Am Computer im Team mit und gegen Kollegen spielen, zocken, statt eine förmliche Bewerbung zu schreiben – welchen Vorteil haben Games & Co. für Unternehmen? Das erklären Stefanie Waschk und Arne Gels vom Beratungsunternehmen Fusion Campus.
Text: Natascha Plankermann, Fotos: Fusion Campus GmbH
Ich will doch nur spielen… Was wie ein kindliches Grundbedürfnis klingt, bringt auch Erwachsenen eine Menge: „Spielen verbindet – die lockere Atmosphäre, Emotionen und die Motivation fördern es, dass man gemeinsam Lösungen findet und Ziele erreicht. Das ist auch im Berufsleben gewünscht“, sagt Arne Gels. Er ist einer der beiden führenden Köpfe des Teams von Fusion Campus GmbH, das gerade den Düsseldorf Cup für Unternehmen im eSport (siehe Kasten) organisiert hat. Seine Geschäftspartnerin Stefanie Waschk nennt Zahlen, die zeigen, weshalb Gaming für Unternehmen interessant ist: „Mit digitalen Spielen in unterschiedlichen Disziplinen – von Action bis Schach – erreicht man Millionen Menschen. Laut Game-Bundesverband liegt das Durchschnittsalter der Spielenden bei aktuell 38,2 Jahren und knapp die Hälfte davon ist weiblich. Wer die Erkenntnisse aus der Gamesbranche nutzt, die inzwischen mehr Umsatz macht als die Filmindustrie in Hollywood, profitiert von psychologischen Effekten.“




Das bedeutet laut Stefanie Waschk: Herausfinden, was Menschen motiviert und wie ihr Hirn etwas schnell erfasst. „Wäre es nicht toll, dieses Wissen einzusetzen, um Business-Ziele zu erreichen? Gleichzeitig können Unternehmen Mitarbeitende motivieren, Prozesse und Zusammenarbeit verbessern“, sagt die Gaming-Expertin. Oft geht es nach ihren Worten darum, einen wenig spannenden Vorgang in einen anderen Kontext zu setzen – damit er positiv wahrgenommen wird. Das ist ihr und Gels wichtig: Die beiden entwickeln keine Spiele, sondern nutzen Know-how aus der Gaming-Industrie, um Lösungen für Herausforderungen in Unternehmen zu finden. Ein solches Vorgehen ist in Amerika, Frankreich oder in den skandinavischen Ländern vielfach Standard. Gels und Waschk beraten auf diese Weise Mittelständler und Konzerne. Und bemerken eine zunehmende Offenheit gegenüber neuen Technologien und Methoden, die sie gern vorantreiben möchten.
Dabei unterscheiden sich die Anforderungen ihrer Kunden aus Branchen von Gesundheit bis Produktion. Gels: „Das Ziel ist jedoch immer, die Veränderungsbereitschaft im Unternehmen zu steigern.“ Seiner Erfahrung nach nutzen die meisten Unternehmen Gaming für nachweispflichtige Unterweisungen und für Weiterbildungsthemen. Den Machern von Fusion Campus geht es jedoch um Lösungen für größere Herausforderungen, wie etwa dem Fach- und Arbeitskräftemangel. Das weiß auch Jürgen Holtkamp, Bereichsleiter Ausbildungsberatung, Stellenvermittlung und Projekte bei der IHK Düsseldorf: Er unterstreicht den Vorteil von digitalen Gaming-Formaten: „Dadurch bietet sich Unternehmen die Chance, sich jungen Zielgruppen in digitalen Räumen und in einem sportlich-emotionalen Kontext zu präsentieren.“ Die IHK Düsseldorf unterstütze solche Intiativen, die „zur Fachkräftesicherung beitragen, das Teambuilding fördern und positiv auf die Arbeitgebermarke einzahlen“.




Statt an langwierigen und komplizierten Bewerbungsprozessen festzuhalten, empfehlen Waschk und Gels Unternehmen, sichtbarer zu werden und die Arbeitgebermarke unmittelbar erlebbar zu machen. Ein Vorzeigebeispiel ist für Fusion Campus der Düsseldorfer Aufzughersteller TK Elevator: Die Suche nach neuen Auszubildenden verlief dort ursprünglich klassisch mit vielen Bewerbungsunterlagen und über ein 90-minütiges Online-Assessment-Center am PC. „Jetzt steht bei einem digitalen Elevator-Pitch das Produkt des Unternehmens im Mittelpunkt. Nicht nur die Kandidaten und Kandidatinnen bewerben sich über das Smartphone bei TK Elevator, das Unternehmen bewirbt sich ebenso mit seinen Werten und der Arbeitgebermarke“, erzählt Gels. Der Clou: „Besonders geeignete Bewerber buchen sich nach erfolgreichem Pitch am Ende direkt selber ihren Termin zum Gespräch – ohne Wartezeiten.“ Das eigentliche Assessment findet im Aufzug statt, dort werden Fragen zum Allgemein- und jobspezifischen Fachwissen gestellt. „Innerhalb von drei Monaten haben bereits 386 Menschen die im Schnitt 34-minütige Aufzugfahrt beendet, woraus 145 Kennenlerngespräche und eine direkte Einstellung in den ersten drei Wochen resultierten“, resümiert Gels stolz das erste Feedback. „Für uns bei TK Elevator ist es wichtig, dass wir unseren Talenten von morgen authentisch zeigen können, was TKE für ein toller Arbeitgeber ist und für welche Werte wir stehen. Wir wollen Identifikation und Involvierung durch eine Candidate Centricity vom ersten Moment an fördern und unsere Arbeitgebermarke erlebbar machen. Da war uns schnell klar, dass wir für unseren neuen Recruiting-Prozess für Auszubildende am Thema Gaming und an Fusion Campus nicht vorbeikommen,“ berichtet auch Alexandra Kühne, Expertin Employer Branding bei TK Elevator von der Zusammenarbeit mit Fusion Campus.



Wie die passende Lösung aus der Gaming-Branche für den jeweiligen Kunden aussehen kann, klären Waschk und Gels in Beratungsgesprächen. Das Resultat ist zumeist ein individuelle Konzept, bei dem der Transfer aus dem Gaming messbare Unternehmenserfolge fördern soll. „Ein klassisches Spielsetting kann zwar eine nachhaltige Lösung sein, ein Allheilmittel ist es jedoch nicht. Immer häufiger führt die Gamification, also die Extrahierung einzelner Prinzipien und Mechaniken, zum Ziel“, sagt Gels.
Der Düsseldorf-Cup ist ein E-Sport & Gaming Turnier für Arbeitgeber aus Düsseldorf. Mitarbeitende bilden die Teams und spielen dann gegen die anderen Unternehmen und Organisationen den Titel aus. Gespielt wurden die beliebten Online-Games
Weitere Artikel zum Thema Erfolgsstories finden Sie hier.