Unter Strom

E-Mobilität bietet neue Perspektiven – auch bei den Taxi-Unternehmen.

Taxi-Unternehmer Eról Norman mit einem seiner London-Cabs mit E-Antrieb.

Text: Thomas Reuter, Foto: Melanie Zanin

Eról Norman ist in Düsseldorf der Vorreiter. Der Taxi-Unternehmer setzt auf E-Mobiliät – bringt Teslas und elektrisch betriebene London-Cabs auf die Straße. Rheintaxi, mit 156 Taxen einer der größten Anbieter in der Landeshauptstadt, ist noch in der Findungsphase, startet aber erste Tests, wie Allein-Gesellschafter Michael Mühlin berichtet. Die IHK begleitet die Entwicklung interessiert: „Wie reagiert die Stadt darauf? Bringt sie sich bei Lademöglichkeiten ein? Wird Taxen ein Platz an den neuen Mobilstationen eingeräumt? Ein spannendes Thema. Das Puzzle Innenstadtmobilität wird gerade neu zusammengesetzt“, so IHK-Verkehrsexperte Thomas Vieten. Rund 1.300 Taxen sind in Düsseldorf gemeldet. „Das ist relativ viel“, weiß Vieten. Wer einmal eine Lizenz habe, gebe sie in der Regel nicht leichtfertig zurück. Abzuwarten sei aber, inwiefern sich die Zahl der Fahrzeuge in Folge der Pandemie verändere und reduziere. „Keine Touristen. Keine Messen. Die Branche ist schon unter Druck“, so Vieten. Er erwarte, dass Corona die Entwicklung hin zu mehr E-Mobilität verlangsame, aber nicht aufhalte. Für ihn die Kernfrage: „Wie kann sichergestellt werden, dass es genug und schnell „Saft“ gibt, dass die Taxen auch 24 Stunden an sieben Tagen betrieben werden können?“

Knackpunkt Ladestationen

Damit greift er eine zentrale Frage auf, die Eról Norman umtreibt. „Genau darüber habe ich auch schon mit dem Oberbürgermeister gesprochen.“ Er werde zunehmend auf E-Taxen setzen. Fünf Tesla und 26 E-London-Cabs hat er schon in seiner Flotte.

„Die Ladestationen sind ein nerviges Thema“, sagt Norman. Ladestationen an den Taxi-Ständen seien eine Möglichkeit, eine große Schnellladestation in zentraler Lage – durchaus in der Nähe der Norman-Zentrale – wäre ideal. „Die könnte ja auch öffentlich genutzt werden“, merkt er an. In dieser Frage hofft er auf Unterstützung aus Verwaltung und Politik. „Es reicht nicht, uns auf die Schultern zu klopfen, weil wir einen Beitrag zu Umweltschutz und Verkehrswende leisten, man muss uns auch unterstützen.“ Bei den Kunden, unterstreicht Eròl Norman, kommen Tesla und London-Cabs an. „Wir stehen in Kontakt zu Unternehmen, die eng mit uns zusammenarbeiten wollen. Eine besondere Zielgruppe sind aber Gastronomie und Hotellerie. Gerade mit Hotels schließen wir im Moment wichtige Vereinbarungen ab.“ Er sieht aber auch den Fun-Faktor bei den London-Cabs. „Wir bieten diese als Dinner-Taxi an.“ Michael Mühlin teilt Normans Einschätzung in Sachen Ladeinfrastruktur. „Am besten wäre eine zentrale Anlage auf dem Firmengelände“, sagt er. Da gehe es nicht nur um die Zahl der Ladestationen, „sondern ums Tempo des Ladevorgangs. Wir können es uns nicht erlauben, dass ein Fahrzeug zwei Stunden nicht bewegt werden kann, weil der Akku betankt werden muss“. Eine Beteiligung der Stadt an einer entsprechenden Infrastruktur halte er ebenso für angesagt. Er persönlich gehe nach geführten Gesprächen mit Verantwortlichen im Rathaus davon aus, dass eine E-Zone in der Innenstadt eingeführt werde. „Ja, das kommt!“ Wer das umsetzen wolle, müsse aber auch die Möglichkeiten des Ladens schaffen.

Offen ist, in welchem Tempo Rheintaxi auf E-Mobile setzen wird. Ein erster Praxistest steht im Mai an. „Wir können ja nicht ein beliebiges E-Fahrzeug nehmen. Es muss schon Taxi-Qualität, auch in puncto Bequemlichkeit und Größe, haben. Wenn aber jedes E-Auto das Zwei- bis Zweieinhalbfache des Verbrenner-Taxis kostet, ist das zu teuer“, betont Mühlin.

Die Skepsis bleibt

Inci Terlinden, seit 32 Jahren Taxi-Fahrerin in Mettmann, beobachtet die Entwicklung in der Landeshauptstadt skeptisch. „Ich bin sehr umweltbewusst. Aber ein E-Taxi kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagt sie im Gespräch. Das Hauptproblem aus ihrer Sicht: das Laden. „Ich kenne zwei Personen, die ein E-Auto haben. Wenn ich sehe, wie lange die Autos stehen, wenn sie an die Ladestation gestöpselt sind, kann ich nicht erkennen, wie das praktikabel sein soll. Ich stelle mir gerade vor, dass ich einen Auftrag für eine Fahrt zum Flughafen nach Frankfurt bekomme und der Akku ist nicht geladen. Ich kann mit einem E-Taxi gar nicht flexibel reagieren.“ Kritisch beäugt Thomas Vieten Gedankenspiele um eine Düsseldorfer E-Mobil-Zone. Terlinden sieht das ebenso. „Das mit der Umweltspur zugunsten von Fahrradfahrern hat doch schon nicht funktioniert. Mit einer E-Mobil-Zone käme das nächste Stauchaos.“ E-Mobilität für Taxen im Düsseldorfer Umland ist für Terlinden aktuell nicht realistisch.

Über dieses Thema haben wir auch im IHK Quarterly 02/2021 berichtet.

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