Modestadt Düsseldorf: Pro & Contra

Ist Düsseldorf heute noch internationaler oder eher regionaler Standort?

Modestandort Düsseldorf
Illustration: Moritz Blumentritt

PRO: Mit neuen Konzepten international strahlen

Die Modestadt Düsseldorf behauptet sich
unangefochten als die Modemetropole in Deutschland mit internationaler Strahlkraft. Insbesondere für den Fachhandel ist sie ganzjährig die Modehauptstadt. Die vielfältige Orderlandschaft von mehr als 600 Showrooms mit rund 1.000 internationalen Brands wie Marc Cain, s.Oliver, Scotch & Soda, Windsor, Joop, Alpha Tauri, LFDY, Cavalli, Duvetica, Herno, Pinko und vielen mehr ist unser großer Trumpf. Immer mehr Marken eröffnen hier am Rhein ihr Headquarter. Ein Grund ist: Facheinkäufer können hier zentral ordern und besuchen die Showrooms oft vier bis sechs Mal jährlich. Zwei renommierte Modemessen finden ergänzend zu den Düsseldorf Fashion Days (DFD) immer im Januar und Juli statt: Supreme und Fashn Rooms.

Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen in Berlin oder der erst jüngst gescheiterten Messe in Frankfurt (mit zehn Millionen Euro Unterstützung von Stadt und Land), die reine Informationsplattformen sind, auf denen nicht geordert werden kann, ist die Landeshauptstadt der Businessstandort für die Branche.

Modestandort Düsseldorf
Angelika Firnrohr ist seit 1984 eng mit dem Modestadt Düsseldorf verbunden. Seit elf Jahren ist sie als Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied des Vereins Fashion Net aktiv, der zur Standortförderung beiträgt.
Foto: Anne Steiff

Mit neuen Konzepten wollen wir die Standortposition zukunftsfähig gestalten und die Modemetropole glänzen lassen: Die Dachmarke DFD ersetzt seit 2020 den alten Begriff CPD (Collection Premiere Düsseldorf), der als reine Messeplattform verstanden, aber der inhaltlichen Bedeutung des Standorts nicht mehr gerecht wurde. Konzeptioneller Ansatz der DFD im vergangenen Sommer war es, erstmals Akteure aus Handel, Gastronomie, Kultur und Kreativwirtschaft fokussiert zu einem gemeinsamen Termin mit den traditionellen Ordertagen einzubeziehen. Damit wird das Konzept DFD zusätzlich im Sinne eines positiven Destinationsmarketings strategisch und zukunftsgerichtet erweitert und spielt so die Modekompetenz der Stadt vollends aus.


Nachdem pandemiebedingt im Januar alle geplanten Events und Rahmenprogramme des Fashion Net ausfallen mussten, ist im Sommer auch mit finanzieller Unterstützung von Stadtspitze und Wirtschaftsförderung eine Neuauflage des Festivals geplant. Düsseldorfs Relevanz erlebbar machen, den Handelsort und Umsatztreiber stärken – das ist das Ziel. Denn gut ein Fünftel des NRW-Umsatzes der Modebranche wird im Wirtschaftsraum Düsseldorf erwirtschaftet. Mode ist eine starke Wirtschaftskraft.

CONTRA: Das Modebusiness ist regional

Früher war eindeutig mehr Lametta und vor allem deutlich mehr internationales Geschäft. Was waren sie spektakulär und gewinnbringend, die Hoch-Zeiten der 1949 gegründeten Igedo (Interessengemeinsaft Damen- Oberbekleidung) – jahrzehntelang weltweit die Nummer 1 aller Modemessen. Wer nicht viermal im Jahr in der Modestadt Düsseldorf in den begehrten Kojen auf dem Messegelände seine Kollektionen ausstellte und wer nicht hier seine Einkäufe machte, der hatte schlechte Karten. Entweder hatte er nichts verkauft oder in der neuen Saison keine Ware im Laden. Die Igedo war der ultimative Branchentreff zum Sehen und Gesehen werden. Die Landeshauptstadt war im Gespräch, selbst in den USA. Mode wurde als haptisches Erlebnis zelebriert. Catwalks, Supermodels und Partys waren angesagt.

Die Zeiten haben sich jedoch gewandelt, klassische Messeformate sind nicht mehr zeitgemäß – und das auch schon lange vor Corona. Messen haben ihre Attraktivität verloren, wurden von den Showrooms verdrängt. Früher musste man vor Ort sein: Aus Österreich beispielsweise reisten die Einkäufer eines Bekleidungshauses zu viert an und blieben vier Tage in der Stadt. Inzwischen kommt allenfalls einer und hält sich maximal zwei Tage auf.

Maren Kaster ist seit 25 Jahren im Mode-Agentur-Business tätig. Heute führt sie mit ihrem Mann eine eigene Multi Brand Agentur und konzentriert sich auf Kunden aus der Region, darunter inhabergeführte Geschäfte, die in den Stadtteilen modische Akzente setzen. Foto: Paul Esser

Die Informationskanäle sind Instagram & Co., sie liefern täglich 24 Stunden lang neue Infos und vor allem Bilder. Immer öfter wird die Order digital oder hybrid abgewickelt. Konnte ein Handelsvertreter sich früher in seiner Agentur auf den Vertrieb einer Kollektion beschränken, braucht er heute, um entsprechend Umsatz zu machen, fünf, sechs Marken. Das bedeutet: Ein Showroom wie unserer mit verschiedenen Marken, mit einem Angebotsmix aus Bekleidung, Schals und Taschen funktioniert wie eine Micromesse mit enger Kundenbetreuung.

Unser Business ist inzwischen regional. Die Kunden kommen aus NRW, den angrenzenden Bundesländern und aus Benelux. Wobei der Standort nach wie vor spitze ist, ebenso wie Düsseldorfs Image als modische Stadt und als Orderzentrum mit einem großen Einzugsgebiet. Statt zurückzublicken und alte Zeiten zu beschwören, sollten das B2B-Geschäft in den Showrooms gestärkt werden und neu entwickelte D2C-Strategien für Endverbraucher wie beispielsweise eine Fashion Night den Einzelhandel und die Gastronomie beleben.


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