KI als Chance: Pro & Contra

Künstliche Intelligenz bietet ungeahnte Chancen, doch sie birgt auch Risiken. Zwei Wissenschaftler beleuchten die beiden Seiten.

KI als Chance

Pro: KI als Chance

Die deutsche Wirtschaft, insbesondere der Mittelstand, sieht sich mit Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel konfrontiert. KI kann dabei helfen, Unternehmen wettbewerbsfähig und innovativ zu halten. Daher müssen wir uns über Möglichkeiten und Grenzen der KI im Klaren sein. So hätte dieser Text von einer KI stammen können, wäre dann aber eher steril. Ich habe den Text selbst verfasst und von ChatGPT hinsichtlich Verbesserungsvorschlägen durchsehen lassen, was meine Produktivität steigerte, ohne die Einzigartigkeit des Ergebnisses zu beeinträchtigen. Genauso sollten wir KI einsetzen, um effizienter zu werden und die Qualität zu verbessern, ohne austauschbar oder abhängig zu werden. KI kann im Supply Chain Management zur Effizienzsteigerung beitragen, indem sie Transportrouten optimiert und Planungssicherheit verbessert.

KI als Chance
Professor Dr. Jörg Frochte ist Vizepräsident für Forschung, Digitalisierung & Internationalisierung an der Hochschule Bochum und Mitbegründer der Bergischen Innovationsplattform für Künstliche Intelligenz. Foto: privat

Sie kann auch durch vorausschauende Instandhaltung und Qualitätskontrollen Ausfälle verhindern und Produktionsprozesse optimieren. Dies erhöht die Produktqualität und reduziert den Bedarf an Fachpersonal für Routineaufgaben, verändert aber auch Berufsprofile und steigert den Weiterbildungsbedarf. Im Marketing und Kundenservice liegt die Idee nahe, zum Beispiel Chatbots einzusetzen, um Kundenanfragen rund um die Uhr zu bearbeiten. Doch auch hier sollten wir die Grenzen und Fehlermöglichkeiten kennen und einplanen, um die Chancen voll ausschöpfen zu können. Eine KI arbeitet statistisch und macht daher auch Fehler. Hier brauchen wir ein Vier-Augen-Prinzip und eine kritische Überprüfung durch Personal. Die größte Chance könnte darin liegen, dezentrale Strukturen zu stärken. Trotz der Konzentration auf einige große US-Player gibt es viele regionale Anbieter in NRW. Sprachmodelle wie ChatGPT müssen nicht in den USA gehostet werden, da Open-SourceModelle von Anbietern in NRW angepasst und bereitgestellt werden können. Um die Chancen zu nutzen und den Mittelstand erfolgreich zu führen, sollten wir auf regionale Lösungen und lebenslanges Lernen setzen.
So erhöhen wir die Produktivität, wirken den Auswirkungen des demographischen Wandels entgegen und halten die Wertschöpfung im Land: KI als Produktivitäts- und Innovationstreiber vom Mittelstand für den Mittelstand.

Contra: KI als Chance

Vor kurzem waren wir erstaunt, wie KIs in Form von zum Beispiel Sprachassistenten neue Formen der Interaktion ermöglichten. Seit kurzem aber verdeutlichen generative KIs wie ChatGPT die enormen Fliehkräfte der bevorstehenden Veränderungen. Diese bringen nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch massive Risiken für Unternehmen. Sie sind ein Weckruf an das Management. KIs bedeuten Disruption. Wer hätte gedacht, dass selbst der Suchmaschinenprimus Google unter Druck kommen wird, seine Dominanz zu verteidigen. Ebenso sind viele kreative Bereiche wie Kunst und Medien gefährdet. Selbst Universitäten müssen massiv bei Prüfungs- und Lehrformaten umdenken. Stillstand ist keine Option. Die Funktionsweise von generativen KIs ist häufig intransparent. Sie geben auf Fragen genau eine Antwort.

KI als Chance
Professor Dr. Christian Schlereth hat den Lehrstuhl für Digitales Marketing an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf inne.
Foto: Berlin&Cramer

Ihr genaues Zustandekommen sowie ihre ethische Tonart oder Datengrundlage können häufig nicht einmal die KI-Entwickler begründen. Wenn bei einem Produkt, welches eine KI verwendet, etwas schiefgeht, wer wird dann zur Verantwortung gezogen? Der Anbieter, der KI-Entwickler, der Datenlieferant oder doch der Kunde? Generative KIs halluzinieren, sie erheben keinen Anspruch auf Wahrheitsgehalt oder Akkuratheit. Dennoch werden KIs eingesetzt, um neue Texte für Webseiten vermeintlich zeitsparend zu entwickeln. Und genau auf diese Texte werden zukünftige Generationen an KIs trainiert. George Orwells dystopische Vision im Buch 1984 (geschrieben 1949) wird mit 40 Jahren Verspätung Realität. Für Unternehmen bedeutet das, dass die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion verfließen. Unternehmen sind durch KIs neuen Formen der Bedrohung ausgesetzt: Zum einen durch Deep-Fakes, bei denen Wettbewerber bewusst die neuen Technologien einsetzen, um dem Konkurrenten zu schaden. Zum anderen sind sie aber gezwungen, Richtlinien im Umgang mit KIs zu schaffen. Welche sensiblen Daten dürfen mit KI verarbeitet werden? Auf welchen Servern und von welchen Anbietern werden diese verarbeitet? Regulatorische Anforderungen werden sicherlich steigen. Sobald KIs in der nächsten Ausbaustufe anfangen, miteinander zu interagieren, wird jedoch auch deren systematische Bedeutung wachsen. Mehr denn je kommen komplexe Herausforderungen auf Unternehmen zu.

Text: Jürgen Grosche


KI als Chance ist einer von mehreren Beiträgen aus der Rubrik Pro & Contra im Online-Magazin der IHK Düsseldorf.

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