milliarden Euro entlasten, indem „die Beiträge zur Rentenversicherung nicht erst 2025, wie vom Gericht gefordert, sondern schon 2023 voll von der Steuer absetzbar sein sollen“.
Zudem werde die Ökostrom-Umlage abgeschafft. „Ich will auch den Soli für alle kippen“, sagte Lindner weiter. Doch darauf habe man sich in der Ampel nicht einigen können. Dafür solle aber der Sparer-Pauschbetrag erhöht werden. Unternehmen sollen wie von der Wirtschaft gewünscht „Super-Abschreibungen“ für Investitionen geltend machen können. Zugleich will Lindner die Schuldenbremse 2023 wieder einhalten, die wegen der Pandemie aktuell nicht greift. „Wir müssen zurück zur Normalität der Schuldenbremse“, sagte der Minister auch mit Blick auf seine Koalitionspartner. Das gehöre zur Verantwortung für folgende Generationen.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) – als Redner live beim IHK-Jahresempfang dabei – stimmte die an den Bildschirmen sitzenden Unternehmer und Unternehmerinnen auf harte Zeiten ein: „Die nächsten Wochen werden besonders schwierig.“ Er verwies darauf, dass in NRW bereits 14 Milliarden Euro als Hilfsgelder an Betriebe geflossen seien. „Unsere Priorität ist es, dass Schulen und Kitas offen bleiben, solange es geht“, sagte Wüst. Daher müsse es in anderen Bereichen Einschränkungen geben: „Die Kinder haben schon einen zu hohen Preis gezahlt.“

Der Ministerpräsident verteidigte seine Forderung nach einer raschen Einführung der Impfpflicht. Zugleich setze NRW auf Anreize: „Booster-Impfungen werden im Sportbereich den Tests gleichgestellt, um den Menschen einen zusätzlichen Anreiz zum Boostern zu geben“, sagte Wüst. Beim Thema Ausbildung betonte er, man wolle die Förderung schwächerer Jugendlicher stärker in den Fokus nehmen und dazu beitragen, die Lücke auf dem Ausbildungsmarkt zu schließen.
Beim Livestream digital zugeschaltet äußerten sich die direkt gewählten Bundestagsabgeordneten aus Düsseldorf und dem Kreis Mettmann, Thomas Jarzombek (CDU), Andreas Rimkus (SPD), Dr. Klaus Wiener (CDU), insbesondere zu den Themen Digitalisierung, Industriestandort und wirtschaftliche Aussichten. Ein positives Resümee zog pauschal der Digitalexperte Jarzombek und betonte: „In Forschung und Bildung haben wir viel geschafft.“ Andreas Rimkus hob die Investitionen in den Ausbau „der Wasserstoff-Gesellschaft“ hervor und freute sich über den neuen EUREF-Campus Düsseldorf, mit dem ein internationales Schaufenster der Energiewende errichtet werde. Als Stahlstandort werde sich NRW und vor allem Düsseldorf seiner Ansicht nach weiter behaupten – nicht zuletzt, weil die maroden Brücken des Landes „mit heimischem Stahl instandgesetzt werden können“. Verhalten optimistisch blickte Dr. Klaus Wiener auf die kommenden weiterhin von Corona bestimmten Monate: „Der wirtschaftliche Neustart nach der Pandemie wird kein Selbstläufer.“

Live vor Ort beim IHK-Jahresempfang kamen drei Unternehmerinnen und neugewählte Vollversammlungsmitglieder der IHK mit ihren Erfahrungen in 2021 zu Wort. So hat Katrin Lohner (Coach-Ability) ihre Karriereberatung auf eine digitale Plattform gesetzt. Trotz des großen Zuspruchs kann sie es kaum erwarten, wieder persönliche Gespräche zu führen.
Zerrin Börcek (Gründerin des fe:male Innovation Hub) hat sich zum Ziel gesetzt, Mädchen und junge Frauen für MINT-Fächer zu begeistern und sie dahinzuführen. „Frauen müssen sich mehr trauen“, sagt sie und engagiert sich für Gründerinnen in der Digitalwirtschaft und ihre Positionierung, um nachhaltig Veränderung zu bewirken.
Gastronomin Kerstin Rapp-Schwan (JaJa Holding GmbH), richtete an die Politiker den Appell, „die schönste Branche der Welt“ nicht länger – beispielsweise durch die aktuelle 2-G-plus-Regelung – lahm zu legen. Restaurants und Lokale seien Orte der Begegnung: „Wir Gastronomen machen doch das Leben und die Städte bunt.“

Ein persönliches Zusammentreffen während der Sommermonate 2022 kündigte Gastgeber Andreas Schmitz in seiner Rede beim IHK-Jahresempfang an – schließlich sei Networking ein integraler Bestandteil der IHK.

Weitere Bilder, ein Video und der Stream des IHK-Jahresempfangs sind im Internetauftritt der IHK Düsseldorf zu finden.