Mehr Passagiere am Dus Airport

Nach zwei Jahren Krise ist der Flughafen Düsseldorf jetzt wieder im Aufwind.

Flughafen Düsseldorf

Text: Jürgen Grosche, Fotos: Andreas Wiese, Flughafen Düsseldorf
Der Flughafen Düsseldorf erholt sich von einer seiner größten Krisen. Die beiden Geschäftsführer Thomas Schnalke und Lars Mosdorf erwarten im Gesamtjahr 2022 rund 16 Millionen Passagiere am DUS Airport, wie sie bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2021 erklärten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr zählte der Flughafen coronabedingt knapp acht Millionen Gäste. 2019, dem letzten Jahr vor der Krise, waren es noch rund 25,5 Millionen.
Die Buchungen ab Ostern und für den Sommer haben stark zugenommen. Derzeit verzeichnet der Flughafen ein Verkehrsvolumen von 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Spätestens im Sommer steige es auf 70 bis 75 Prozent des gewohnten Verkehrsvolumens, sagte Schnalke. Die Spitzenzeiten am Morgen und am Abend seien bereits voll ausgebucht, alle verfügbaren Slots belegt. Die Passagiere am Dus Airport haben bereits im Sommer die Wahl zwischen 56 Airlines und rund 160 Zielen in 44 Ländern.

Wirtschaftsmotor für die Region

Das Langstreckengeschäft laufe indes erst langsam an, räumt Schnalke ein. Es belebe sich zunächst über die großen Hubs Frankfurt und München. Dennoch ist der Flughafen-Chef optimistisch, dass auch Düsseldorf bald wieder mehr Langstreckenflüge anbieten kann. Dafür spreche das große Einzugsgebiet, aber auch der Einsatz neuer, kleinerer Flugzeuge, die lange Strecken fliegen. Für dieses Jahr rechnet Schnalke noch nicht mit der Belebung, wohl aber in den kommenden Jahren.
Zunächst erholen sich vor allem die Urlaubsdestinationen sowie Besuchsreisen von Freunden und Verwandten, zum Beispiel in der Türkei. Wie sich der Krieg in der Ukraine mittelfristig auf den Flughafen auswirkt, sei noch unklar, sagte Schnalke. In normalen Zeiten nutzten 500.000 Passagiere aus Russland und der Ukraine pro Jahr den Airport Düsseldorf.

Rätsch
Foto: Saatchi & Saatchi
Christian Rätsch, Saatchi & Saatchi Deutschland, zur Bedeutung des Flughafens für sein Unternehmen.

Unternehmen setzen auf die Funktionsfähigkeit des Airports; er gilt traditionell als einer der zentralen Wirtschaftsmotoren Düsseldorfs. „Er war immer extrem wichtig für die Region“, sagt Christian Rätsch, CEO der Werbeagentur Saatchi & Saatchi Deutschland. „Viele Zentralen von international bedeutenden Unternehmen haben hier ihren Sitz und schätzen die Anbindung.“
Nach zwei Jahren Pandemie hat sich indes einiges gewandelt, was sich auch bei der Zahl der Passagiere am Dus Airport bemerkbar machen dürfte. Die Geschäftswelt habe „digitales Vertrauen gelernt“, sagt Rätsch, „Geschäftsbeziehungen können auch über digitale Kanäle entstehen und sich entwickeln.“ Was früher undenkbar war, funktioniere heute. Rätsch denkt an die Einstellung von Personal. In Lockdown-Zeiten seien Mitarbeiter eingestellt worden, ohne dass man sich persönlich getroffen hat.
Unternehmen überlegen nun genau, ob und wann Reisen notwendig sind. Geschäftsreisen könnten „eher die bewusste Ausnahme“ werden, prognostiziert der Saachi-CEO. Auch das Messewesen – ein weiterer wichtiger Treiber fürs Fluggeschäft in Düsseldorf – ändere sich. Wie in Unternehmen nehmen auch bei Messen hybride Modelle zu mit physischer und virtueller Teilnahme. Die Messen selbst verändern sich, werden diversifizierter, kleinteiliger, regionaler.

