L’Evoine macht den Pferdesport nachhaltiger

Caroline Winkler aus Düsseldorf hat die Liebe zum Reiten und zur Mode vereint. Mit ihrem Label möchte sie zeigen, dass bewusster Konsum elegant und innovativ sein kann.

L’Evoine
Gründerin Caroline Winkler in ihrem Showroom im Garather Schloß.

Text: Nina Mützelburg, Fotos: Paul Esser
Viele junge Menschen, die sich für Mode interessieren, träumen von Jobs bei den Luxuslabeln dieser Welt. So auch Caroline Winkler. Die meisten schaffen es nicht, einen der begehrten Jobs dort zu ergattern. Winkler schon. Sie hat Mode- und Designmanagement in Düsseldorf und New York studiert und bereits als Werkstudentin bei LVMH Parfums & Kosmetik gearbeitet, mit Louis Vuitton, Moët, Hennessy und Co. dem weltweiten Branchenführer für Luxuslabels. Nach dem Studium folgten Positionen im Marketing für Dior und schließlich der Vertrieb für Kenzo, Rimowa und Celine – eine aufregende, aber auch sehr stressige Zeit. Oft war sie nur an den Wochenenden zu Hause. So hatte sich die 27-Jährige das eigentlich nicht vorgestellt. Schon gar nicht für ihre Zukunft. Wie kam es dann zur Gründung von L’Evoine?

Ein kleiner Schubs zur Gründung von L’Evoine

Ein Plan, was sie viel lieber machen würde, schlummerte schon seit Jahren in ihrer Schublade. Die Idee zu einem eigenen Label, welches ihre zweite große Passion, das Reiten, mit ihrer Liebe zur Mode verbindet – und gleichzeitig nachhaltig ist. „Die Reitsportbranche ist sehr traditionell und alteingesessen. Das Thema Nachhaltigkeit spielt dort leider noch eine sehr untergeordnete Rolle. Meine Idee war es, für das Thema zu sensibilisieren und vor allem zu zeigen, dass ein bewusster Konsum keinesfalls öko aussehen muss, sondern vielmehr stilvoll, zeitlos und innovativ“, sagt die Düsseldorferin. Um sich tatsächlich zu trauen, eine Festanstellung aufzugeben, um ein eigenes Label auf die Beine zu stellen, dafür braucht es manchmal einen Schubs. Der kam in Form von Corona und einem Freund. „Durch die Pandemie war mein Job im Vertrieb plötzlich noch schwieriger geworden. Als ich ihm dann eines Abends völlig frustriert von meinem eigentlichen Traum erzählt habe, hat er gedroht, erst wieder mit mir zu sprechen, wenn ich den Businessplan aktualisiert und mich informiert hätte, wie ich die Idee umsetzen kann“, erzählt sie lachend. Das war im Oktober 2020. Im Januar 2021 hat sie bei LVMH gekündigt und L’Evoine war geboren.

Sattelpads aus Alpaca-Fleece

Unter der Marke gibt es nun Satteldecken, Gurtschoner, Bürsten, Putztaschen und Abschwitzdecken – alles nachhaltig produziert. Ihr erstes Produkt war eine hochwertige Putztasche aus Leder mit doppeltem Boden, für den Staub und Schmutz, der aus den Bürsten rieselt. Einzigartig sind die Sattelpads aus Alpaca-Fleece zur Schockabsorbierung und zur Thermoregulation. „Die meisten Reitenden nutzen dazu unter dem Sattel ein Lammfell. Für das Fell müssen Tiere sterben und sie passen zudem nicht optimal unter den Sattel, weil sie zu dick sind. Unsere Sattelpads bieten einen besseren Komfort, sind schön dünn und die Tiere werden geschoren, nicht getötet“, erklärt Caroline Winkler. Alle Produkte werden ausschließlich in Deutschland produziert und kommen bei den Reitern gut an. „Ich habe das Gefühl, die Welt des Reitsports ist momentan im Umbruch. Viele Reitende wünschen sich mehr Nachhaltigkeit. Früher war die Akzeptanz für etwas Neues nicht so leicht zu bekommen“, sagt sie. Insbesondere im Ausland konnte L’Evoine schon Erfolge verbuchen, denn alles was mit dem Reitsport zu tun hat und „Made in Germany“ ist, wäre international gut angesehen. So konnte sie ihr Label in 15 Ländern platzieren, darunter in Australien und der Schweiz.

Was sich Reitende wünschen, weiß Winkler, weil sie selbst seit ihrem zwölften Lebensjahr ein eigenes Pferd besitzt. Wie Marketing und der Vertrieb einer Marke funktionieren, hat sie bei LVMH gelernt. Dennoch war die Gründung eines eigenen Labels wie L’Evione alles andere als ein Selbstläufer. Insbesondere was die Finanzierung angeht, müssen viele Vorgaben beachtet werden. „Die Existenzgründungsberatung der IHK hat mir dabei sehr geholfen. Denn wer Fördergelder für Existenzgründer haben möchte, muss wasserdichte Unterlagen haben und vor allem alle Fristen penibel einhalten. Mein Berater hat mir immer ganz genau gesagt, wann ich was machen muss. Und es hat tatsächlich alles reibungslos geklappt“, erinnert sie sich. Auf der Suche nach passenden Partnern für den Vertrieb ihrer Marke ist sogar noch ein zweites Standbein entstanden. Denn dabei bemerkte sie, dass es in Deutschland noch keinen Onlineshop gibt, der sich auf nachhaltige Marken aus dem Pferdesportbereich spezialisiert hat. Diesen Multibrandshop hat sie dann kurzerhand unter dem Namen H-Collected selber gegründet und seitdem viele Gleichgesinnte getroffen und vertreibt deren Reit- und Hundezubehör. „Viele Reitende haben auch Hunde, da passte das einfach“, erklärt sie.

Als Dozentin erklärt sie Studierenden, wie sie ihr Label gegründet hat

Bis April 2023 bekommt sie Fördergelder, dann sind alle Möglichkeiten erschöpft. Die Gründerin von L’Evoine ist aber zuversichtlich, dass ihr Business dann auf sicheren Beinen stehen wird. „Es läuft gut. Momentan könnte ich mir zwar noch kein Gehalt zahlen, weil ich sehr viel noch reinvestiere und für viele Dinge in Vorkasse treten muss. Aber etwas Zeit habe ich noch“, sagt sie. Bis dahin wird sie weiter viel Zeit in den Vertrieb investieren, zu möglichen Wiederverkäufern reisen und sich auf Messen präsentieren. Im Garather Schloss hat sie einen Showroom für alle Interessierten. Aktuell sucht sie Partner, unter anderem für die Arabischen Emitrate, in denen der Pferdesport ebenfalls sehr stark ausgebaut ist. Und sie wurde für eine Dozentenstelle angefragt. An der Hochschule Fresenius in Düsseldorf wird sie ab nächstem Semester Studierenden erzählen, wie sie ein Label gründen und mit welchen Hochs und Tiefs sie rechnen müssen. „Ich freue mich richtig, meine Erfahrungen weiterzugeben und den ein oder anderen so vor Fehlern zu bewahren“, sagt sie.


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