Kopfstand für neue Ideen

Das IHK-Projekt „Stadt der Zukunft“ ging in die zweite Runde.

Text: Nina Mützelburg, Fotos: Paul Esser

Wie sieht eine Stadt aus, die in der Lage ist, Krisen zu kompensieren? Jüngst hat die Hochwasserkatastrophe wieder gezeigt, wie plötzliche Probleme kommen und alles erschüttern können. Umso aktueller ist das IHK-Projekt „Stadt der Zukunft – die Städte im IHK-Bezirk auf dem Weg zur Resilienz“, das am 21. Juli in die zweite Runde gegangen ist. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Städte aufgestellt sein müssen, damit sie den Leistungsabfall, der einer solchen Krise immer folgt, möglichst geringhalten können. In der Auftaktveranstaltung im Juni, die Corona-bedingt noch virtuell stattfinden musste, wurden erste Schlagworte erarbeitet. In den Düsseldorf Arcaden wurde es jetzt konkreter – und das live und in Farbe.

Die Rolle von Städten, Kommunen und Unternehmen

Rund 30 Teilnehmer waren zu der Laborveranstaltung gekommen, um ihre Ideen und Vorstellungen einzubringen. Darunter Vertreter aus Handel, Marketing, Immobilien und Tourismus. In Kleingruppen ging es darum, zu den Bereichen Wohnen, Mobilität, Versorgung und Produktion Zukunftsideen zu entwickeln. Und zwar im Kopfstand. Denn statt nach Verbesserungsvorschlägen zu fragen, hat Moderator Stefan Postert, Städteplaner bei „Stadt und Handel“, seine Gäste dazu aufgefordert zunächst zu sagen, was getan werden muss, damit sich nichts ändert. Wie muss die Verkehrsinfrastruktur einer Stadt aussehen, in der der Transport von Menschen und Waren nicht mehr möglich ist? Welche Regeln und Vorschriften brauchen wir, damit in unserer Stadt keine Produktion von Waren und Dienstleistungen mehr möglich ist? Oder: Wie müssen wir produzieren, um die Bedürfnisse unserer Kunden und die Anforderungen der städtischen Umwelt nicht zu erfüllen?

„Wir müssen Anreize bieten, damit die Leute ihre Autos vor der Stadt abstellen“

Peter Goossens, Taxibetrieb Gebr. Goossens GmbH

„Es ist immer einfacher zu formulieren, was nicht gut läuft. Darum haben wir uns für die negative Fragestellung entschieden. Im Anschluss geht es dann um die Frage, was wir machen müssen, damit das nicht passiert“, erklärt Stefan Postert. Dabei wird immer die Rolle der Städte und Kommunen ebenso hinterfragt wie die der Unternehmer selbst. Die Gründe, warum die Teilnehmer sich in den Prozess einbringen möchten, waren ganz unterschiedlich. Ein Thema ist jedoch auf besonderes Interesse gestoßen: die Mobilität. Taxiunternehmer Peter Goossens beispielsweise beschäftigt sich intensiv mit alternativen Antriebsmöglichkeiten und einem entsprechend gut ausgebauten Netz an Ladestationen im Stadtgebiet. Er wirft die Frage auf, ob es nicht gar möglich wäre, den Verkehr mit einigen Ausnahmen wie den ÖPNV, komplett aus der Innenstadt zu halten.

Das würde Umwelt und Verkehr entlasten. „Dazu müssen wir aber Anreize bieten, damit die Leute ihre Autos vor der Stadt abstellen. Dazu gehören neben kostenlosen Parkplätzen auch die Möglichkeit, Bus und Bahn kostenlos zu nutzen“, sagt er.
Eine Idee, die auch Ulrike Kahmann nicht ganz abwegig findet. Sie hat einen Elektroinstallationsbetrieb in Pempelfort und setzt schon längst aufs Fahrrad und die Nutzung diverser Sharing-Anbieter. „Das öffentliche Netz müsste ausgebaut und im Idealfall die Angebote der Sharing-Anbieter gebündelt werden“, sagt sie. Zudem würde sie sich wünschen, dass Wohnen wieder mehr in die Innenstädte kommt. So wurde in den einzelnen Gruppen rege diskutiert, wie man eine Stadt krisenfest machen kann. Dazu gehört selbstverständlich auch der Handel. Was müssen lokale Geschäfte ihren Kunden bieten, damit sie wieder mehr in den Innenstädten shoppen gehen? Eine Frage, mit der sich Rainer Gallus, Geschäftsführer vom Handelsverband NRW, von Berufs wegen intensiv auseinandersetzt. Er könnte sich eine Kombination aus Shopping- und Kulturangeboten vorstellen.

Aus Vorschlägen sollen Ideen werden

Am Ende des Abends standen diverse Schlagworte im Raum. Netzwerke und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, gehörten dazu. Weitere Ideen waren die Nutzungsmischungen von Gebäuden und die Beschleunigung von Genehmigungsprozessen. Es gab auch die Vorschläge, die Wasserstraßen in das Verkehrskonzept mit einzubeziehen oder das Thema Elterntaxis anzugehen. „Aus all diesen Vorschlägen sollen im nächsten Schritt des Projektes konkrete Ideen werden“, sagt Marion Hörsken, Geschäftsführerin Branchenbetreuung der IHK Düsseldorf.
Dazu kommen wird es im September. Denn dann geht es mit der „Stadt der Zukunft“ weiter. Auch wer an den ersten beiden Veranstaltungen nicht teilgenommen hat, ist herzlich eingeladen, dann seine Ideen einzubringen.

Ein Laborveranstaltung zum Thema „ Stadt der Zukunft“ hat auch in in Langenfeld stattgefunden. Informationen dazu gibt es hier.

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