Mit grünem Daumen

Beim Thema Nachhaltigkeit denken viele Menschen an Wälder und Wiesen. Es gibt aber auch Unternehmen, die das Grün in die Städte und sogar in die Büros holen. Zwei Beispiele.

Sebastian Fürst ist Geschäftsführer von +Grün aus Düsseldorf.

Text: Nina Mützelburg, Foto: +grün

Auszeiten in der Natur lassen uns neue Kräfte für den Alltag tanken. US-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass nur 20 Minuten im Grünen unser Stresslevel deutlich senken. Gerade für Städter ist der Weg ins Grüne aber oft weit und die Zeit zwischen Beruf und Alltagsroutine knapp. Fatal, denn laut WHO ist Stress mittlerweile einer der häufigsten Gründe für die Entstehung von Krankheiten. Doch statt in der Natur öfter mal tief durchzuatmen, wird in Büros die durch Drucker, Kopierer und diverser Textilien mit Schadstoffen belastete Luft inhaliert. Die Folge sind Konzentrationsprobleme, Müdigkeit und Kopfschmerzen. „Wer ein nachhaltiges Gesundheits- und Personalmanagement in seinem Business pflegt, sollte Grün denken“, sagt darum Birte Wildung. Und wenn die Menschen nicht zu den Wurzeln zurückkehren würden, müssten die Wurzeln eben zu ihnen geholt werden. Mit ihrem Unternehmen Akzente Raumbegrünung bringt sie das grüne Draußen nach drinnen. Angefangen bei einzelnen Tisch- und Bodengefäßen bis hin zu üppigen Pflanzwänden – sogar mit integriertem Unternehmenslogo – werden aus grauen Arbeitsräumen grüne Wohlfühloasen.

Foto: Akzente Raumbegrünung

„Letztendlich sorgen grüne Arbeitsplätze für gesündere und leistungsfähigere Mitarbeitende“

Birte Wildung, Akzente Raumbegrünung

Richtig platziert sorgen die Pflanzen für eine angenehmere Akustik, reinigen die Luft von Schadstoffen und steigern die Luftfeuchtigkeit. „Letztendlich sorgen grüne Arbeitsplätze für gesündere und leistungsfähigere Mitarbeitende. Dabei können die Pflanzen vertikal so angeordnet werden, dass kein Verlust an Fläche entsteht. Zudem können durch das bessere Raumklima Heizkosten eingespart werden“, sagt Wildung. Das Unternehmen aus Mettmann kümmert sich um die Planung, Umsetzung und um die Pflege der Pflanzen.

Denn das Thema Nachhaltigkeit steht auch bei der Wahl der Pflanzen im Mittelpunkt. „Wir wählen mit Bedacht und passend zum Mobiliar und der Umgebung aus. Das Ziel ist, dass unsere Installationen bei richtiger Pflege ewig halten“, sagt Wildung, die aus einer Gärtnerfamilie stammt. Diverse Unternehmen, Privatpersonen und eine Schule konnten Wildung und ihr Team bereits begrünen. Tendenz steigend. Bei Neubauten wird das Biophillic Design, das grüne Konzept, von den Architekten heute bereits mitgedacht. Mit der Rückkehr der Mitarbeiter in die Büros nach den coronabedingten Auszeiten sind die Anfragen aber insgesamt gestiegen. „Bei den Unternehmen stehen wieder mehr die Mitarbeitenden und ihre Verantwortung für ihr Wohlbefinden im Fokus. Viele haben sich im Homeoffice nett eingerichtet und wollen nicht in das Grau in Grau ihrer Büros zurück. Da sind jetzt die Arbeitgeber gefragt, das zu ändern“, sagt Wildung.

Akzente Raumbegrünung bringt das grüne Draußen nach drinnen.
Foto: Natural Greenwalls A/S

Biodiversität und Nachhaltigkeit im Fokus

Wo in Innenräumen noch auf das Verantwortungsbewusstsein von Unternehmen gesetzt wird, gibt es in Außenbereichen schon längst städtische Vorgaben für die Gestaltung. Zumindest bei Großprojekten. Davon betreuen die Landschaftsarchitekten von +Grün rund um Geschäftsführer Sebastian Fürst aus Düsseldorf einige. So hat das Büro bereits die Begrünung des Düsseldorfer Kö-Bogens I sowie des umgebauten Rheinmetallgeländes zu verantworten. Aber auch viele private und öffentliche Grünanlagen tragen Fürsts Handschrift. „Unser Schwerpunkt liegt auf größeren Wohnungs- und Verwaltungsbauten. Mit Corona haben wir aber auch zunehmend Anfragen von Privatpersonen. Für Projektentwicklungen gibt es auch seit vielen Jahren Vorgaben, um die Städte grün und attraktiv zu gestalten. Den Bauherren selbst ist ihre Verantwortung aber zunehmend bewusst und die Landschaftsarchitektur bekommt bei Planungen zunehmend Raum“, sagt Fürst. Mit der Erfahrung von mehreren 100 Projekten hat er allerdings in den letzten Jahren Veränderungen bei den Anforderungen bemerkt: „Früher sollte alles nur schön und repräsentativ sein. Heute bekommen Themen wie Nachhaltigkeit und Biodiversität mehr Beachtung “, sagt der Landschaftsarchitekt.

„Gute Landschaftsarchitektur muss immer auch nachhaltig sein“

Sebastian Fürst, +Grün
Foto: +grün
+Grün hat bereits die Begrünung des Düsseldorfer Kö-Bogens I verantwortet.
Foto: Andreas Endermann

Was bedeutet das genau? Früher gab es beispielsweise Pflanzungen mit immer gleichen Bäumen. Heute wird mit Bedacht die passende Pflanze zum Standort gewählt – und zwar möglichst vielfältig. Ziel ist es, auch Insekten und kleinen Lebewesen wie Vögeln einen Lebensraum zu bieten. Bei Fürsts aktuellem Projekt handelt es sich um ein Bauvorhaben aus mehreren Gebäuden. Jede horizontale Fläche wird intensiv begrünt. Der Clou: Der Außenbereich wird auf allen Ebenen so geplant, dass das Regenwasser komplett zurückgehalten wird und somit für die Bepflanzung und zur Verdunstung zur Verfügung steht, was wiederum das Mikroklima deutlich verbessert. Es wird kein Regenwasserkanal gebraucht. Schon beim Bau werden Kosten gespart. Aber auch später. Denn wo es keinen Kanal gibt, entstehen auch keine Abwassergebühren. „Die Unterhaltskosten steigen stetig. Gleichzeitig sind sich viele ihrer Verantwortung bewusst, dass sie einen ökologischen Footprint auf dieser Erde hinterlassen. Gute Landschaftsarchitektur muss also immer auch nachhaltig sein“, sagt Fürst.

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