Langenfeld: Flächen gesucht

Der Wirtschaft ist unter anderem die Verkehrs- und Innenstadtentwicklung wichtig und sorgt sich aktuell um den ÖPNV

Text: Ronald Morschheuser, Illustration: Carsten Tiemessen

30.000 Beschäftigte bei 60.000 Einwohnern, täglich pendeln 5.000 Menschen mehr nach Langenfeld ein als aus – „das ist ungewöhnlich für unsere Lage zwischen den Oberzentren Düsseldorf und Köln“, betont Thomas Zacharias, Leiter des Referats für Wirtschaftsförderung, Citymanagement und Liegenschaften der Stadtverwaltung. Das kann Kämmerer Thomas Grieger verkraften, wenn Anfang 2021 wie geplant und von der Wirtschaft empfohlen der Gewerbesteuerhebesatz vom mit 330 Punkten zweitniedrigsten Wert in NRW sogar auf 299 sinkt.
Das Ergebnis: Hohe Nachfrage von Neuansiedlern und Bestandsunternehmen. Das Angebot ist knapp. Deshalb fordert die Wirtschaft in ihrem IHK-Positionspapier, mehr Flächen in einem ausgewogenen Mix auf den Markt zu bringen – für klassische Gewerbe bis hin zu Büros. Die Stadt müsse das kommunale Leerstandsmanagement stärken, Bestandsgebiete auf Brachflächen hin untersuchen und Nutzungskonzepte für freie Flächen aufstellen. Verstärkt, so heißt es in dem Papier, solle Langenfeld Flächen selbst aufkaufen und entwickeln. Perspektivisch sei ein neues, hochwertiges Gewerbegebiet im Bereich des Knipprather Weges ins Auge zu fassen.

Wirtschaftsfreundlicher Kurs

Beim allgemein wirtschaftsfreundlichen Kurs der Kommune müssten gerade kleine und mittlere Unternehmen bei ihrer Entwicklung noch stärker in den Fokus gerückt und unterstützt werden. Von der Stadtverwaltung wünscht sich die Wirtschaft, dass Genehmigungs- und Antragsverfahren weiter beschleunigt und die Prozesse digitalisiert werden. Das IHK-Positionspapier nimmt zusätzlich das Thema „Wohnraum“ in den Blick: Es sei vor allem vor dem Hintergrund der Fachkräftegewinnung und der positiven Beschäftigungsentwicklung wichtig. Die Stadt, so die Wirtschaft, solle auch Wohnbauflächen aufkaufen und entwickeln, um ein ausreichendes Angebot für alle Bedarfsgruppen und in sämtlichen Preissegmenten machen zu können.

„Die Wirtschaft brauch Lösungen statt Einschränkungen über die Corona-Krise hinaus“

Johannes Süß, Geschäftsführer der Wasserski Langenfeld GmbH

Johannes Süß, Mitglied im IHK-Ausschuss Langenfeld-Monheim, ist die Erreichbarkeit des Standortes wichtig. Gleich drei Autobahnen umrahmen die „Junge Stadt an alter Straße“. Auch an das Schienennetz ist Langenfeld mit zwei S-Bahnhaltepunkten gut angebunden. Sorge macht der Wirtschaft der ÖPNV aktuell trotzdem: „Während der Rhein-Ruhr-Express gebaut wird, fällt die S 6 weg – so wird der Weg nach Langenfeld für Berufspendler zur Herausforderung. Die Wirtschaftsbetriebe brauchen Lösungen, statt Einschränkungen über die Corona-Krise hinaus“, so Süß. Der Verkehrsfluss in der Innenstadt müsse etwa mit intelligenter Ampelschaltung optimiert werden. Die Wirtschaft empfiehlt Langenfeld auch, den achtspurigen Ausbau der A 3 unter Berücksichtigung von Lärmschutzmaßnahmen zu unterstützen und den Lückenschluss der L 403 durch das Land einzufordern.

Moderater Gewerbesteuerrückgang

In Sachen Corona freut sich Kämmerer Grieger über „sehr moderate Gewerbesteuerrückgänge“. Dies zeuge von einem „über die letzten Jahre entwickelten, resilienten Wirtschaftsmix“. Lob gibt es vom 170 Mitglieder starken Industrieverein Langenfeld (IVL) für umfangreichen Stadt-Service in Corona-Zeiten. IVL-Pressesprecher Martin Mönikes berichtet von mehreren Video-Konferenzen mit dem Industrievereins-Vorstand oder allen Mitgliedern, es gab aus dem Rathaus intensive Information zu Fördermitteln, Kurzarbeit oder rechtlichen Rahmenbedingungen zum Beispiel in Dutzenden Rundmails. Mönikes: „Wir freuen uns über große Transparenz in der Kommunikation; die bisherigen städtischen Maßnahmen erscheinen uns nachvollziehbar und angemessen – die Interessen der Gewerbetreibenden werden gesehen und berücksichtigt.“ Die Shopping-Mitte-App ging vorgezogen schon im April online. Die Kommune organisierte einen kostenlosen Lieferdienst für den lokalen Einzelhandel. Außerdem wurde ein stadteigener Unterstützungsfonds für die Langenfelder Wirtschaft aufgelegt. Er richtet sich an Unternehmen und gewerblich sowie freiberuflich Tätige, die maximal zwölf Vollzeitstellen haben, in der personalintensiven Gastronomie sogar bis zu 25 Beschäftigte.

Was sagen die Bürgermeisterkandidaten zur den Forderungen der Wirtschaft? Antworten gibt es in der IHK-Wahlarena.

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