IHK-Schnuppertag Industrie bei Fortin

CDU-Landtagsabgeordneter Olaf Lehne besuchte die Fortin Mühlenwerke und informierte sich über den Betrieb und die aktuellen Herausforderungen.

Text: Jürgen Grosche, Fotos: Patrick Krausen
Wer denkt, man müsse Haferkörner nur plattdrücken, die Flocken in Tüten abfüllen, und fertig sei die Müsli-Basis, sollte sich einmal die Fortin Mühlenwerke im Düsseldorfer Hafen anschauen. Auf mehreren Ebenen laufen in dem imposanten Gebäudequader an der Fringsstraße komplexe Maschinen rund um die Uhr, um den Hafer zu schälen, zu dämpfen, zu trocknen zu walzen und die Flocken in große Säcke oder handelsübliche Papiertüten zu füllen. Leitungs- und Trichtersysteme verbinden die einzelnen Anlagen. In der Leitzentrale bilden auf mehreren Bildschirmen Diagramme die Arbeitsabläufe ab. Eine Mühle ist heute ein Hightech-Betrieb.
Es brummt lautstark in den Produktionshallen, aber man sieht kaum Menschen. Die Arbeiten laufen weitgehend automatisiert. Dennoch beschäftigt das Unternehmen fast 90 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Standort – sechs Tage die Woche im Dreischichtbetrieb. „Wir zählen zu den größten Haferverarbeitern in der Europäischen Union“, berichten Robert Lamers und Ulrich Schumacher, die Geschäftsführenden Gesellschafter der Fortin Mühlenwerke GmbH & Co. KG, beim IHK-Schnuppertag Industrie.


Der Besuch von CDU-Landtagsabgeordneten Olaf Lehne bei den Fortin Mühlenwerken in Düsseldorf im Video

Hafer-Produkte machen den Großteil der Produktion aus, daneben werden auch Weizen, Roggen und andere Getreidesorten verarbeitet. Der 1932 gegründete Familienbetrieb liefert seine Produkte in 60 Länder weltweit, auch nach Afrika und in die Ukraine. Das Getreide kommt per Schiff – Hafer zum Beispiel aus Finnland und anderen nordischen Staaten, die Flocken verlassen das Werk ebenfalls auf dem Wasser. Die Lage am Hafen ist also von zentraler Bedeutung. Auch aus verkehrs- und umweltpolitischer Sicht: Müssten 500 Tonnen Hafer am Tag – die übliche Produktionsmenge – per Lkw an- und die Flocken abgeliefert werden, könnte man sich das Chaos auf den Straßen und die Folgen für die Luftqualität vorstellen. Und Fortin ist nur eines der zahlreichen Unternehmen in Düsseldorf, die auf den Wasser-Transportweg setzen.
Die Dimensionen sind vielen nicht bekannt, weder in der Öffentlichkeit noch in der Politik, ebenso wenig die Bedeutung der Betriebe für den Arbeitsmarkt und das Steueraufkommen. Was natürlich für viele Industriezweige gilt. Mit der Industrie sind zahlreiche weitere Branchen verbunden, zum Beispiel Logistiker und andere unternehmensnahe Dienstleister. Die IHK Düsseldorf hat daher ein neues Format etabliert, das die Anliegen der Betriebe insbesondere in der Politik bekanntmachen und vermitteln soll.

Bewusstsein beim IHK-Schnuppertag Industrie wecken

„Die ‚IHK-Schnuppertage in der Industrie‘ bieten Politikern einen Einblick in die Arbeit der Unternehmen“, erklärt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. „Die Begegnungen sollen zum gegenseitigen Verständnis beitragen. Wir wollen ein Bewusstsein dafür wecken, dass die Industrie eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung hat, etwa bei der Schaffung und Sicherung qualitativ hochwertiger Arbeitsplätze.“ Dr. Vera Jablonowski, Referentin der IHK Düsseldorf, ermuntert Unternehmen, sich an den Schnuppertagen zu beteiligen.
Den Auftakt machten eben die Fortin Mühlenwerke. Die IHK hatte zusammen mit der Geschäftsführung den CDU-Landtagsabgeordneten Olaf Lehne zum IHK-Schnuppertag eingeladen. Er informierte sich mit großem Interesse über den Betrieb und die aktuellen Herausforderungen. Beim Rundgang erfuhr er zum Beispiel, dass die Hafenanlage des Werks von einem Schiff pro Stunde bis zu 100 Tonnen Getreide löschen kann. Fortin produziert rund 60 verschiedene Haferflockentypen, die sich zum Beispiel bei der Dicke der Flocken oder dem Feuchtigkeitsgehalt unterscheiden. Zu den Kunden zählen Hersteller von Müsli und andere Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie, Groß- und Einzelhändler sowie Tierfutterproduzenten. Die Mühlenwerke liefern nicht nur große Papiersäcke, sondern auch Päckchen in handelsüblicher Größe, zum Beispiel 500 Gramm. Bis zu 300.000 solcher Päckchen verlassen täglich die Werke. Fortin beschäftigt in der Produktion 16 Müller, die heute die offizielle Berufsbezeichnung Verfahrenstechnologen Mühlen und Futtermittel tragen.

