Nicht den Mut verlieren!

Wer kurz vor der Krise ein Unternehmen gegründet hat, kämpft mit besonderen Schwierigkeiten.

Claudia Birke weiß: Was Menschen gut tut, hilft auch bei Vierbeinern.

Text: Ute Rasch, Fotos: Wilfried Meyer

Sie ist auf den Hund gekommen. Spätestens als sie begriff, dass Mensch und Tier ganz ähnliche Wehwehchen plagen. Und (fast) dieselbe Hilfe brauchen: Akupunktur, Laser- und Magnetfeldtherapie, Lymphdrainage und therapeutische Massage – das Angebot von Claudia Birke liest sich auf den ersten Blick wie das einer ganz normalen Physiotherapeutin. Nur: Ihre Patienten kommen auf vier Pfoten in ihre Langenfelder Praxis „Hundherum beweglich“, die sie vor einem halben Jahr eröffnet hat. Oder sie geht zu ihnen nach Hause. Geschäftsgründung und Corona- Zeiten, das bedeutet: Start unter schwierigen Bedingungen. Gelinde gesagt.

„Verhaltensoriginelle“ Patienten

Leyla ist drei Jahre alt, eine quirlige Australian Shepherd, die nie zur Ruhe kommt. Außer bei ihren regelmäßigen Terminen bei Claudia Birke. Sie nennt solche Patienten „verhaltensoriginell“, behandelt Leyla mit Slumbermassagen, einer speziellen Technik, deren Ziel totale Entspannung ist. Die „junge Wilde“ hat außerdem durch eine falsche Bewegung einen Kreuzbandriss erlitten, der operiert werden musste. Nach der OP soll Leyla auf dem Unterwasserlaufband der Praxis wieder fit werden. „Diese Behandlung hilft auch bei Gelenkproblemen und Übergewicht“, weiß die Fachfrau.

Claudia Birke hat sich nach umfangreicher Ausbildung zur Hunde-Physiotherapeutin vor einem Jahr zur Selbstständigkeit entschieden – zunächst nebenberuflich, seit Anfang des Jahres mit vollem Einsatz. Sie hatte auch gleich tierisch viel zu tun – aber dann kam Corona und bremste alle Aktivitäten. „Ich konnte zwar die Hunde weiterbehandeln, die zu diesem Zeitpunkt schon bei mir waren, aber Neukunden zu finden, war erst mal ausgeschlossen. Ich habe im ersten halben Jahr gut 60 Prozent meines vorab geschätzten Umsatzes erzielt“, so die Gründerin.

Ihr Businessplan war plötzlich fern aller Realität. Zumal sie zu diesem Zeitpunkt schon 25.000 Euro in ihre Praxis investiert hatte – was noch verhältnismäßig günstig war, weil sie viele Geräte gebraucht kaufen konnte. Überstanden hat sie diesen schwierigen Start auch, weil sie im ersten Halbjahr noch vom Gründungszuschuss der Arbeitsagentur profitierte. Und wenn die befürchtete zweite Welle kommen sollte? „Darüber will ich gar nicht nachdenken!“

Pioniere für gesunde Ernährung

Die Idee war neu. Und vielversprechend: Ein Protein-Café hatte es bisher deutschlandweit noch nicht gegeben. Proteine? Ist das nicht der Stoff, auf den Hochleistungssportler und Bodybuilder schwören?

Protein-Snack gefällig? Timon Gormer ist da Experte.

„Proteine sind für jeden Menschen wichtig, nicht nur für Kraftsportler, wie viele meinen“, sagen Timon Gommer und Simon Lüchtenborg, Gründer von Preens an der Düsseldorfer Graf-Adolf-Straße. Das Geschäft liegt direkt an einer Kreuzung, an der – so steht es in ihrem Businessplan – jeden Tag 80.000 Menschen vorbeikommen. Normalerweise. Aber was ist in Corona-Zeiten schon normal? Proteine (Eiweiße) gelten als Bausteine des Lebens, stecken in jeder menschlichen Zelle. „Und sie machen fit und leistungsstark.“

Nicht nur die Besucher des Fitness-Studios direkt über dem Café, sondern auch die Büromenschen aus der Nachbarschaft, die schnell mal vorbeikommen, um sich auf gesunde Weise zu stärken. Sie haben die Wahl: Protein-Porridge nach Spezialrezept, Smoothies in Variationen, Snacks mit Nüssen und Mandeln. Und die begehrte Protein- Cream (auch vegan möglich), die wie Mousse au Chocolat aussieht und schmeckt, aber nur einen Bruchteil an Kalorien hat. „Alles hält lange satt, ohne den Organismus zu belasten“, versichern die Gründer, die sich als Pioniere einer besseren Ernährung verstehen.

Fast 90 Prozent Umsatzeinbußen

Mit diesem Anspruch sind sie vor einem Jahr angetreten – „und die ersten zwei, drei Monate liefen gleich super gut“. Ein Start, der ihre Zukunftspläne beflügelte. Bis schließlich im März Corona das öffentliche Leben lahmlegte und Preens für Wochen in Zwangspause gehen musste. Timon Gommer und Simon Lüchtenborg haben in dieser Zeit Lieferdienste angeboten und ihren Online-Shop gestartet – „trotzdem mussten wir fast 90 Prozent Umsatzeinbuße hinnehmen“. Zumal auch eine zweite Business- Idee – gesundes Catering für Seminare und Firmen-Meetings – sich nicht mehr realisieren ließ, da es beides nicht mehr gab.
Zum Glück konnten sie in dieser Zeit auf einen verständnisvollen Privatinvestor setzen, bekamen 9.000 Euro vom Staat als Ausgleichs-Zahlung für verlorenen Umsatz, und profitieren vom Gründerstipendium NRW: ein Jahr lang 1.000 Euro im Monat für jeden. „Genug, um uns über Wasser zu halten.“ Auch genug, um den Mut nicht zu verlieren und an ihre Idee zu glauben. Als nächstes wollen sie Wraps anbieten (auch mit Thunfischcreme und Hühnchen), aber mit weniger Kohlenhydraten. Dafür mit einer Extra-Portion Proteinen.

Ein Video zum Gründerstipendium NRW mit Timon Gommer und Simon Lüchtenborg, Gründer von Preens.

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