Samplistick: Nachhaltigkeit für Parfümerien

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Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Martin Frey (2), Daniela Patricia Fotografie, Samplistick GmbH
„Wenn ich was erfinde, dann muss dieses neue Produkt einen entscheidenden Unterschied machen“, sagt Daniela Mündler. Weil sie sich während ihrer langjährigen Tätigkeit als Führungskraft in der Beauty-Branche bei L’Oréal und Dior (LVHM) oft über die Pröbchen mit Testmengen von Hautcremes oder Düften geärgert hat, entwickelte die Betriebswirtschaftlerin einen eigenen Ansatz und gründete das grüne Start-up Samplistick: Der Name ist Konzept. Der aus 100 Prozent Altplastik hergestellte, seit Juli 2024 für Europa patentierte Samplistick soll all die Testpäckchen ersetzen, die wahllos beim Beautyshopping in die Tüte kommen – um dann zuhause zu verstauben oder ungeöffnet direkt im Müll zu landen. 

„Pröbchen für Parfüms und Kosmetik sind unökonomisch, unökologisch und erreichen nicht die richtige Kundschaft. Die Hersteller erfahren nicht, ob sie zum Kauf animiert haben, geben aber für den Proben-Service viel Geld aus. Außerdem: Pro Jahr werden weltweit über 120 Milliarden solcher Plastik-Proben hergestellt, um weggeschmissen, zu werden“, erklärt die Düsseldorferin. Ihre Lösung: Individuell können sich die Kundinnen in den recyclebaren Samplisticks Wunschproben abfüllen lassen – egal ob Duft, Pflege, Makeup, Lippenstift, Glosse, lose und gepresste Puder. „Jeder kann zu Hause in Ruhe vor seinem Spiegel ausprobieren, ob ein korallenroter oder eher ein pinker Lippenstift zu einem passt oder wie sich eine Parfümprobe auf der Haut entwickelt“, so die Erfinderin. Über ein QR-Code und mit Hilfe einer App, die Teil des Systems ist, werden sämtliche relevanten Daten der Probe erfasst. Beispielsweise wird die Chargennummer für den Fall benötigt, dass ein Produkt zu einer allergischen Reaktion führt. Auf die Art so die Erfinderin werden Plastikmüll reduziert, individuelle Kundenwünsche erfüllt und hohe Investitionen auf Unternehmensseite eingespart. 

„Meine Expertise ist die Kundenperspektive. Ich weiß, dass Probieren vor dem Kauf ein entscheidender Faktor der Kaufentscheidung ist“, betont die 51-Jährige und positioniert sich mit ihrem Start-up als „nachhaltige und digitale Lösung für Kosmetikproben”. Ihre Idee kam gut an – bei Investoren und den auf grüne Förderungen spezialisierten Institutionen, darunter die NRW Bank, Kuer.NRW und Grüne Gründungen NRW. „Zum Glück gibt es für „Grüne Gründungen“ mittlerweile eine Vielzahl an Förderprogrammen. Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und verdient einen entsprechenden Mittel-Fokus“, sagt Daniela Mündler und ergänzt: „Ein positiver Nebeneffekt der Teilnahme an speziell auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Programmen ist die Überprüfung der Ziele durch unabhängige Fachgremien. Mir hat das Feedback bei der Entwicklung des Geschäftsmodells geholfen. Eine positive Begutachtung der Idee hat anschließend auch bei anderen Stakeholdern großes Gewicht.“ Sie wurde sogar in das Förderprogramm „Green Start-up“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) aufgenommen: „Konkret hat mir dies die Entwicklung des sogenannten „MVP“ (minimum viable product) ermöglicht – die erste Version meines Produkts, mit der ich in die Markttests gehen konnte“. Übrigens – die Testphase ist abgeschlossen, die Serienproduktion ist angelaufen.

Bundesweit ist das Land Nordrhein-Westfalen der größte Standort für Gründungen aus der Umweltwirtschaft und umweltorientierte Start-ups sind der Innovationstreiber einer Green Economy. Auch die IHK Düsseldorf begleitet und unterstützt seit 2018 das Gründungsstipendium NRW. „Darüber hinaus fördert die IHK grüne Start-ups durch Beratungsangebote, die auf nachhaltige Geschäftspraktiken abzielen. Wir bieten Networking-Möglichkeiten und Veranstaltungen, die den Austausch zwischen etablierten Unternehmen und jungen Gründenden fördern. Zudem erleichtern wir den Zugang zu Förderprogrammen und Finanzierungsoptionen, die auf nachhaltige Projekte ausgerichtet sind“, erklärt Tomi Pilipovic, IHK-Berater im Bereich Existenzgründung und Unternehmensförderung. Bei der Förderung grüner Start-ups sieht er durchaus Verbesserungspotenzial: „Obwohl es bereits eine zunehmende Anzahl von Förderprogrammen gibt, sind insbesondere Zuschüsse oft mit erheblichen bürokratischen Hürden verbunden.

„Wir erleichtern den Zugang zu Förderprogrammen und Finanzierungsoptionen, die auf nachhaltige Projekte ausgerichtet sind.“

Tomi Pilipovic, IHK-Berater im Bereich Existenzgründung

Eine Vereinfachung und Beschleunigung der Antragsprozesse könnte die Effizienz und Attraktivität dieser Programme erhöhen, insbesondere in der kritischen frühen Gründungsphase.

Beiträge über Gründende und Start-ups im IHK-Onlinemagazin.

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