Besichtigung der Fortin Mühlenwerke beim IHK-Schnuppertag Industrie

Robert Lamers und Ulrich Schumacher informierten den Landtagsabgeordneten beim IHK-Schnuppertag aber auch über die Herausforderungen, die oftmals Sorgen bereiten. Etwa die Folgen des zuletzt immer häufiger auftretenden Niedrigwassers, das hohe Kosten verursacht und die Produktion hemmen kann. Denn wenn der Rhein nur noch dahinplätschert, können die Schiffe nicht so viel laden. In ungünstigen Fällen muss der Inhalt von einem Schiff auf sechs verteilt werden. Liegezeiten verlängern sich ebenfalls. Im vergangenen Jahr bescherten die Niedrigwasserfolgen dem Betrieb Zusatzkosten in Höhe von 150.000 Euro. 
Eine Rheinvertiefung könnte Linderung verschaffen, erklären die Unternehmer. „Eine Vertiefung von Duisburg bis Neuss-Stürzelberg wird seit Jahren diskutiert, aber es tut sich nichts“, beklagt Lamers. Einfache Maßnahmen wären schon ein Anfang, etwa mehr Buhnen. Das erhöhe die Fließgeschwindigkeit, so dass sich der Fluss selbst ein tieferes Bett grabe. Eine Stelle müsste vertieft werden: die Werther Platte, eine Felsformation im Rhein vor Kaiserswerth.
Weitere Themen, die die Mühlen-Chefs in die Politik tragen wollen: Landstrom könnte die anliegenden Schiffe mit Energie versorgen. Die Dieselmotoren bleiben abgeschaltet, was der Luftqualität zugute käme. Die Investitionen müssten die Unternehmen tragen, was sie zusätzlich belasten würde. 
Lamers und Schumacher sehen die Häfen an der Rheinschiene auf einem „Abstiegsast“. Reeder würden lieber die Binnenhäfen an der Maas, bei Venlo oder Roermond ansteuern, die ihre Ladekapazitäten massiv ausbauen. Über den Landweg kommen immer mehr Waren an den Rhein. Das belastet die Straßen- und Schienen-Infrastruktur. Wenn nun aber Industriebetriebe am Rhein dichtmachen und ihre Produktion verlagern, gehen Arbeitsplätze verloren.

Miteinander reden fördert gegenseitiges Verstehen

Olaf Lehne begrüßte die Einladung zum „IHK-Schnuppertag“: „Es ist wichtig, dass wir die Unternehmen besuchen, um zu erfahren, welche Themen ihnen wirklich auf den Nägeln brennen. Wir Politiker lernen dabei viel, denn die Unternehmen sprechen Dinge an, von denen sie unmittelbar betroffen sind. Nur wenn man miteinander spricht, kann man auch etwas verändern.“ Die Herausforderungen der Hafenbetriebe kennt Lehne bereits aus jahrelanger Tätigkeit im Verkehrsausschuss des Landtages. Um die Bedeutung der Binnenschifffahrt zu erhöhen, hat man sich darauf geeinigt, eine Parlamentarische Gruppe Binnenwirtschaft einzurichten, die sich ausschließlich den Themen der Binnenwirtschaft widmet. Auch Lehne sieht die Gefahr, dass Unternehmen abwandern. Mittelständler können oft nicht einfach einzelne Bereiche an günstigere Standorte auslagern, sie würden komplett umziehen oder schließen. „Dann wären die Arbeitsplätze weg.“
Der Abgeordnete kritisiert beim IHK-Schnuppertag ferner eine überbordende Regulierung. „Nach heutigem Stand würde kaum einer der Betriebe im Hafen eine Genehmigung erhalten.“ Die Betriebe haben Bestandsschutz, neue hätten kaum eine Chance. Grundsätzlich fordert Lehne, die Belange der Industrie zu berücksichtigen. „Eine Stadt lebt von der Industrie und dem Gewerbe. Sie braucht nicht nur Wohn- sondern auch Gewerbeflächen, die gut erreichbar und einfach zu erschließen sind.“


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