Passagiere am Dus Airport vor allem für wichtige Reisen

Thomas Vieten, Verkehrsreferent der IHK Düsseldorf, bestätigt die Einschätzung: „Bei innerdeutschen Kurzreisen überlegt man in Unternehmen: Für welches Meeting lohnt sich die Reise?“ Termine zum Kennenlernen oder Netzwerken dürften aber wieder aufleben. Ebenso sind – so Vieten – Treffen aus rechtlichen Gründen erforderlich, wenn beispielsweise Verträge unterzeichnet werden.
„Für die Wirtschaft der Region Düsseldorf ist es besonders wichtig, dass die Interkontinentalverbindungen wieder aufleben“, betont der Verkehrsexperte. Vor allem für die Ansiedlung internationaler Unternehmen sei der Flughafen ein Entscheidungskriterium. „Wir setzen uns gemeinsam mit dem Flughafen dafür ein, dass die Verbindungen wieder belebt werden.“
Auch für die ansässigen Unternehmen sind sie wichtig, zum Beispiel für die Ratinger Tünkers Maschinenbau GmbH. „Wir sind international aufgestellt und kommunizieren global mit der Automobilwelt“, sagt Geschäftsführer Olaf Tünkers. Mitarbeiter aus Vertrieb und Service hatten vor Corona etliche Flugkilometer absolviert. Tatsächlich habe die digitale Kommunikation während der Pandemie sehr gut funktioniert, bilanziert Tünkers die vergangenen zwei Jahre.

Olaf Tünkers
Foto: IHK Düsseldorf
Olaf Tünkers, Tünkers Maschinenbau, schätz die Nähe zum Flughafen.

Das Volumen der Geschäftsreisen dürfte auch künftig deutlich geringer ausfallen, bis zu 50 Prozent, schätzt Tünkers. Dennoch bleibt der Flughafen notwendig. „Nach wie vor müssen wichtige Termine persönlich wahrgenommen werden.“ Neugeschäft könne nur sehr eingeschränkt per Video eingefädelt werden und auch im Service und Vertrieb sei es wichtig, dass die Spezialisten vor Ort bei den Kunden tätig sein können. Gerade sind Kollegen aus Südkorea zu Schulungen in Ratingen. Auch das funktioniere besser im direkten Kontakt, sagt Tünkers.
Dass insbesondere der private Flugverkehr so schnell wieder zunimmt, überrascht Experten nicht. Schon vor der Krise machte er zwei Drittel des Geschäfts aus. „Die Menschen haben große Sehnsucht nach Sonne und Erlebnis“, sagt Rätsch. Allerdings führe die Nachhaltigkeitsdiskussion zu einer Abkehr vom Massentourismus. Der „Achtsamkeitstourismus“ gewinne hingegen an Bedeutung, ebenso der Regionaltourismus.
Bei der geplanten Betriebserweiterung dürfte sich vor der Landtagswahl nicht viel bewegen. „Für die Planungsperspektive des Flughafens wäre es aber gut, wenn das Land bald nach der Wahl hier entscheidet“, sagt Vieten.


Geschäftszahlen der Flughafens Düsseldorf
Die Geschäftszahlen des Flughafens Düsseldorf im Überblick. Quelle: Flughafen Düsseldorf

Der Flughafen und die Corona-Krise

Passagiere am Dus Airport

Wirtschaftlich wurde der Flughafen durch die Corona-Krise stark getroffen. 20 Prozent der Stellen wurden abgebaut. Heute beschäftigt der Flughafen-Konzern noch knapp 1900 Mitarbeitende. Einstellungen gibt es aber bereits wieder in der IT und der Feuerwehr. Für 2021 weist der Flughafen noch einen Jahresfehlbetrag von 40 Millionen Euro aus. Er erwirtschaftete nach Angaben von Mosdorf noch 244,7 Millionen Euro (Umsatz 2019: 501,1 Millionen Euro). Der kaufmännische Geschäftsführer blickt aber zuversichtlich nach vorn. Der Flughafen sei bis 2023 durchfinanziert und in der Lage, die dann nötige Kapitalaufnahme am Markt aus eigener Kraft zu stemmen.

Weiterte Beiträge zum Flughafen Düsseldorf im Online-Magazin der IHK Düsseldorf.

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