Mono: Gefragtes Design aus Mettmann

Die Besteckfabrik wurde 125 Jahre alt

Mono-Geschäftsführer Wilhelm V. Seibel (rechts) bekam von IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen die Jubiläumsurkunde – unter den Blicken des Gründungsvaters Wilhelm I. Seibel (1843 bis 1928, Bild im Hintergrund).

Text: IHK-Redaktion, Foto: Paul Esser

Ein 125-jähriges Firmenjubiläum ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Firma Mono GmbH in Mettmann beweist damit, dass sich traditionelles Handwerk und Globalisierung nicht ausschließen müssen. Denn ihre Bestecke sind weltweit bei Design-Fans gefragt. Doch bis dahin war es ein weiter Weg, seit Wilhelm Seibel I. am 4. Juni 1895 die Britanniawarenfabrik W. Seibel in Mettmann gründete.

1910 beschäftigte das Werk 240 Mitarbeiter und 1911 folgte die Expansion mit einem Zweigwerk in Ziegenhain als Hessische Metallwerke Gebr. Seibel.„Als unsere Firma dann 1936 für die Olympischen Sommerspiele eine Besteckserie gestaltete und herstellte, war zum ersten Mal auch internationale Aufmerksamkeit da“, erzählt Unternehmenssprecher Ulrich Schlaf. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte Seibel schließlich gut 1.000 Mitarbeiter. Für das Unternehmen mit dem vierblättrigen Kleeblatt-Logo, das W. Seibel seinen vier Söhnen gewidmet hatte, schien es steil bergauf zu gehen. Mit Beginn der Massenproduktion in den 1950er und 1960er Jahren drohte jedoch dem bis dahin erfolgsverwöhnten Unternehmen, wie etwa 90 Prozent der Besteckfabriken in Deutschland, das Aus.

Mehr Klasse statt Masse

„Ende der 1950er-Jahre arbeitete Herbert Seibel mit dem Designer Peter Raacke an einem bahnbrechenden Besteckentwurf – was er allerdings zunächst vor seinem Vater verheimlichte“, so Schlaf. Schlussendlich konnte er Wilhelm Seibel jedoch überzeugen und 1959 kam die Besteck-Serie Mono A auf den Markt. Danach war eine Sache klar: Statt mit Massenproduktion zu versuchen, der Konkurrenz aus Spanien und Japan die Stirn zu bieten, fokussierte Seibel einen Teil seiner Produktion auf hochwertige Design-Bestecke. Mit Erfolg: Die Besteckserie Mono A wurde zum vielfach international ausgezeichneten Design-Klassiker. Sogar bis ins Metropolitan Museum of Art in New York hat es das Besteck geschafft.

Design-Tischkultur ergänzt das Angebot

Foto: Unternehmen

1984 übernahm Wilhelm Seibel IV. das Unternehmen von seinem Onkel, benannte es kurzerhand in Mono-Metallwarenfabrik Seibel GmbH um und verlegte die Produktion des Werkes Ziegenhain nach Mettmann. Als dann der Designer Tassilo von Grolman auf der Suche nach einem Hersteller für einen futuristischen Teekannen-Entwurf bei Wilhelm Seibel vorstellig wurde, erkannte er darin die gleichen Design-Elemente, die auch Mono A zum Erfolgsbesteck gemacht hatte. „Das war die Wegbereitung für die Mono Teekanne! So kamen – neben den neuen Besteckserien – weitere Produkte der Tischkultur zur Produktpalette hinzu“, sagt Schlaf.
Seit dem Jahr 2000 führt Wilhelm Seibel V. die operativen Geschäfte. Er übernahm 2006 das Unternehmen C. Hugo Pott und erhielt die Eigenständigkeit der Pott ­Besteckmarke.

Die gesamte Fertigung wurde nach Mettmann verlagert. Seit 2014 fimieren die Marken „Mono“ und „Pott“ unter Mono GmbH. Heute leitet Wilhelm Seibel V. gemeinsam mit seinen beiden Söhnen das Familienunternehmen.

„Der Nachwuchs ist natürlich auch in unserem ‚Handwerk‘ ein großes Thema“

Ulrich Schlaf, Mono

Noch heute werden in Mettmann auf einem rund 12.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände hochwertige Design-Bestecke produziert. Aber auch an Mono ist die Corona-Krise nicht spurlos vorübergegangen: Wegen der Pandemie hat das Unternehmen in diesem Jahr keine neuen Auszubildenden gesucht. „Der Nachwuchs ist natürlich auch in unserem ‚Handwerk‘ ein großes Thema, gerade im produktiven Bereich ist es schwierig, entsprechende Mitarbeiter zu bekommen“, sagt Schlaf. „Deshalb bilden wir grundsätzlich auch aus – durch die Corona-Pandemie allerdings frühestens 2021 wieder.“ Der geschlossene Einzelhandel im März habe die Konsumgüterbranche und somit auch die Mono GmbH getroffen, so Schlaf. Das unsichere Fahrwasser lasse gerade sie im Bereich Ausbildung mit Vorsicht und Bedacht agieren. Trotz allem will sich das traditionsreiche Unternehmen die Freude an seinem Jubiläum nicht nehmen lassen – auch wenn das große Fest Corona-bedingt ausfallen muss.

Produktion anno dazumal bei Mono. Foto: Unternehmen