Im gemeinsamen Fahrwasser

Interview mit Patric Fedlmeier, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der neuen Provinzial Holding AG

Text: Sylvia Rollmann, Foto: Jana Bauch

Die Provinzial NordWest und die Provinzial Rheinland haben fusioniert. Welche Vorteile versprechen Sie sich davon?

Gemeinsam sind wir stärker, um den künftigen Herausforderungen zu begegnen. Durch die Fusion bekommen wir langfristig strategische Sicherheit und haben dank der Synergien mehr finanzielle Power für Investitionen zum Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit. Damit bleiben wir für Kunden und Vertriebspartner ein moderner Anbieter und für unsere Mitarbeiter ein attraktiver Arbeitgeber.

Welche Herausforderungen meinen Sie genau?

Vor allem die Digitalisierung und damit zusammenhängend das sich schnell ändernde Kundenverhalten. Aber ich meine auch die Auswirkungen, die die vielfältigen regulatorischen Veränderungen und die aktuelle Niedrigzins-Situation auf unser Geschäft haben. Und last but not least denke ich an die demographische Entwicklung. Die Folgen dieses Prozesses zu kompensieren, wird ebenfalls eine große Herausforderung.

„Der digitale Wandel war ein wichtiger Treiber für die Fusion“

Wo Sie die Digitalisierung ansprechen: Wie sehr tangiert der digitale Wandel Ihr Geschäft?

Der digitale Wandel war ein wichtiger Treiber für die Fusion. Jeder von uns erlebt gerade, wie sich die Digitalisierung in allen Lebens- und Geschäftsbereichen weiter verstärkt. Gleichzeitig verändern sich auch die Ansprüche der Kunden. Sie möchten sich einfach, schnell und über alle Kommunikationskanäle hinweg informieren können. Sie wünschen sich ständige Erreichbarkeit und die schnellstmögliche Bearbeitung ihrer Anliegen. Dem müssen wir auch als Versicherer Rechnung tragen und weitere digitale Angebote und Services anbieten. Trotzdem wird aus meiner Sicht der persönliche Kontakt zwischen Unternehmen und Kunde in unserer Branche sehr wichtig bleiben. Vor allem beim Abschluss einer Versicherung und im Schadensfall möchte sich der Kunde an einen Gesprächspartner vor Ort wenden können.

Mit der Fusion bündelt die Provinzial ihre Kräfte in einem Konzern. Widerspricht das nicht Ihrem Anspruch hinsichtlich Regionalität und Nähe zum Kunden?

Wir bündeln unsere Kräfte, um in den Regionen noch stärker zu werden. Wenn wir künftig in vielen Bereichen noch einmal investieren, kommt das natürlich auch den Kunden vor Ort zugute. Unser erklärtes Ziel ist es, in den Regionen der Platzhirsch zu bleiben.

„Es war letztlich eine Fusion auf Augenhöhe“

In welchen Bereichen sehen Sie denn besonderen Investitionsbedarf?

Wie gesagt, die Digitalisierung schreitet immer schneller voran. Vor diesem Hintergrund werden wir in den nächsten Jahren insbesondere in eine moderne und zeitgemäße IT-Landschaft investieren müssen. Wir beschäftigen uns intensiv mit den wichtigsten Entwicklungen und Trends.

Warum war gerade die Provinzial NordWest mit Sitz in Münster der richtige Fusionspartner für die Düsseldorfer Provinzial Rheinland?

Bestrebungen zur Fusion der beiden Unternehmen gab es schon seit mehr als 20 Jahren. Und in der Tat gab es dafür gute Argumente: gleicher Name, überschneidungsfreie Geschäftsgebiete und ein sehr ähnliches Geschäftsmodell.

Welche Rolle spielt die bisherige Provinzial Rheinland dann in der neuen Provinzial Holding AG?

Obwohl die Provinzial NordWest vor der Fusion etwas größer war, war es doch letztlich eine Fusion auf Augenhöhe. Die „alten“ Gesellschaften der Provinzial Rheinland werden auch im neuen Konzern eine sehr wichtige Rolle spielen, weil sie sehr stark aufgestellt sind und besonderes Know-how mitbringen – etwa im Direktversicherungsgeschäft oder dem Handwerkerservice. In den nächsten Jahren wird aus den Provinzial-Gesellschaften beider Fusionspartner Schritt für Schritt etwas Neues entstehen.

„Düsseldorf ist und bleibt ein wichtiger Standort des neuen Konzerns“

Sitz der neuen Holding ist Münster. Hat das Auswirkungen auf den Standort Düsseldorf?

Nein. Düsseldorf ist und bleibt ein wichtiger Standort des neuen Konzerns mit vielen Mitarbeitern. Von hier aus werden wesentliche Teile des Geschäfts und des Vertriebs gesteuert. Überhaupt ist es ein wichtiges Ziel des Managements, die Balance zwischen den verschiedenen Standorten zu erhalten. Neben Münster und Düsseldorf werden daher auch Kiel, Hamburg und Detmold weiterhin eine bedeutende Rolle im Konzern spielen.

Also hat die Fusion keine Folgen für die Arbeitsplätze in Düsseldorf?

Nein. Es ist nicht geplant, in großem Umfang Stellen abzubauen oder Mitarbeiter an einen anderen Standort zu versetzen. Es sei denn, ein Mitarbeiter ist daran interessiert, in Münster oder Kiel zu arbeiten.

Und wie klappt die Zusammenarbeit im sechsköpfigen Vorstand, von dem die fusionierte Provinzial nun geführt wird?

Auch hier wurde die Balance gewahrt. Drei Vorstände kommen von der Provinzial NordWest, drei von der Provinzial Rheinland. Wir kennen uns schon seit vielen Jahren. Die Zusammenarbeit klappt deshalb ausgesprochen gut und ist sehr kollegial.

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