Neustart der Galeristen

Trotz Corona: Die DC Open 2020 war ein voller Erfolg

Der Künstler Ben J. Riepe ist für seine Tanz-Performance bekannt.

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Foto: Alexander Basile „Ben J. Riepe – Carmen Vale Kunsthalle Düsseldorf 2017“

Mit der ersten konzertierten Aktion und einer beachtlichen Vielfalt an Farben, Formen und Medien seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie sind die Top-Galerien, Ausstellungshäuser und Off-Spaces in Düsseldorf und Köln traditionell in die Herbstsaison gestartet. Zum zwölften Mal – diesmal ohne große Party und Empfang mit einem Glas Wein in der Hand – haben mehr als 50 Galeristen während der „DC Open 2020“ Anfang September drei Tage lang die Kunst gefeiert und gemeinsam zu ihren Eröffnungen eingeladen. Und überall war Aufatmen und Erleichterung darüber zu spüren, dass sich nach der Corona-Pause und der Absage aller internationalen Kunstmessen (mit Ausnahme der bevorstehenden Art Cologne im November) endlich wieder was bewegt und man ein hochkarätiges Programm zeigen konnte.
„Ich bin so froh, dass wir nach dem halben Jahr quasi ohne Geschäft eine Signalwirkung für die Kunstszene entfachen und unser Ausstellungshighlight des Jahres zeigen konnten. Hauptsache, es geht weiter, wenn auch unter Corona-Bedingungen“, sagt Michael Cosar. Er zeigt und verkauft in seinen Räumen an der Flurstraße die Arbeiten von Melissa Gordon.

„Diese DC-Open war für mich eine der erfolgreichsten der letzten Jahre“

Daniela Steinfeld, Galerie Van Horn

Voller Zuversicht richtet auch Daniela Steinfeld, Inhaberin der Galerie Van Horn in Flingern, den Blick nach vorne. Sie kann der Entschleunigung durchaus viel Positives abgewinnen: „Diese DC-Open war für mich eine der erfolgreichsten der letzten Jahre. Die Besucher sind wegen der Kunst gekommen und nicht wegen Socialising und dem gemeinsamen Dinner der rheinischen Kunstszene. Weil es weniger Ablenkung gab, wurde sich viel mehr und konzentrierter als sonst mit der Kunst auseinandergesetzt.“
„Die Menschen haben sich nach der Corona-Flaute geradezu nach Kunst gesehnt“, berichtet Meike Denker. Sie zeigte die Fotografie-Schau im Mix mit der Tanz-Performance von Ben J. Riepe in den Räumen von „Kunst & Denker Contemporary“ an der Florastraße. Die Resonanz sei sensationell gewesen.

Neue Wege funktionieren

So wie Cosar ist auch Steinfeld der Ansicht, dass die neuen Formate, darunter kostenlose Führungen gezielt für Freundeskreise von Museen und andere Interessierte in Mini-Gruppen sowie die Erweiterung der Öffnungszeiten, zum Standardprogramm künftiger Veranstaltungen gehören sollten. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass freitags um 11 Uhr morgens bereits Besucher kommen“, so Cosar. Doch zu seiner Überraschung standen, bevor er die Galerietüre öffnete, erste Kunstsinnige bereits Schlange.
Auf großes Interesse, auch von finanzstarken Käufern, stieß zum Beispiel die Fotokunst von Sigmar Polke. Sies + Höke zeigt 18 Unikate des Künstlers zu Preisen zwischen 550.000 und einer knappen Million Euro. Hans Mayer, der zusammen mit seinem Sohn Max, jeder mit seiner eigenen Galerie, als Untermieter in das legendäre Schmela-Haus eingezogen ist, sorgte für große Aufmerksamkeit. Möglich machten das Nam June Paiks monumentale Columbus-Skulptur („Eco-Lumbus“) und die Dokumentation von Paiks Zeit in Düsseldorf, flankiert von sogenannten TV-Zeichnungen. Als wahrer Magnet mit großer Strahlkraft erwies sich die Ausstellung „Kausalkonsquenz“ von Alicja Kwade, Deutschlands wichtigster jungen Bildhauerin, in der Langen Foundation vor Düsseldorfs Toren.

Trotz Masken beliebt: Die Ausstellung der Bildhauerin Alicia Kwade in der Langen Foundation.
Foto: Dagmar Haas-Pilwat

Eintauchen in künstlerische Welten

„Insgesamt war die Stimmung ausgezeichnet und die Qualität der Ausstellungen hervorragend, die Besucher konnten konzentriert in unterschiedliche künstlerische Welten eintauchen“, bilanziert Organisatorin Ljlijana Radlovic. Die DC Open hat sich demnach auch unter verschärften Bedingungen als attraktiv im starken Heimatmarkt mit einem finanzkräftigen sammelnden Bürgertum behauptet. Und sie wird vor allem auch überregional wahrgenommen – so das einhellige Urteil von Galeristen und Künstlern.
Das dezentrale Konzept der vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Stadt Düsseldorf unterstützten DC Open hat sich bewährt. Möglich wurde das durch verlängerte Öffnungszeiten der Galerien. So konnten sichere Ausstellungsbesuche unter Wahrung von Zutrittsbeschränkungen und Abstandsregeln realisiert werden. Und der Termin für die nächste, dann 13. DC Open im kommenden Jahr ist gesetzt – wie immer am ersten Wochenende im September.

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